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Gastronomie

TBeliebtes Restaurant in Drochtersen: Sie wollen das Möller’s retten

Die Belegschaft des Möller's, hier nach einer Betriebsversammlung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, will weitermachen: „Wir rocken das“, sagt Nicole Ebeling.

Die Belegschaft des Möller's, hier nach einer Betriebsversammlung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, will weitermachen: „Wir rocken das“, sagt Nicole Ebeling. Foto: Knappe

Das Drochterser Lokal Möller‘s steht seit August unter vorläufiger Insolvenzverwaltung. Die Chefin ist krank, ein neuer Pächter wird gesucht. Das sagen die Beteiligten.

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Von Katja Knappe
Donnerstag, 04.09.2025, 18:50 Uhr

Drochtersen. Grund für die Krise des Betriebs, der weder über einen Mangel an Kunden oder Personal klagen kann, ist der Ausfall von Pächterin Claudia Möller-Buttler seit Ende März dieses Jahres. Die 55-jährige Unternehmerin, die im Ort als zupackende Persönlichkeit bekannt ist, ist schwer an Krebs erkrankt. Sie fehlt im Betrieb.

Mitarbeiter springen für kranke Chefin in die Bresche

„Alle Mitarbeiter waren sofort bereit, für Claudia mehr zu leisten, um ihren Ausfall aufzufangen“, sagt Maximilian Corleis. Der 28-jährige Schwiegersohn von Claudia Möller-Buttler schwingt in der Küche das Zepter und hat kaum mehr eine freie Minute.

Das Möller‘s in der Soccerhalle (ehemalige Tennishalle) beschäftigt insgesamt 18 Mitarbeiter, die Hälfte davon als Minijobber, ein Viertel als Midi-Jobber und ein Viertel in Vollzeit. Sie alle wollen weitermachen. Und der Betrieb läuft weiter wie bisher.

Anwalt Berend Böhme (links), der die vorläufige Insolvenzverwaltung übernommen hat, Marion Pohndorf und Maximilian Corleis sehen gute Chancen, dass es für das Möller's weitergeht.

Anwalt Berend Böhme (links), der die vorläufige Insolvenzverwaltung übernommen hat, Marion Pohndorf und Maximilian Corleis sehen gute Chancen, dass es für das Möller's weitergeht. Foto: Knappe

Marion Pohndorf, die eng mit Claudia Möller-Buttler befreundet ist und über die entsprechenden Vollmachten verfügt, hat in Absprache mit der Chefin am 18. August beim Amtsgericht Stade einen Insolvenzantrag gestellt - damit das Möller‘s eine Chance hat. Am 25. August wurde das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet.

Vorläufiger Insolvenzverwalter sieht gute Chancen

Rechtsanwalt Berend Böhme sieht gute Chancen und zeigt sich zuversichtlich, dass bis zur Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens zum 1. November ein neuer Pächter gefunden wird.

„Rückstände bei Löhnen und Gehältern gibt es nicht. Es gibt Personal - das ist heute in der Gastronomie nicht selbstverständlich. Es gab keine Eigenkündigungen seitens der Beschäftigten. Das ist schon ein ganz besonderer Zusammenhalt hier. Es ist kein Neustart. Es gibt nichts zu verbergen. Wir haben hier ein eingeführtes Restaurant ohne Altlasten, das übernommen werden kann. Ein Insolvenzverfahren gibt einen sicheren Rahmen“, sagt Böhme.

Neuer Pächter müsste mit D/A verhandeln

Claudia Möller-Buttler, von Haus aus gelernte Konditorin, hatte bereits einige Zeit in der Küche des Tennishallen-Lokals gearbeitet und das Unternehmen im Februar 2005 als neue Pächterin übernommen.

Der Pachtvertrag mit der Spielvereinigung Drochtersen/Assel laufe noch viereinhalb Jahre. Ein neuer Pächter, der das Lokal weiterführen wolle, müsse aber ohnehin mit D/A einen neuen Pachtvertrag aushandeln, so Marion Pohndorf. Dem Vernehmen nach gibt es mehrere Interessenten.

Das Möller‘s ist eines der wenigen Speiselokale, die es im Ort Drochtersen überhaupt gibt. Das Publikum ist gemischt. Stammgäste und Touristen kommen, auch Vereine treffen sich hier. Es gibt 68 Sitzplätze im Gastraum, 20 im Clubraum und sechs Tische im Freien.

Gutbürgerliche Küche und Schnitzel-Variationen

Vor fünfeinhalb Jahren modernisierte Claudia Möller-Buttler die gesamte Inneneinrichtung. Das Lokal in der Tennishalle bietet gutbürgerliche Küche, Snacks, Salate und ist bekannt für seine Schnitzel-Variationen und Baguettes.

„Claudia hat immer so gekocht, wie die Menschen es hier kennen“, erzählt Marion Pohndorf. „Sie hat von 8 bis 23 Uhr gearbeitet und in den letzten 20 Jahren zwei Mal eine Woche Urlaub gemacht.“

Was das Möller‘s außergewöhnlich macht: Das Lokal liefert mittlerweile für 56 Bürger, vor allem Senioren, den Mittagstisch nach Hause. Besonders in Nordkehdingen ist die Versorgung mit dem Mittagstisch gefragt, seit in Freiburg die örtliche Fleischerei geschlossen hat. Die beiden Rentner Heino Possl und Dirk Dreyer fahren das Essen aus, unterstützt werden sie von Wilma Werner, die in der Küche arbeitet.

Lieferdienst: Senioren bekommen Essen und Hilfe

Bei den Mittagstisch-Lieferungen geht es nicht nur ums Essen. „Da hängt viel Sozialarbeit mit dran“, weiß Marion Pohndorf. Die Fahrer vom Möller‘s hätten schon des Öfteren bei den Senioren Erste Hilfe geleistet, wenn diese gestürzt seien, hätten Einkäufe für sie erledigt. „Und bei Kunden mit Schlaganfall schneiden die Fahrer auch das Essen klein.“

„Wir rocken das“

Das Möller‘s habe bislang keine Kunden verloren, sagt Marion Pohndorf. Sie appelliert an die Stammkunden, dem Lokal auch in dieser kritischen Zeit die Treue zu halten. Alle hoffen, dass es gelingt, rechtzeitig bis zum 1. November eine Nachfolge zu finden.

„Wir machen weiter. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden“, sagt Maximilian Corleis. Er ist verheiratet mit Claudia Möller-Buttlers Tochter Marie-Therese, die ebenfalls im Betrieb mitarbeitet, die beiden haben vor acht Monaten Sohn Milo bekommen. Nicole Ebeling, die seit fünf Jahren im Service arbeitet, sagt: „Wir sind hier ein Super-Team. Wir rocken das.“

Hinweis der Redaktion: Zunächst war vom Möller‘s in der Tennishalle die Rede. Es muss Soccerhalle heißen - wir haben die Textpassage angepasst.

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