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T„Bewegen uns auf Corona-Welle zu“ – Die wichtigsten Antworten

Der Bremer Virologe verrät, ob die Corona-Tests bei den neuen Varianten noch wirksam sind.

Der Bremer Virologe verrät, ob die Corona-Tests bei den neuen Varianten noch wirksam sind. Foto: Jens Kalaene/dpa

Die Krankmeldungen häufen sich, bestätigen derzeit die Hausärzte. Virologe Andreas Dotzauer verrät, was man zur bevorstehenden Infektionswelle wissen muss, wie gefährlich die Corona-Varianten sind.

Von Denise von der Ahé Freitag, 27.09.2024, 06:15 Uhr

Landkreis/Bremen. Geht Covid wieder los? „Ja, das ist eindeutig“, sagt der Bremer Virologe Professor Andreas Dotzauer. „Wir bewegen uns auf eine Welle zu, nicht in dem Ausmaß wie 2022, aber die Infektionszahlen werden über die Wintermonate wieder deutlich zunehmen.“ Derzeit ist in der Region noch kein erhöhtes Ausbruchsgeschehen bekannt.

Wie ist die aktuelle Infektionslage?

„Im Juni hatten wir deutschlandweit 4.000 Neuinfektionen pro Woche, mittlerweile liegen wir bei 6.000“, sagt Dotzauer. „Das Dunkelfeld ist sehr viel höher.“ Das Land Bremen liege derzeit unter dem Mittelwert: „Deutschlandweit liegt die Inzidenz bei acht Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen, im Land Bremen in den vergangenen Tagen bei drei. Das kann sich aber jederzeit ändern.“

Dotzauer erklärt: Die Pandemie sei nun in eine Endemie übergegangen, das heißt: Die Infektionen mit dem Coronavirus treten begrenzter auf. „Von Mai bis September gibt es ein Tal, von November bis März viele Infektionen“, sagt der Virologe. „In den Übergangszeiten im Frühjahr fallen, beziehungsweise im Herbst steigen die Zahlen.“ Den Peak erwartet Dotzauer um die Weihnachtszeit.

Insgesamt liegt der Krankenstand auf einem etwas höheren Niveau als zu Beginn des Herbstes im Vorjahr. Das geht aus einer Auswertung des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) hervor. „Bei zufällig ausgewählten Patientenproben, die wir von Arztpraxen erhalten, weisen wir insbesondere sogenannte Rhino- und Enteroviren nach“, sagte NLGA-Präsident Fabian Feil der Deutschen Presse-Agentur. Dies seien für den Herbst typische Erreger, die meist leichte Erkältungen auslösen. „Die Wellen anderer Erreger wie Influenza und RSV sind in den Jahren vor Corona eher um den Jahreswechsel gestartet.“

Insgesamt liegt der Krankenstand auf einem etwas höheren Niveau als zu Beginn des Herbstes im Vorjahr. Das geht aus einer Auswertung des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) hervor. „Bei zufällig ausgewählten Patientenproben, die wir von Arztpraxen erhalten, weisen wir insbesondere sogenannte Rhino- und Enteroviren nach“, sagte NLGA-Präsident Fabian Feil der Deutschen Presse-Agentur. Dies seien für den Herbst typische Erreger, die meist leichte Erkältungen auslösen. „Die Wellen anderer Erreger wie Influenza und RSV sind in den Jahren vor Corona eher um den Jahreswechsel gestartet.“

Bei rund zwei Drittel der ausgewerteten Proben werden derzeit Rhino- beziehungsweise Enteroviren diagnostiziert, Corona oder Influenza machen bisher nur einen geringen Anteil aus.

Welche Varianten dominieren derzeit?

„Vorherrschend ist die Variante KP.3.1.1“, sagt Dotzauer. „Dabei handelt es sich um einen Abkömmling der Variante JN.1. Die wiederum ist eine Sublinie der Omikron-Variante BA.2.“ Das heißt: Grundsätzlich habe sich Omikron durchgesetzt, jetzt dominieren immer neue Sublinien.

Welche Symptome sind typisch?

„Das sind typische Erkältungssymptome wie Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber“, sagt der Virologe. „Die Verläufe sind relativ mild. Aber es gibt immer noch Menschen, die an Corona sterben. Momentan werden in Deutschland im Schnitt 60 Tote in der Woche registriert.“

Die Zahl der Atemwegsinfekte steige insgesamt an: „Ich gehe davon aus, dass jede zweite Erkrankung eine Corona-Infektion ist“, sagt Dotzauer.

Was beobachten die Hausärzte?

Wir haben eindeutig mehr Corona-Fälle als noch vor vier Wochen“, sagt die Bremerhavener Hausärztin Dr. Birgit Lorenz. „Die gute Botschaft ist: Die sind alle nicht kritisch krank. Sie fühlen sich schlecht und haben vielleicht ein wenig mehr Gliederschmerzen als bei einem normalen Infekt.“ Lorenz geht davon aus, dass viele Infizierte keine Symptome haben.

Die Hagener Hausärztin Ilka Priebe sagt: „Die Patienten testen sich selbst. Bestätigende PCR-Tests werden nicht mehr gemacht.“ Corona werde behandelt wie jede normale Erkältung. „Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben“, so die Ärztin. Auch sie beobachtet „keine schweren Verläufe“.

NLGA-Präsident Feil warnt davor, mit Husten und Schnupfen zur Arbeit zu gehen. „Eine Erkältungskrankheit sollte zu Hause auskuriert und Kontakte zu anderen Menschen sollten vermieden werden“, betonte der Mediziner. Wenn sich Kontakte nicht vermeiden ließen, helfe das Tragen einer Maske, um seine Mitmenschen zu schützen. „Grundsätzlich sollte auf eine gute Händehygiene, also regelmäßiges Händewaschen, geachtet werden“, sagte Feil.

Zu welchen Schutzmaßnahmen rät der Experte?

Offiziell gibt es keine Regelungen mehr. Dotzauer rät trotzdem dazu, wieder auf FFP2-Masken zurückzugreifen, wenn Abstände nicht eingehalten werden können. Das gelte zum Beispiel in voll besetzten öffentlichen Verkehrsmitteln oder für bevorstehende Oktoberfeste.

Beim Einkaufen würde er abhängig von der Anzahl der Kunden eine Maske tragen, sagt Dotzauer. Vor allem über 60-Jährigen und Personen mit Vorerkrankungen rät er zum Eigenschutz. Der beste Schutz sei „situationsabhängig angepasstes Verhalten“.

In Niedersachsen wollen die Hausärzte verstärkt zum Thema Impfungen gegen Grippe und Corona aufklären.

Wurde der Impfstoff angepasst? Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt eine jährliche Corona-Auffrischimpfung im Herbst für Über-60-Jährige, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Pflegeheimbewohner und Berufsgruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko wie medizinisches Personal. Die Empfehlungen gelten auch für die Grippeschutzimpfung.

„Der Immunschutz durch die Impfung oder eine Infektion nimmt im Verlauf von sechs Monaten deutlich ab“, sagt Dotzauer.

Der Virologe rät auch jüngeren Menschen zur Auffrischung: „Man weiß nie, wie die Verläufe wirklich sind, und auch Long Covid ist nicht aus der Welt.“

Der Corona-Impfstoff erkenne die jetzt vorherrschenden Varianten. Da die Corona-Welle bisher immer kurz vor der Grippewelle aufgetaucht sei, rät Dotzauer zunächst zur Corona-Impfung „optimal Anfang September“ und dann zur Influenza-Impfung im Oktober. Die Impfung wird auch kombiniert angeboten. Dotzauer rät aber wegen der Verträglichkeit zu Einzelimpfungen.

Sind die Tests noch wirksam?

„Die Corona-Schnelltests sind voll funktionstüchtig“, sagt Dotzauer. Ausschlaggebend ist in der Regel das Haltbarkeitsdatum, wenn die Tests bei Zimmertemperatur gelagert wurden. Denn danach könne es zu Veränderungen des pH-Wertes der Lösung kommen. Wurden die Tests hingegen im Kühlschrank gelagert, sind sie länger haltbar: Dann sind sie auch bis zu drei Monate nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums noch verwendbar, sagt Dotzauer.

Virologe Andreas Dotzauer.

Virologe Andreas Dotzauer. Foto: Fotospektrum

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