TBSV nach Trainer-Aus seltsam unkonkret: Auf der Suche nach Gründen
Dirk Leun hat am Montag vor dem ersten Training die Mannschaft von der Trennung unterrichtet. Foto: Felix Schlikis (Archiv)
Am Montag platzt die Bombe. Der Buxtehuder SV setzt Trainer Dirk Leun vor die Tür. Nach fast 18 Jahren. Der Verein hält sich mit konkreten Erklärungen zurück.
Buxtehude. Dirk Leun (61) ist nicht mehr Cheftrainer des Handball-Bundesligisten Buxtehuder SV. Gegen Mittag trudelt am Montag die Nachricht des Vereins ein. In sieben Absätzen erklärt der BSV die Trennung vom Coach nach fast 18 Jahren und gibt sich dabei seltsam unkonkret.
Bei jedem anderen Trainer im Profisport könnten die normalen Mechanismen des Geschäfts den Rauswurf erklären. Wenn die Mannschaft nicht liefert, muss der Trainer gehen. Aber bei Dirk Leun ist das anders. Der Mann wird als dienstältester Coach der Bundesliga in die Historie eingehen.
BSV noch ohne Sieg in der aktuellen Saison
„So eine Trennung nach fast 18 Jahren mit vielen Erfolgen schmerzt natürlich, ist aber leider unvermeidbar“, sagt Manager Peter Prior. Aber was macht sie unvermeidbar? Aktuell sehr wahrscheinlich die Tatsache, dass der BSV in der laufenden Bundesligasaison noch auf seinen ersten Sieg wartet.
Schon die vergangene Saison erklärt der BSV in einer Pressemitteilung zu einer sportlichen Enttäuschung. Im Sommer sei viel unternommen worden, um in die Erfolgsspur zurückzufinden. Doch die Mannschaft blieb in acht Spielen ohne Sieg, eine Reihe von Verletzungen erschwerte die Situation.
Die Leistung bei der Heim-Niederlage gegen Zwickau (21:30) im letzten Spiel vor der WM-Pause war demnach ein „sportlicher Tiefpunkt, der Mannschaft, Trainer, Verein und Fans gleichermaßen ratlos zurückließ“. Prior: „Natürlich ist dafür nicht nur der Trainer verantwortlich. Aber zuletzt wuchsen bei allen Beteiligten die Zweifel, ob wir gemeinsam die Trendwende schaffen.“
Stab erweitert und Mannschaft neu aufgestellt
Buxtehude hatte im Sommer konkret eine Sportpsychologin eingesetzt, Torwarttrainerin Debbie Klijn mehr Verantwortung gegeben, Athletiktrainer Curtis Klein dichter ans Team geholt, noch mehr Wert auf die Expertise von Betreuer Andreas Gubernatis in Sachen Videoanalyse gelegt und sich entschieden, zu weit entfernten Auswärtsfahrten früher anzureisen. Sieben Neuzugänge sorgten auf dem Handballfeld erneut für einen personellen Umbruch. Aber der BSV strahlte Optimismus aus. Unter dem Motto: „Neue Saison, neue Halle, neues Glück.“
Handball-Bundesliga
T Ohne Sieg in die WM-Pause: BSV verliert auch gegen Zwickau
Die Pressemeldung des Vereins zitiert am Montag ausschließlich Peter Prior. „Wir sind Dirk Leun zu großem Dank verpflichtet. Sein Name steht für eine unglaublich erfolgreiche Ära.“ Leun selbst kommt nicht zu Wort. Vielleicht will der Ex-Trainer auch gar nicht reden. Telefonisch ist Leun am Montag, am Tag, an dem die Bombe platzt, nicht erreichbar.

Fast 18 Jahre lang hat Dirk Leun für den BSV gearbeitet. Foto: Jan Iso Jürgens
Vielmehr haben beide Seiten über Hintergründe und Einzelheiten der Trennung Stillschweigen vereinbart. „Aus gegenseitigem Respekt nach einer solch langen Partnerschaft“, sagt Prior. Der Manager will nur so viel sagen: „Nach über 17 Jahren in einem so harten und anspruchsvollen Job ist es durchaus nachvollziehbar, wenn es eine gewisse Abnutzung gibt.“ Was heißt das konkret?
Konnte Leun noch Impulse setzen?
Auf Nachfrage sagt Prior, dass „vieles zuletzt nicht immer gut gelaufen ist“. Ob Trainer Dirk Leun in den vergangenen Wochen und Monaten noch Impulse bei der Mannschaft setzen konnte? Kein Kommentar. Das Stillschweigen begründet Prior auch mit einer „arbeitsrechtlichen Geschichte“. „Es empfiehlt sich, das nicht öffentlich zu thematisieren“, sagt Prior.
Es ist kein Geheimnis, dass der Buxtehuder SV finanziell eher am unteren Ende der Nahrungskette steht. Das Jahresbudget des Vereins liegt unter dem Durchschnitt der Liga. Da kann der BSV keine Hochkaräter nachverpflichten, wenn die Personaldecke aufgrund von Verletzungen immer dünner wird. Vielleicht war diese Hypothek in dieser Saison einfach zu groß. Die Suche nach den Hintergründen der Trainerentlassung ist viel Spekulation.
Handball-Bundesliga
T BSV-Pleite gegen Metzingen: In 14 Minuten alles verloren
Jetzt wolle der Verein so schnell wie möglich einen Nachfolger finden. Vielleicht schon bis zum nächsten Wochenende. „Wir sind in Gesprächen“, sagt Peter Prior nur. Die fünfwöchige WM-Pause bis zum nächsten Heimspiel am 30. Dezember gegen die HSG Bensheim/Auerbach könne der neue Coach dann „nutzen für einen hoffentlich erfolgreichen Neustart“.
Das sagt BSV-Kapitänin Teresa von Prittwitz
Im Laufe der vergangenen Woche sei beim BSV die Entscheidung getroffen worden, dass sich Verein und Trainer Leun trennen. Das Team habe davon Ende der Woche erfahren. Dirk Leun verabschiedete sich vor dem ersten Training am Montag von der Mannschaft. Kapitänin Teresa von Prittwitz nahm es gefasst auf und schaut jetzt in die Zukunft.

BSV-Kapitänin Teresa von Prittwitz: „Es ist nicht immer nur eine Person schuld.“ Foto: Jan Iso Jürgens
„Wir sind Dirk super dankbar, aber jetzt müssen wir nach vorne schauen“, sagt von Prittwitz. Das Team müsse alles aufarbeiten und einen Re-Start vollziehen. „Es ist nicht immer nur eine Person schuld. Wir werden viel besprechen und viel trainieren“, sagt die Kapitänin.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.