T„Alles erstunken und erlogen“: Lottogewinner verliert halbe Million Euro

Drei Angeklagte aus Rotenburg, Oyten und Ottersberg müssen sich aktuell vor dem Landgericht Verden verantworten. Durch eine Betrugsmasche sollen sie rund 2,14 Millionen Euro erbeutet haben. Foto: Ebener/dpa
Im Prozess vor dem Landgericht Verden gegen vier Betrüger kam jetzt einer der Geschädigten zu Wort. Ein Lottogewinner aus dem Kreis Grafschaft Bentheim investierte 500.000 Euro.
Verden. Eine halbe Million Euro aus seinem Lottogewinn hatte ein 53 Jahre alter Mann aus dem Kreis Grafschaft Bentheim in ein Rotenburger Unternehmen investiert, das sich zur Verwaltung des Vermögens einer Stiftung gegründet hatte. Er glaubte an ein gutes Investment und wollte seinen Gewinn vergrößern. Doch am Ende war sein Geld weg. Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Stade ist er Betrügern aufgesessen. Der Geschädigte war erster Zeuge in dem Prozess vor dem Landgericht Verden gegen drei Angeklagte aus Rotenburg, Oyten und Ottersberg.
Eine Bekannte haben ihm das Investment empfohlen. „Wir sind mit drei Leuten zu der Niederlassung oder der Zentrale gefahren“, berichtete der Zeuge. Er, seine damalige Lebensgefährtin und die Bekannte. Erst später habe er bei der Polizei erfahren, dass diese Bekannte für ihre Vermittlung Provision erhalten haben soll.
Mit „Bank-Deutsch“ Kompetenz ausgestrahlt
Nach seiner Erinnerung war es ein Büro in Sottrum. „Hochmodern eingerichtet, mehrere Parteien, mehrere Büros.“ Gesprochen habe er dort mit vier Männern: dem 68-Jährigen aus Rotenburg, dem 46-Jährigen aus Oyten, einem vierten Angeklagten aus Delmenhorst, dessen Strafverfahren wegen derzeitiger Verhandlungsunfähigkeit abgetrennt worden ist, und einem Mann aus der Schweiz, der bislang in dem Prozess noch keine Erwähnung fand.
„Der Macher“ sei der 68-Jährige aus Rotenburg gewesen. „Er sprach dieses Bank-Deutsch, sodass man das eher verstehen konnte. Er hat Kompetenz ausgestrahlt.“ Der 46-Jährige „saß daneben und hat mal was gesagt“.
Goldgeschäfte sollten 1,5 Prozent monatlich einbringen
„Dann habe ich das versucht“, sagte der Zeuge. Den ersten Versuch bezifferte er mit 200.000 Euro. Ein, zwei Monate später habe er noch einmal 300.000 Euro investiert. In was konkret, das könne er heute nicht mehr sagen. Anfang 2019 sei das Ganze bereits gewesen. „Ich habe es aus meinem Kopf gestrichen, einem Anwalt übergeben und der ist seitdem tätig.“
Ein paar Erinnerungen kamen dann doch noch. „Ich glaube 1,5 Prozent monatlich wurden versprochen.“ Um Gold sei es gegangen. „Es sollte aus einem Drittland nach Dubai geschafft und dort zu Münzen geprägt werden.“ Ihm sei suggeriert worden, dass es sicher sei. Gesprächsinhalte konnte er nicht wiedergeben. „Es war alles erstunken und erlogen“, merkte er rückblickend an.
Hinhaltetaktik bis zum großen Schockmoment
Als kein Geld kam, habe er mehrfach nachgefragt. „Einer hat auf den Anderen verwiesen. Es war eine Hinhaltetaktik. Dann kriegen sie einen Schock“, verdeutlichte der Lottogewinner. Wo das Geld geblieben ist, dazu ist der 38 Fälle umfassenden Anklageschrift nichts zu entnehmen.
Laut dieser sind von Dezember 2015 bis Juli 2018 rund 2,14 Millionen Euro von Anlegern auf dem Firmenkonto eingegangen, aber nur 1,07 Millionen Euro zurückgezahlt worden. An den Zeugen kein Cent und seine 500.000 Euro hatte er erst Anfang 2019, also nach dem genannten Zeitraum eingezahlt.
Siebenstelligen Betrag im Lottospiel gewonnen
Der 53-Jährige wollte nicht, musste aber sagen, woher das investierte Geld stammt. „Es kommt aus Hannover von der Lotto-Gesellschaft.“ Als es am Ende seiner Aussage um die Frage ging, ob er durch den Verlust in Not geraten ist, blieb ihm zumindest erspart, die konkrete Gewinnsumme zu nennen. „Ein siebenstelliger Betrag“, genügte den Juristen als Antwort. (wb/mcw)