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Pflegeausbildung

TAuf Knopfdruck manchmal auch störrisch: Juno, die sprechende Pflegepuppe

Cindy Burfeind übt an der Krankenpflegepuppe Juno wie man Medikamente injiziert.

Cindy Burfeind übt an der Krankenpflegepuppe Juno wie man Medikamente injiziert. Foto: Stehr

An der BBS III in Stade werden die Pflegefachkräfte von morgen ausgebildet. Dazu gehört auch die Arbeit mit einer Puppe. Die ist mal Mann und mal Frau. Ein Besuch.

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Von Lena Stehr
Sonntag, 02.03.2025, 13:50 Uhr

Stade. Der Bedarf an Pflegekräften steigt bis zum Jahr 2049 im Vergleich zu 2019 voraussichtlich um ein Drittel auf 2,15 Millionen, hat das Statistische Bundesamt berechnet. Wer sich für einen Job in der Pflege entscheidet, wird also mit großer Sicherheit Arbeit finden.

„Außerdem verdienen Pflegefachkräfte inzwischen sehr gut“, sagt Anke Hilck, Abteilungsleiterin für den Bereich Gesundheit-Pflege an der Berufsbildende Schule III Stade. Schon im ersten Ausbildungsjahr gebe es je nach Betrieb zwischen 1200 und 1400 Euro brutto im Monat, so Hilck. Später seien es mindestens 3600 Euro brutto monatlich, meistens sogar deutlich mehr.

In Teilzeit zur ausgebildeten Pflegefachkraft

Im Jahr 2023 waren laut Agentur für Arbeit bundesweit 1,69 Millionen Pflegekräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Etwa 82 Prozent von ihnen sind Frauen, mehr als die Hälfte arbeitet in Teilzeit. Seit 2024 gibt es auch an der BBS III ein Ausbildungsangebot für alle angehenden Pflegekräfte, die nicht in Vollzeit arbeiten können oder wollen.

Eine der ersten drei Mütter, die sich an der BBS III in Teilzeit zur Pflegefachkraft ausbilden lassen, ist Cindy Burfeind aus Drochtersen. Die gelernte Friseurin war nach der Geburt von drei Kindern länger in Elternzeit und wollte nicht zurück in ihren alten Beruf.

„Ich wollte lieber Menschen helfen“, sagt die 38-Jährige. 2020 fing sie deshalb als ungelernte Hilfskraft in einem ambulanten Pflegedienst an - in Teilzeit. Dass sie sich jetzt ebenfalls in Teilzeit zur Pflegefachfrau ausbilden lassen kann, ist für sie ein Glücksfall. „Ich hätte das in Vollzeit nicht geschafft“, sagt Cindy Burfeind, deren jüngstes Kind (5) noch in die Kita geht. Die anderen Kinder sind 12 und 14 Jahre alt.

Cindy Burfeind übt, einen Patienten sicher aus dem Bett zu bekommen.

Cindy Burfeind übt, einen Patienten sicher aus dem Bett zu bekommen. Foto: Stehr

Während ihrer Ausbildung arbeitet Burfeind weiter bei dem Pflegedienst, bei dem sie vorher schon angestellt war. Sie bekommt auch das gleiche Gehalt, obwohl sie weniger Stunden zur Verfügung steht.

Burfeind muss mehrere Theorieblöcke und auch Pflichteinsätze absolvieren, zum Beispiel in der stationären Altenpflege und im Krankenhaus. Hier springt die Agentur für Arbeit ein, die Burfeinds Chefin einen Ausgleich zahlt.

Insgesamt dauert die Teilzeit-Ausbildung drei Jahre und vier Monate und damit vier Monate länger als eine Vollzeitausbildung. Die Wochenarbeitszeit beträgt 32 Stunden. Praktischen Unterricht haben die angehenden Pflegefachkräfte auch am Standort in der Wiesenstraße. Dafür steht seit kurzem das sogenannte Skills Lab zur Verfügung, ein Versuchsraum (Englisch: Laboratory), in dem spezifische Fertigkeiten und Fähigkeiten (Englisch: Skills) praktisch vermittelt werden.

Juno, die sprechende Krankenpflegepuppe

Besonders spannend wird es, wenn Fachpraxislehrerin Claudia Bertram die Krankenpflegepuppe Juno zum Leben erweckt. Juno kann dank auswechselbarer Genitalien Mann oder Frau sein. Sie hat Vitalfunktionen, die über eine Software gesteuert werden und sie spricht.

„Leider nur Englisch, aber so können die Auszubildenden auch ihre Englischkenntnisse verbessern“, sagt Claudia Bertram. Wichtig sei nämlich, dass die angehenden Pflegekräfte auf das reagieren, was Juno sagt und mit ihr sprechen, wenn sie ihren Blutdruck messen, ihr eine Injektion geben oder einen Katheter legen.

Manchmal ist Juno auch störrisch oder hat plötzlich einen Kreislaufzusammenbruch. Darauf müssen die Auszubildenden dann unter Stress reagieren. „Der Lerneffekt ist enorm, weil wir reale Bedingungen so gut simulieren können“, sagt Claudia Bertram.

Fachpraxislehrkraft Claudia Bertram erklärt einer Pflegeschülerin, wie Babys richtig versorgt werden.

Fachpraxislehrkraft Claudia Bertram erklärt einer Pflegeschülerin, wie Babys richtig versorgt werden. Foto: Stehr

Im Skills Lab stehen auch teilweise täuschend echt wirkende Babypuppen zum Trainieren der Säuglingspflege zur Verfügung. Außerdem gibt es mehrere Betten, Rollstühle sowie Dusche, Waschbecken und eine Toilette. Hier können die Auszubildenden üben, wie sie Patienten am besten waschen, füttern oder vom Rollstuhl aufs WC heben und welche Handgriffe nötig sind, um jemandem aus dem Bett zu helfen.

Der nächste Teilzeit-Ausbildungslehrgang startet am 1. April. Nähere Informationen per Mail an pflege@bbs3stade.de und auf www.bbs3stade.de.

Fachkraft Claudia Bertram (rechts) erklärt Cindy Burfeind an der Krankenpflegepuppe Juno wie man Blutdruck misst.

Fachkraft Claudia Bertram (rechts) erklärt Cindy Burfeind an der Krankenpflegepuppe Juno wie man Blutdruck misst. Foto: Stehr

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