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Norddeutschland

TÄrzte-Unterversorgung: 1,5-Millionen-Paket für Bremerhaven

Ein Schild mit der Aufschrift „ Praxis ist geöffnet“ hängt an der Eingangstür einer Arztpraxis. (zu dpa: «Kassenärzte für Strafgebühr bei ungenutzten Arztterminen»)

Damit wieder mehr Praxen öffnen und Ärzte gehalten werden, haben KV und Kassen jetzt ein Förderpaket geschnürt. Foto: Peter Kneffel

Bremerhaven droht die Unterversorgung: Daher haben die Kassenärztliche Vereinigung Bremen und die regionalen Krankenkassen ein riesiges Förderpaket geschnürt.

Von Denise von der Ahé Donnerstag, 12.09.2024, 15:00 Uhr

Bremerhaven. Termine sind immer schwerer zu bekommen, die Wartezeiten sind lang: Bei Hausärzten, Hautärzten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Kinder- und Jugendpsychiatern droht in Bremerhaven eine Unterversorgung. Das hat der zuständige Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen im Land Bremen am Dienstag festgestellt.

Im Juli lag der Versorgungsgrad bei Hausärzten bei 95 Prozent, bei Haut- und Kinderärzten nur noch bei 81 Prozent. Die Lage spitzt sich zu.

Daher haben sich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bremen und die regionalen Krankenkassen auf ein Förderpaket verständigt, das Anreize für Neuansiedlungen setzt und bestehende Praxen unterstützt.

Das Förderpaket für die vier Fachgruppen hat ein Volumen von jährlich schätzungsweise 1,5 Millionen Euro, das zu gleichen Teilen von der KV Bremen und den gesetzlichen Krankenkassen getragen wird.

Dr. Bernhard Rochell (links), Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung im Land Bremen, und Peter Kurt Josenhans, stellvertretender KV-Vorsitzender, präsentieren ein Förderpaket zur Ansiedlung von Ärzten in Bremerhaven.

Dr. Bernhard Rochell (links), Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung im Land Bremen, und Peter Kurt Josenhans, stellvertretender KV-Vorsitzender, präsentieren ein Förderpaket zur Ansiedlung von Ärzten in Bremerhaven. Foto: Lehmkühler

Halte- und Starterprämien für Ärzte in Bremerhaven

Außerdem hat der Landesausschuss die Rahmenbedingungen für die Gewährung der sogenannten Sicherstellungszuschläge festgelegt und einen Instrumentenkasten definiert, der eine flexible Förderung ermöglicht. Danach sind zwei „Halteprämien“ vorgesehen, die den höheren Aufwand für bestehende Praxen goutieren. Je mehr Patienten behandelt werden, desto höher fällt die Prämie aus.

Zudem werden ab Oktober zwei „Starterprämien“ für Ärzte eingeführt, die sich neu in Bremerhaven niederlassen oder in Anstellung gehen.

KV-Sprecher Christoph Fox erklärt das System: Ein Kinder- und Jugendpsychiater kann bei der Neuansiedlung eine Starterprämie von 150.000 Euro bekommen. Bislang gab es nur Investitionskostenzuschüsse bis zu 60.000 Euro.

Haus-, Haut- und Kinderärzte erhalten für einen begrenzten Zeitraum von zwei Jahren 20 Prozent Zuschlag auf alles, was sie erwirtschaften. Im Gegenzug müssen sie sich verpflichten, mindestens drei Jahre in Bremerhaven tätig zu bleiben.

„Wir hoffen, Ärzte für Bremerhaven gewinnen zu können“

„Mit diesem Förderpaket ist die Hoffnung verbunden, dass wir Ärzte für Bremerhaven gewinnen können“, so die Vorstände der KV Bremen, Dr. Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans. „Die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen leisten ihren Teil dazu.“

Aber auch das Land und die Kommune müssten Verantwortung übernehmen und die ambulante Versorgung als ihre Daseinsvorsorge begreifen. „Wir erwarten mehr Engagement, um die Ärzte der benötigten Fachgebiete im Wettbewerb mit anderen Regionen auch nachhaltig für eine Tätigkeit in Bremerhaven zu interessieren“, fordern die KV-Vorstände.

In den Wettbewerb der Kommunen um die Mangelware Arzt müssten auch Bremen und Bremerhaven eingreifen, „indem mitgefördert wird und Ideen gesammelt werden. Die Städte wissen rechtzeitig, wenn Neubauprojekte beantragt werden oder wenn Grundstücke in der Nutzungsfähigkeit neu begründet oder umgewidmet werden und sich hier Räumlichkeiten für Praxen anbieten.“ In Bremerhaven biete es sich an, Praxisräume bei der neuen Innenstadtentwicklung mitzuplanen.

Was sind Sicherstellungszuschläge?

Sicherstellungszuschläge werden in den Gebieten gezahlt, in denen der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen eine Unterversorgung, eine drohende Unterversorgung oder einen zusätzlichen lokalen Versorgungsbedarf festgestellt hat. Der Gesetzgeber verfolgt damit das Ziel, die ambulante vertragsärztliche Versorgung zu verbessern.

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