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Horneburg

TAuf den Spuren des Raubritters: Burginsel wird zum Erlebnispark für Zeitreisende

Flecken-Bürgermeister Jörk Philippsen beim Burginsel-Spatenstich mit Knut Willenbockel, Gunda Kiefaber, Julian Benesch und Jürgen Philipp. Rechts im Jacobs-Bagger sitzt Markus Will (von links). Im Hintergrund ist das Horneburger Schloss zu sehen.

Flecken-Bürgermeister Jörk Philippsen beim Burginsel-Spatenstich mit Knut Willenbockel, Gunda Kiefaber, Julian Benesch und Jürgen Philipp. Rechts im Jacobs-Bagger sitzt Markus Will (von links). Im Hintergrund ist das Horneburger Schloss zu sehen. Foto: Vasel

Bürgermeister Jörk Philippsen hat mit einem Spatenstich im Schatten des Horneburger Schlosses die Aufwertung der Burginsel zum Kulturpark gestartet. Die Besucher werden mit ihren Smartphones auf den legendären Isern Hinnerk treffen. Das ist geplant.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 07.03.2024, 05:00 Uhr

Horneburg. In dieser Woche rückte das Garten- und Landschaftsbauunternehmen Jacobs auf der Burginsel an. Symbolisch griff der Flecken-Bürgermeister Jörk Philippsen (FWG) zum Spaten. Gemeindedirektor Knut Willenbockel und seine Kollegin Gunda Kiefaber schauten Philippsen sowie Julian Benesch vom Büro Landschaftsarchitektur+ und Jürgen Philipp vom Heimatverein über die Schultern. Eigentümer Maximilian von Düring war verhindert. Seine Familie war 1502 als Teil der Burgmannschaft in die Fußstapfen der von Borchs, Burgmänner ab 1286, getreten. Er hat die Insel an den Flecken verpachtet.

Altes Horneburg wird wieder sichtbar und erlebbar

Ihre gemeinsame Mission: Sie wollen die Burginsel „in Wert setzen“. Kulturveranstaltungen sind geplant, außerdem werden die Besucher wie Zeitreisende zurück ins Jahr 1255 reisen. In seiner Kindheit, so Philippsen, war die Burginsel für ihn ein Abenteuerspielplatz. Er freue sich, dass diese jetzt zu einem kulturhistorischen Erlebnispark wird - für Einheimische und Auswärtige.

Der Flecken lässt sich das Projekt 541.000 Euro kosten. Die Horneburger haben sich Städtebaufördermittel sichern können, Bund und Land beteiligen sich. 470.000 Euro gibt es aus der Staatskasse. Das Amt für regionale Landesentwicklung in Lüneburg begleite das Burginsel-Projekt „sehr wohlwollend“, so Rathaus-Städteplanerin Gunda Kiefaber. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. „Sie ist unsere Burgen-Expertin“, lobte Samtgemeindebürgermeister Willenbockel ihr Engagement.

Was ist geplant? Eine Terrasse für Kulturveranstaltungen wird angelegt. Alte Fundamente der Burggebäude werden sichtbar - in Form von Sitzbänken aus Beton mit Holzauflage. Des Weiteren wird ein Palisadenzaun als Reminiszenz an die Befestigung errichtet. Geplant ist, dass die Burginsel auch über eine zweite Brücke zum Handwerksmuseum erschlossen wird. Außerdem wird es Sitzstufen am Wasser geben - aus den mächtigen alten Burgmannshof-Findlingen, die heute im Schlosspark liegen.

Mit dem Smartphone auf Isern Hinnerk treffen

Auf der anderen Seite soll die Pferdetränke am Burggraben wieder sichtbar werden. Diese erfüllte allerdings einen anderen Zweck, weiß Jürgen Philipp vom Heimatverein Horneburg. Fuhrwerke fuhren ins Wasser, das Holz der eisenbeschlagenen Räder quoll auf. Danach ruckelte nichts mehr. Gemeinsam mit dem Kreisarchäologen Daniel Nösler, Burgenforschern und IT-Experten der HafenCity-Universität Hamburg wird eine interaktive Burginsel-App entwickelt. Besucher werden die Burg visuell erleben und Aufgaben lösen können. Dazu müssen sie nur Smartphone oder Tablet nutzen und ihre Kameras auf QR-Codes halten. Im Handwerksmuseum werden Info-Tafeln an die Geschichte der 1255 erbauten und 1645 zerstörten Burg erinnern. Baulich und virtuell wird die archäologisch gesicherte Bebauung sichtbar. „Das wird der Hammer“, sagte Philippsen. Willenbockel sprach von einer „kulturhistorischen Erlebnisinsel“.

Das ist der Plan des Büros Landschaftsarchitektur+ aus Hamburg für die Burginsel in Horneburg.

Das ist der Plan des Büros Landschaftsarchitektur+ aus Hamburg für die Burginsel in Horneburg. Foto: Vasel

Für Landschaftsarchitekt Julian Benesch vom Büro Landschaftsarchitektur+ aus Hamburg geht es um mehr. Im Zuge der Inwertsetzung werden letztlich auch die Sichtachsen auf das 1886 im Bereich der früheren Vorburg errichtete Herrenhaus im Tudor-Stil - im Volksmund Horneburger Schloss - wiederhergestellt. Drei Monate sind veranschlagt, so Ingo Jeschke, Chef der Landschaftsbaufirma Jacobs.

Die Geschichte der Horneburger Burginsel

Berühmtester Bewohner war Heinrich von Borch (Isern Hinnerk), er war 1311 nach der Schlacht um die Burg im Dannsee (Beckdorf) nach Horneburg geflüchtet. Die Horneburg war bis 1500 bewohnt.

Dann zogen die Adelsfamilien in ihre Gutshäuser. Die Insel diente nur noch als Zufluchtsort bei einem Angriff. Die 2020 von der Kreisarchäologie durchgeführte Prospektion lieferte erstmals grundlegende Erkenntnisse über den Bau. Fundamente von Häusern der Burgmänner wurden nachgewiesen.

Blick vom Schlosspark auf die Horneburger Burginsel, lange Zeit als Gartenland genutzt, und das Herrenhaus von 1886 (rechts). Links liegt das Handwerksmuseum (Pferdestall).

Blick vom Schlosspark auf die Horneburger Burginsel, lange Zeit als Gartenland genutzt, und das Herrenhaus von 1886 (rechts). Links liegt das Handwerksmuseum (Pferdestall). Foto: Vasel

Die Archäologen gehen davon aus, dass die Burg von Wall und Palisadenzaun umgeben war. Sie war 1255 von Erzbischof Gerhard II. von Bremen als Bollwerk gegen die Welfen errichtet worden. Mehrere Adelsfamilien nutzten die Burg, sie stellten Burgmannschaft und Burgmänner.

Es handelte sich um eine Wasserburg (Typ Niederungsburg), geschützt durch Flussarme der Aue und Sumpf. Über drei Dämme waren Haupt- und Vorburg erreichbar. Horneburg war im Mittelalter bedeutend - vor allem für tiefgläubige Christen. In der Gertruden-Kapelle am heutigen Alten Friedhof am Auedamm zog eine Reliquie der 659 gestorbenen Äbtissin Gertrud von Nivelles, Ur-Ur-Großtante von Karl dem Großen, die Pilger an.

Außerdem lag die Horneburg am Ochsen- und am Jakobsweg. Den Dreißigjährigen Krieg überstand die Burg nicht. 769 Jahre nach ihrem Bau feierte sie ihre Wiederauferstehung.

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