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Elbfähre

TEin Jahr Ankerplatz: Warum Steffi Eberhardt trotz B495-Baustelle und Hochwasser nicht aufgibt

Steffi und Kai Eberhardt sind froh, dass ihr Ankerplatz nun in ruhigerem Fahrwasser liegt.

Steffi und Kai Eberhardt sind froh, dass ihr Ankerplatz nun in ruhigerem Fahrwasser liegt. Foto: Susanne Helfferich

Vor einem Jahr wurde der Ankerplatz am Fähranleger Wischhafen eröffnet. Doch dann bremste die Sanierung der Fährzufahrt das Team von Steffi Eberhardt aus. Am Jahresende das Hochwasser. Dennoch blickt die Gastronomin positiv auf das Jahr zurück.

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Von Susanne Helfferich
Freitag, 29.03.2024, 00:01 Uhr

Wischhafen. Voller Elan hatten Steffi und Kai Eberhardt im Frühjahr 2023 den Lands End Imbiss am Fähranleger saniert und umgebaut. Viel Geld hatten die beiden dafür in die Hand genommen, mit der Überzeugung, ihren Ankerplatz an der Elbe gefunden zu haben. Am 25. März war Eröffnung, „und er schlug ein wie eine Bombe“, sagt Steffi.

Sie hatte ein Ziel: „Ich wollte nicht nur den Touristen hier etwas bieten, sondern auch die Einheimischen zurückholen.“ 17 Jahre hatte Steffi Eberhardt in dem Imbiss als Angestellte gearbeitet. Als ihr Chef den Pachtvertrag nicht mehr verlängern wollte, war sie zur Stelle. Gemeinsam mit ihrem Mann verwandelte sie die unansehnliche Bretterbude in ein stilvolles Restaurant.

Wischhafener nahmen das neue Angebot gut an

„Von Anfang an lief es sehr, sehr gut“, erzählt die 40-Jährige. Die Wischhafener hatten das Angebot gut angenommen, kamen gerne auf ein Bier oder zum Frühstück vorbei oder holten sich ihren Mittagstisch ab. Auch bei den Touristen habe sich die neue Qualität des Ankerplatzes schnell herumgesprochen. Doch mitten in der Hauptreisezeit wurde das Paar von der Sanierung der B495 überrascht.

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„Bis eine Woche vor Beginn der Bauarbeiten wussten wir nichts von der Baustelle“, erzählt Steffi. Am 2. August sollten die Bauarbeiten beginnen, einen Tag vor Beginn des Wacken-Festivals. Das überraschte auch den Fährbetreiber, der gemeinsam mit dem Ankerplatz ein Wacken-Event auf der Wischhafener Seite geplant hatte. Schließlich wurde der Baubeginn um einen Tag verschoben, doch die Probleme blieben.

Bauarbeiten bremsten den guten Start aus

„Unser Umsatz rutschte auf 30 Prozent herunter“, erinnert sich die Geschäftsfrau. „Unsere Gäste wussten nicht, ob und wie sie zu uns kommen“, erzählt sie weiter. Zwar wurde der Verkehr einseitig an der Warteschlange zur Fähre vorbeigeführt, „aber es gab ja keine Ausweichmöglichkeit bei Gegenverkehr, die Seitenräume waren aufgerissen“, erklärt Kai Eberhardt, der selbst als Straßenbauer arbeitet.

„Wir wurden voll ausgebremst und ich habe um die Existenz gebangt“, so Steffi. Mit Bannern, Flyern und per Social Media versuchten die beiden, ihre Gäste zu erreichen und davon zu überzeugen, dass sie zum Ankerplatz durchfahren können. Auch boten sie einen speziellen Telefonservice: Man konnte im Restaurant anrufen, und die Mitarbeiter gaben durch, wenn das letzte Fahrzeug die Fähre verließ, also nicht mehr mit Gegenverkehr zu rechnen ist. Dennoch habe es vier Wochen gedauert, bis die Leute wieder kamen, erzählt Steffi Eberhardt.

Dann sei aber die Solidarität groß gewesen. „Viele Einheimische kamen nun vermehrt zum Frühstück oder holten sich ihr Mittagessen ab“, so die Gastronomin. Und sie dankt auch den Straßenbauern: „Die haben immer versucht, für uns Lösungen zu finden.“ Ende September war dann das Schlimmste für das Ankerplatz-Team überstanden.

Erneute Aufregung zum Jahresende

Zum Jahresende wurde es erneut aufregend: Am 23. Dezember wollten Steffi und Kai Eberhardt den Ankerplatz für eine dreiwöchige Winterpause schließen. Doch dann kam das Hochwasser und das Deichtor wurde geschlossen. Das Ausräumen wurde abgesagt, und Kai übernahm die Nachtwache. „Zum Glück hatten wir das schon beim Umbau berücksichtigt. Fußböden waren 25 Zentimeter höher gelegt, alle Steckdosen auf 1,10 Meter hochgesetzt und die Wände bis zu den Fensterkanten betoniert. Am nächsten Tag wurde der Ankerplatz nicht vom Wasser, sondern von den Hochwassertouristen überrollt. „Die haben mir den ganzen Tresen ausverkauft“, erzählt Steffi. Eine ungeplant gute Publicity.

Margret und Karsten Benitt sind Stammgäste: Das betagte Paar kommt mehrfach die Woche aus Finkenwerder zum Ankerplatz in Wischhafen.

Margret und Karsten Benitt sind Stammgäste: Das betagte Paar kommt mehrfach die Woche aus Finkenwerder zum Ankerplatz in Wischhafen. Foto: Susanne Helfferich

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