TAirbus zieht Bilanz: Was im Jahresendspurt noch fehlt

André Walter, Geschäftsführer der zivilen Flugzeugproduktion von Airbus in Deutschland. Foto: Markus Scholz/dpa
Es ist ruhiger geworden 2024 um den Flugzeugbauer. Wie das zu deuten ist, verraten die Deutschland-Bosse. Dem Norden kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.
Hamburg. „Spannende Zeiten, ein gutes Jahr, wir sind zufrieden“ - mit diesen Worten kommentierte André Walter, Chef der zivilen Flugzeugproduktion von Airbus in Deutschland, vor Luftfahrt-Journalisten die aktuelle Lage. Vor allem die über 800 Neu-Bestellungen in diesem Jahr stehen ganz oben in seiner Bilanz, zumal darin 195 Großflieger der Typen A330 und A350 enthalten sind, deren monatliche Produktionsrate moderat steigen wird.
In den Auftragsbüchern stehen alleine 7.000 noch nicht gebaute A320neo und A321neo, dazu kommen über 550 A321XLR-Flieger. Dieses neue Modell wurde Ende Oktober erstmals an die spanische Fluglinie Iberia ausgeliefert, die das neue Mittelstreckenflugzeug auf der Langstrecke fliegt. „Bisher ohne Probleme“, sagt André Walter, „wir haben nichts anderes erwartet.“
Dieser neue Flugzeugtyp wird ausschließlich in Hamburg endmontiert. „Alle Bestellungen sind gut für unsere deutschen Standorte und Hamburg“, sagt Walter, der die Lage des Konzerns aber nicht sorgenfrei schilderte.

Zum Aufschwung bei Airbus tragen wesentlich zwei Versionen des Airbus A321 bei: der A321XLR und der A321ACE. Foto: Jonathan Brady/PA Wire/dpa
Hochlauf: Was Airbus noch Probleme macht
Das Problem liege nach wie vor bei den Zulieferbetrieben. Die monatliche Produktionsrate sollte ursprünglich bis 2026 auf 75 steigen, dieses Ziel wurde um ein Jahr auf 2027 verschoben. „Wir verbauen drei Millionen Teile von 3.000 Lieferanten und wenn da auch nur wenige Teile fehlen, haben wir ein Problem“, schildert Sebastian Peters. Airbus habe längst reagiert und eigene Beschäftigte in die Zuliefer-Industrie geschickt, um bei der Problembewältigung zu helfen.
„Es gibt Zeichen, dass unsere Planung robust aussieht“, sagt Peters, das Auslieferungsziel von 770 Fliegern bis Ende Dezember sei - unter anderem mit Sonderschichten - noch zu erreichen. Das würde bedeuten, dass im November und Dezember über 100 Flugzeuge an die Kunden gehen. Im Oktober lieferte der Dax-Konzern gerade einmal 62 Flugzeuge aus.
Airbus-Konzernchef Guillaume Faury sagte nahezu zeitgleich in Toulouse: „Kurzfristig ist es sehr eng, ich werde erst Ende November Gewissheit haben.“ Triebwerke seien knapp, und werden noch für einige Monate knapp bleiben, so Faury.

„Zufrieden mit diesem Jahr“ - die deutsche Airbus-Geschäftsführung mit André Walter, Nicole Dreyer-Langlet und Sebastian Peters (von links). Foto: Stephan
Standort Finkenwerder in Führungsrolle
Treiber des Hochlaufs sind weiterhin vor allem die Flieger der A320-Modellfamilie, knapp jede zweite davon wird in Hamburg endmontiert. Derzeit liegt die monatliche Produktionsrate weltweit bei 52 Fliegern. Um die angepeilte Steigerung zu erreichen, wird es kurzfristig jeweils eine zusätzliche Endlinie in Toulouse, Tianjin/China und Mobile/USA geben. Mit 5000 Beschäftigten und der Endlinie für die A220 spielt das Werk in Alabama eine große Rolle in der Produktion, aber auch politisch in Bezug auf mögliche Strafzölle, die Donald Trump für europäische Produkte angekündigt hat.
Mit vier Endlinien für die A320-Typen hat der Standort Finkenwerder die führende Rolle in der Endfertigung. Wobei André Walter immer wieder darauf verweist, dass alle Nordwerke von den steigenden Produktionsraten profitieren, unter anderem vor allem mit Rumpfschalen aus Nordenham, der hinteren Rumpfsektion aus Finkenwerder, den Seitenleitwerken aus Stade, Teile der Kabinenausstattung und Buxtehude und Teile der Flügel aus Bremen. Im Auftragsbuch stehen derzeit deutlich über 8.000 Flugzeuge, quer durch alle Modellreihen. Die Produktion ist damit bis ins nächste Jahrzehnt ausgelastet.
Wieder weniger Neueinstellungen bei Airbus
Nachdem Airbus im vergangenen Jahr in den Nordwerken über 1.000 Beschäftigte neu eingestellt hat, liegt die Zahl in diesem und wohl auch im nächsten Jahr deutlich tiefer. „Konsolidierung“ sei angesagt. Fachkräfte würden vor allem in spezifischen Bereichen wie beispielsweise der IT gesucht.
Airbus Forschungschefin Nicole Dreyer-Langlet zeigte sich vor den Journalisten weiterhin davon überzeugt, dass 2035 ein CO2-neutrales Flugzeug in der Luft sein wird - ein Jet mit Wasserstoffantrieb. Zuvor gebe es kurz- und mittelfristig Maßnahmen, wie beispielsweise die Erforschung optimaler Start- und Landebedingungen zur Einsparung von Kerosin und die Verwendung von nachhaltigeren Kraftstoffen, die die Umweltbelastungen verringern sollen - die neuen Airbus Neo-Flieger sind 20 bis 25 Prozent effektiver in der Luft. Die These von Nicole Dreyer-Langlet gilt weiter: „Je schneller wir den Hochlauf schaffen, desto besser ist das für die Umwelt.“ (mar)