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Tourismus

TAusgezeichnet: Dieses Hotel in Stade glänzt mit neuem Stern

Die Plakette zeigt es: Das Havenhostel ist mit 3-Sternen-Superior zertifiziert worden. Hotel-Direktor Maximilian Schäfer freut sich.

Die Plakette zeigt es: Das Havenhostel ist mit 3-Sternen-Superior zertifiziert worden. Hotel-Direktor Maximilian Schäfer freut sich. Foto: Strüning

Die Stader Hotelszene ist in Bewegung geraten. Neue Sterne wurden verliehen, alte Häuser saniert. Diese Akteure stecken dahinter - und das fehlt der Stadt noch.

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Von Lars Strüning
Mittwoch, 24.07.2024, 05:50 Uhr

Stade. Mehr Licht als Schatten prägt die Branche in der Hansestadt. 2023 registrierte Frank Tinnemeyer als Tourismuschef der Stade Marketing ein Allzeithoch an Übernachtungen. Insgesamt 256.000 Nächte verbrachten Gäste in Stade. 2022 waren es gut 242.000, 2019 gut 232.000.

So ist die Lage der Hotellerie in Stade

Stade profitiert offenbar vom neuen Trend seit Corona, mehr Urlaub im Inland zu verbringen. In den Zahlen finden sich auch die Nächte auf den Wohnmobilplätzen wieder, eine Sparte, die weiter boomt.

Im Schnitt bleiben die Gäste 2,3 Nächte in der Stadt. Da ist noch deutlich Luft nach oben. Die Touristen kommen vorwiegend zwischen April und Oktober. Immer mehr kristallisiert sich der September als Top-Monat heraus - nach den großen Ferien.

Das Erstaunliche: Die Zahlen kommen zustande, obwohl der Bustourismus schon lange nicht mehr die Rolle spielt wie früher. Heute geht es individueller zu, sind es vor allem Paare und kleine Gruppen, die Stade und die Region erkunden.

Menschen reisen individuell - und mit dem Fahrrad

Dabei spielt der Fahrradtourismus eine immer größere Rolle. Der Tipp von Tinnemeyer an alle Hoteliers: Auf E-Biker einstellen, also sichere Abstell- und gute Lademöglichkeiten schaffen. Das liege im Trend.

Insgesamt registriert Tinnemeyer eine gute Grundstimmung unter den Hoteliers in Stade, mit viel Zuversicht. Die Einschätzung teilt Lutz Feldtmann, Betreiber des Vier Linden in Stade-Schölisch und Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), zumindest ansatzweise.

„Die Zahlen sind zufriedenstellend“, sagt er, auch wenn das Vor-Corona-Niveau noch nicht ganz erreicht worden sei. Einige Betriebe kämpfen noch mit Rückzahlungen der Corona-Hilfen oder den Überbrückungskrediten der N-Bank.

Sein Betrieb gehört wie etwa auch das Hotel zur Einkehr zu den Herbergen, die gut von den Busgruppen lebten. Was ihm aufgefallen ist: Seit Eröffnung des Havenhostels ist Stade nicht mehr ausgebucht. „Wurden Überkapazitäten geschaffen?“, fragt er sich.

Wunsch nach dem Surfpark und einem Luxushotel

Was könnte Stade guttun? Feldtmann setzt zum Beispiel auf den Surfpark als Impuls für den Tourismus, aber auch auf gute ausgebaute Radwege und zum Beispiel den Radwanderbus, den Landkreis und Kommunen finanzieren. Was seine Branche überhaupt nicht gebrauchen könnte, sei eine Bettensteuer, wie sie in Hollern-Twielenfleth diskutiert wird.

Was Tinnemeyer fehlt: ein einfaches, günstiges Hostel für Radfahrer und eine hochklassige Einrichtung im Bereich 4-Sterne-Superior mit großem Wellnessbereich. Zurzeit ist das Parkhotel Stader Hof am Stadeum mit Vier-Sterne First Class das Flaggschiff der Stader Hotelflotte. Tinnemeyer: „Im mittleren Segment sind wir gut ausgestattet.“ Das liegt auch an neuen Herbergen in der Stadt.

Das Havenhostel am Schwingedeich fällt durch seine ungewöhnliche Architektur auf. Hoteldirektor Maximilian Schäfer ist seit dem Start dabei.

Das Havenhostel am Schwingedeich fällt durch seine ungewöhnliche Architektur auf. Hoteldirektor Maximilian Schäfer ist seit dem Start dabei. Foto: Strüning

Das Havenhostel am Schwingedeich mit seinen 260 Betten ist das größte Haus am Platze und war vor gut zwei Jahren gestartet, wobei der Name Hostel etwas irreführend ist. Gerade wurde das Hotel zertifiziert und als 3-Sterne-Haus-Superior eingestuft - sehr zur Freude von Hoteldirektor Maximilian Schäfer, der von Anfang an dabei ist. „Es ging steil nach oben“, sagt er.

Das Havenhostel lebt viel von Geschäftsreisenden

Das Havenhostel profitiert nicht nur von Touristen, sondern vor allem auch von Geschäftsreisenden. Der nahe Chemie-Park auf Bützflethersand spielt eine wichtige Rolle für die Hotels in Stade.

Die neue Sterne-Klassifizierung generiere sich unter anderem aus der gehobenen Zimmerausstattung mit guter Bettenqualität und anspruchsvoller Badausstattung. Parkplätze und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder komplettieren das Angebot.

Schäfer hat die Gastronomie ausgebaut. Normalerweise gibt es Frühstück, für Reisegruppen jetzt auch Halbpension. Familienfeiern und Tagungen runden die Nutzungen ab. Dennoch spricht Schäfer von einer Findungsphase. Er lotet weiter aus, was am Standort funktioniert und was nicht. Er scheint auf einem guten Weg zu sein.

Angepeilt war für 2023, das erste komplette Geschäftsjahr, eine Auslastung von 65 Prozent. Es wurden teilweise über 90 Prozent. Schäfer: „Wir sind sehr zufrieden.“ 80 Prozent der Gäste sind Geschäftsreisende.

Die Brüder Sultani führen zwei alteingessene Hotels

Neuen Schwung in die Szene bringt auch die Primo Hotels GmbH mit Sitz in Hamburg-Harburg. Dahinter stecken die drei Brüder Sultani. Sie haben zuletzt das Hotel Am Fischmarkt mit 26 Zimmern und das schwer in die Jahre gekommene Haus Zur Hanse mit heute 30 Zimmern gekauft und im großen Stil geschmackvoll renoviert. Insgesamt bieten sie 120 Betten.

Das denkmalgeschützte Gebäude mit dem Hotel Am Fischmarkt wurde 2022 generalüberholt.

Das denkmalgeschützte Gebäude mit dem Hotel Am Fischmarkt wurde 2022 generalüberholt. Foto: Strüning

Zur Hanse heißt jetzt Zentrum Hotel Stade. Es liegt zwischen Bahnhof und Insel. Das Hotel Am Fischmarkt liegt direkt in der Altstadt nahe dem Alten Hafen. Sharam Sultani ist Quereinsteiger in der Szene, hat Fahrzeug- und Flugzeugbau studiert.

Und er gesteht im TAGEBLATT-Gespräch: „Ich habe immer davon geträumt, ein eigenes Hotel zu besitzen.“ Jetzt hat er gleich mehrere davon. 2030 sollen es zehn sein, unter anderem gäbe es interessante Objekte in Buchholz, Buxtehude oder Geesthacht.

Wer die Sultanis verstehen will, muss ihre Geschichte kennen. Die Eltern haben 1996 ihre beiden Apotheken in Afghanistan aufgegeben, haben alles hinter sich gelassen, um im freien Deutschland ein neues Leben anzufangen - vor allem für die drei Söhne. So erzählt es Sharam Sultani. Die Söhne ergriffen die Chancen, die das neue Land ihnen bot und heute noch bietet.

Hotel gesucht - 100 Absagen am Tag

Sie gründeten die Firma Primo Hotels und gingen auf die Suche nach alten Betrieben, um sie wieder flott zu machen. Rund um Hamburg telefonierte Sharam Sultani die Hotels ab, kassierte nach eigenen Angaben bis zu 100 Absagen am Tag - bis sich die erste Gelegenheit ergab. In Stade stießen sie 2020 auf das Fischmarkt Hotel, das Hotel Zur Hanse folgte.

Die Sultanis haben sich die Aufgaben aufgeteilt. Sharam ist für Expansion, Investitionen und das Personal zuständig. Er könne sich keine besseren Partner vorstellen als seine Brüder. Eine feste Familienbande.

An der Rezeption im Hotel Zentrum: Sharam Sultani. Er hat noch viel vor in Stade.

An der Rezeption im Hotel Zentrum: Sharam Sultani. Er hat noch viel vor in Stade. Foto: Strüning

Die Sultanis stellen den jeweils erworbenen Betrieb digital völlig neu auf, „das ist unsere Königsdisziplin“, sagt Sharam Sultani. Dann wird in Ausstattung und Personal investiert. In Stade waren sie sich bei beiden Objekten sicher: „Die Lagen sind top, da geht viel mehr.“ Die Auslastung wurde Jahr für Jahr hochgeschraubt, Gäste kommen wieder. „Wir sind sehr, sehr zufrieden“, sagt Sultani. Die Hotels hätten im Schnitt eine Auslastung von 87 Prozent. Die Hälfte der Gäste seien Touristen und davon wieder jeder dritte Radfahrer.

„Wir möchten wachsen“, sagt er, auch in Stade. Die Stadt sei als Destination unterschätzt und biete noch viel Potenzial, allein wenn der Lückenschluss der A26 nach Hamburg erfolgt sei.

Mitarbeitermangel kennt Sultani nach eigenen Angaben nicht. Er stellt Personal auch aus anderen Branchen ein und schult sie mit einem Inhouse-Programm. Dafür hat er eine digitale Lernplattform mit Videokursen entwickelt.

So ist die Lage der Hotellerie in Deutschland

Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt, Regionen und Gesellschaft profitieren von Gastronomie und Hotellerie, meint der Dehoga-Bundesverband. Das Gastgewerbe trage maßgeblich zur Lebensqualität und Standortattraktivität bei. Die Branche sei ein unverzichtbarer Teil des öffentlichen Lebens. Allerdings tut sie sich derzeit schwer.

Die Umsätze haben sich offenbar immer noch nicht von der Corona-Krise erholt. Im ersten Quartal 2024 lag der Gesamtumsatz real bei einem Minus von 8,3 Prozent gegenüber 2019, dem Vor-Corona-Jahr. Kleines Trostpflaster: Gegenüber dem Vorjahr steht im ersten Vierteljahr ein Plus von 2,4 Prozent.

Bundesweit arbeiten in der Hotellerie 273.000 sozialversicherungspflichtig Angestellte und 123.000 geringfügig Beschäftigte.

Die Zahl neuer Betriebe und Betriebsaufgaben hält sich 2023 mit etwa 3200 die Waage. Bundesweit weist die Statistik 27.000 Hotels aus, 2019 waren es noch 31.300. In Niedersachsen herrscht ein ähnliches Bild. Von 20.000 Betrieben 2019 waren es 2022 noch 18.000. In Stade ist die Zahl gewachsen, um ein Hotel, auf 30 Betriebe ab zehn Betten.

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