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Bestattungen

TAgathenburg bekommt einen Ruhewald – mit einer Einschränkung

Benedikt von Düring weiß, welche Bäume am besten für Urnenbestattungen geeignet sind.

Benedikt von Düring weiß, welche Bäume am besten für Urnenbestattungen geeignet sind. Foto: Buchmann

Die Vorbereitungen für den zweiten Ruhewald in der Samtgemeinde laufen an. Der Betreiber reagiert damit auf den Trend für Bestattungen in der Natur.

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Von Steffen Buchmann
Dienstag, 08.10.2024, 05:30 Uhr

Agathenburg. Noch fahren überwiegend Pendler und Einheimische den Parkplatz Keck in Agathenburg an, um sich einen Kaffee am Imbiss zu besorgen oder ihr Altglas an den Containern loszuwerden. Das soll sich im nächsten Jahr jedoch ändern. Ab dann werden auch Trauergäste dort parken, um ihre Verstorbenen im neuen Ruhewald in Agathenburg zu besuchen.

Für die Konzeption des neuen Ruhewaldes setzt die Samtgemeinde auf regionale Erfahrung. Benedikt von Düring und seine Frau Amélie betreiben seit 2020 den Ruhewald in Nottensdorf. Nach dem Nottensdorfer Vorbild soll auch der Agathenburger Ruhewald entworfen werden, sagt Benedikt von Düring.

Keine Tierbestattungen in Agathenburg erlaubt

Zunächst wollen sie etwa fünf Hektar Waldfläche zur Beisetzung von Urnen unter Bäumen vorbereiten, eine zukünftige Erweiterung sei möglich. Pro Hektar bieten sich etwa 100 Bäume für die naturnahe Bestattungsalternative an. Bis zu zwölf Urnen finden unter einem geeigneten Baum ihren Platz.

Bevor der Ruhewald in Betrieb genommen werden kann, muss noch Totholz herausgeschafft werden.

Bevor der Ruhewald in Betrieb genommen werden kann, muss noch Totholz herausgeschafft werden. Foto: Buchmann

Einziger Unterschied zum Nottensdorfer Ruhewald: In Agathenburg soll es keine Möglichkeit für Mensch-Tier-Bestattungen geben. „Es wird ein rein menschlicher Friedhof“, sagt Benedikt von Düring. Der erfahrene Förster hat sich das Waldstück nahe der B73 vorab genauestens angeschaut. „Die Bäume in diesem Wald sind etwa 150 Jahre alt“, sagt von Düring.

Wege aufbereiten und Totholz beseitigen

Es sei ein Mischwald, in dem überwiegend Buchen, Eichen und Lärchen ihre Wurzeln geschlagen haben. Die vorhandene Infrastruktur sei „perfekt“ für den Ruhewald, lediglich die Bäume müssten noch von Totholz befreit werden.

Die Arbeiten sollen diesen Winter stattfinden. „Das ist besser für die Bäume“, sagt Benedikt von Düring. Denn während der kalten Jahreszeiten reduzieren die Bäume ihren Wasserhaushalt auf ein Minimum, wodurch beim Schnitt weniger Schäden entstehen können.

Nachfrage nach Naturbestattungen steigt an

Anders als in Nottensdorf tritt die Familie von Düring in Agathenburg nur als Betreiber auf - die Flächen für den Ruhewald pachten sie von der Forstinteressentenschaft. Der Samtgemeinderat habe entsprechend der Vertragslaufzeit die Mindestruhezeit in der Ruhewaldsatzung von 25 Jahren auf 20 Jahre angepasst, wie Bauamtsleiter Roger Courtault mitteilt.

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Die Entscheidung, in Agathenburg einen zweiten Ruhewald zu betreiben, gehe auf die gestiegene Nachfrage zurück. „Die Leute tragen an uns heran, dass sie gerne selbst in einem Ruhewald beerdigt werden möchten oder dies für einen ihrer Lieben wünschen“, sagt Benedikt von Düring.

Wieso betreibt die Samtgemeinde den Ruhewald nicht selbst?

Agathenburgs Bürgermeister Stefan Heins (CDU) steht dem Ruhewald positiv gegenüber. „Die Nachfrage ist da“, bestätigt er. In Konkurrenz zum neu sanierten Friedhof in Agathenburg stehe das Angebot nicht. „Große Gräber werden seltener nachgefragt“, sagt Heins. Der Trend gehe zu anonymen Gräbern sowie Urnenbestattungen.

Mit einer sogenannten Ronde werden Bäume im Ruhewald markiert, die als Bestattungsbaum infrage kommen.

Mit einer sogenannten Ronde werden Bäume im Ruhewald markiert, die als Bestattungsbaum infrage kommen. Foto: Ruhewald Nottensdorf

Aber wieso betreibt die Samtgemeinde den Ruhewald nicht selbst? Bauamtsleiter Roger Courtault hat hierauf eine klare Antwort: „Hierfür fehlen uns die fachlichen und personellen Ressourcen“. Daher sei es sinnvoll, den Betrieb privatwirtschaftlich zu organisieren.

Auch die Natur profitiert von Ruhewäldern

Bestattungen in der Natur seien deshalb so beliebt, weil sie eine andere Art des Trauerprozesses ermöglichen, sagt von Düring. „Wir wollen hier sinnstiftend arbeiten und die Menschen beim Abschiednehmen begleiten“, sagt von Düring. Zudem entfalle die Grabpflege bei den Urnengräbern im Wald. Die Urnen zersetzen sich nach drei bis fünf Jahren im Boden, mithilfe von Namensplaketten können Angehörige die Gräber jederzeit wiederfinden.

Für die Natur bringe der Ruhewald auch Vorteile mit sich. „Die Bäume profitieren davon, weil sie stehen bleiben können“, sagt von Düring. Besonders beliebt bei Kunden seien Buchen und Eichen.

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