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Stadtplanung

T7 wichtige Fragen zum umstrittenen Stader Ankerplatz - und ihre Antworten

Ankerplatz April 2025

Ankerplatz April 2025 Foto: Richter

Um den Ankerplatz gibt es zurzeit jede Menge Diskussionen. Wer mitreden will, sollte die Faktenlage kennen. Daher an dieser Stelle die sieben wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Projekt.

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Von Anping Richter
Mittwoch, 02.04.2025, 11:55 Uhr

1. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge beim Ankerplatz?

Das Havenbüro, ein multifunktionaler 40-Fuß-Container mit Glasfront, ist als Zentrale des Ankerplatzes soeben eröffnet worden. Seit 1. April kann Wiebke Wilkens, einzige fest angestellte Mitarbeiterin, täglich als Ansprechpartnerin vor Ort sein. Vorher hatte sie ein Büro in der Nähe nutzen müssen. Auch Jens Bossen, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, will künftig stundenweise vor Ort arbeiten, um für Fragen rund um die Altstadtsanierung ansprechbar zu sein.

Gruppen dürfen das Havenbüro samt Sanitärräumen für Treffen, Workshops und mehr nutzen. Wer Zugang haben will, muss „Dorfbewohner“ werden, sich also registrieren und vor Ort freischalten lassen. Mit Smartphone-App und Code ist der eigenständige Zugang zu Räumen, Technik, Spiel- und Sportgeräten möglich - auch abends und am Wochenende.

Spielcontainer, Pflanz-Container für Gartengeräte und Bike-Box gibt es schon länger. Die Fahrrad-Fächer werden per EC-Karte gebucht und bezahlt. Palettenmöbel und Hochbeete auf dem Platz sind ebenfalls im Projekt entstanden. Außerdem gehören ein mobiler Basketballkorb und ein Tischkicker zum Angebot - und eine aufblasbare, mobile Sportarena.

2. Was soll noch kommen?

Das Havenbüro braucht noch Elektroanschlüsse und WLAN. Zwei Gastro-Container stehen, es laufen Gespräche mit einem Gastronomen, der sie ausbauen und Veranstaltungen und Alltagsangebote machen will. Ein Bühnencontainer ist fast fertig, die beauftragte Firma Navitas in Agathenburg setzt gerade das Rolltor ein. Als Nächstes soll Navitas den Next-Gen-Container (Jugendcontainer) ausbauen.

3. Wer ist beim Ankerplatz aktiv und was gibt es für Angebote?

Etwa 20 Ehrenamtliche engagieren sich kontinuierlich. Bei Aktionen packen viele mehr an: Schüler und Azubis beim Möbelbau und Ausbau der Container, zum Müllsammeln am Cleanup-Day waren auch Jugendfeuerwehr und Jugend-DLRG dabei. Am Wochenende hat die Havenliga gespielt: Jugend-Teams treten in der aufblasbaren Arena an. Das Catering übernimmt der Abijahrgang des Athenaeums für die Abi-Partykasse. Zehn ehrenamtliche jugendliche Lotsen, die dafür eine Aufwandsentschädigung bekommen, betreuen solche Jugendprojekte und haben drei weitere Veranstaltungen schon terminiert. Kleidertauschparty ist an jedem ersten Mittwoch im Monat von 16 bis 18 Uhr, und am Freitag, 4. April, ist von 17 bis 21 Uhr Abendflohmarkt.

Das Havenbüro ist seit 1. April geöffnet. Wiebke Wilkens (rechts) stellt Mitstreitern die neuen Räume und Möglichkeiten vor.

Das Havenbüro ist seit 1. April geöffnet. Wiebke Wilkens (rechts) stellt Mitstreitern die neuen Räume und Möglichkeiten vor. Foto: Richter

Auf seiner Homepage nennt der Ankerplatz eine lange Liste von Sponsoren und Unterstützern - nicht nur finanziellen. So übernimmt die Stader Architektin Angelika Budde die Planung und die Anträge, die Stader Werbeagentur Vitamin B2 die Gestaltung des Webauftritts. Die Universität Hamburg begleitet das Projekt wissenschaftlich, um eine Umsetzung auch an anderen Standorten zu erlauben - und finanziert darüber auch die Stelle von Wiebke Wilkens mit.

4. Warum wird der graue Platz nicht mehr begrünt?

Diese Frage bekommen die Initiatoren immer wieder zu hören. Sie beschränken sich auf die Hochbeete, weil wegen Frühjahrs- und Herbstmarkt alles mobil und wegräumbar bleiben soll. Auch dauerhafte Grünflächen sind deshalb ausgeschlossen. Für richtige Bäume reicht die Tragkraft des Parkhauses unter dem Platz nicht aus.

Bäume trägt das Parkhaus unter dem Platz nicht: Hochbeete in Kisten müssen reichen.

Bäume trägt das Parkhaus unter dem Platz nicht: Hochbeete in Kisten müssen reichen. Foto: Richter

5. Warum bekam das Ankerplatz-Team den Auftrag zur Umgestaltung des Platzes?

Die Stadt Stade hatte 2019 einen Ideenwettbewerb zur Gestaltung des öden Platzes Am Sande ausgelobt. Das Konzept von Mario Handke machte das Rennen. Mit Unterstützung der Stadt und einem ehrenamtlichen Team klappte viel: Eine halbe Million Euro Fördermittel fließen, der Eigenanteil der Stadt liegt bei 200.000 Euro. Mit Crowdfunding und Sponsoren konnten insgesamt fast eine Million Euro eingeworben werden. Finanziell soll sich das Projekt nach der Startphase ohne städtische Mittel tragen.

6. Warum gab es so viele Verzögerungen?

Eigentlich sollte das Havenbüro die Keimzelle des Projekts sein. Doch die Covid-Krise setzte viele Container fest, dann wurde ein Großteil der noch vorhandenen für Flüchtlinge aus der Ukraine benötigt. Bei öffentlicher Förderung müssen Aufträge ausgeschrieben werden. Gibt es keine Bewerber, werden mehrere Ausschreibungen nötig. Handwerker und Bauämter haben Fachkräftemangel und sind überlastet. Aktuell fehlt am Gartencontainer zum Beispiel noch immer eine Außentreppe zum Gewächshaus auf dem Dach, weil die Baugenehmigung aussteht. So etwas kommt auch bei anderen Projekten vor, aber hier sind Ehrenamt, Stadt und weitere Akteure unter einen Hut zu bringen.

7. Wie ist die Stimmung in der Stadt?

Kontrovers. Es gibt aktuell bei change.org zwei Petitionen: Eine gegen das Projekt, die Sabrina Klapper vor einer Woche initiiert hat, wurde zwischendurch geschlossen und jetzt von ihrem Mann wieder geöffnet. Sie zählt aktuell 87 Unterstützer. Seit zwei Tagen gibt es eine Petition namens „Erhalte den Ankerplatz - Für ein soziales und offenes Miteinander“, die aktuell 155 Unterstützer hat. Sie wirbt für den Ankerplatz als dringend benötigten Raum für soziale Vernetzung und kreative Entfaltung für junge Menschen und als Safe Space für die queere Community.

Basketball spielen, auf den Außenmöbeln chillen: Der Ankerplatz am Montagnachmittag.

Basketball spielen, auf den Außenmöbeln chillen: Der Ankerplatz am Montagnachmittag. Foto: RichterRichter

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