TBier, Bowle und Currywurst: Stades Kultkneipe Fuerkiek feiert Jubiläum

Bei Angela Scholz gibt es vier Biersorten frisch vom Fass. Foto: Stehr
Urig: Es gibt vermutlich keine bessere Bezeichnung für das Fuerkiek am Wasser West. Seit 25 Jahren ist Angela Scholz Wirtin der Kultkneipe, die zuletzt monatelang dicht bleiben musste.
Stade. Freitagabend, 17 Uhr am Wasser West in Stade. Knobelzeit. Peter, Bernd, Horst und Uwe trudeln pünktlich in der Keller-Kneipe Fuerkiek ein, nehmen am Tresen Platz, packen ihre Würfelbecher aus und legen Bierdeckel bereit. Wer am Ende die meisten hat, muss ein Bier ausgeben.
Wirtin Angela Scholz steht schon hinterm Zapfhahn und macht Peter nebenbei eine Currywurst - die beste der Stadt, so hört man. Wenn die Zeit es zulässt, knobelt die Wirtin auch gern mal mit.

Peter, Bernd, Horst und Uwe (von links) knobeln immer freitags am Tresen im Fuerkiek. Foto: Stehr
Die Freitagsgruppe ist nur eine von vielen Knobel-, Doppelkopf- und Skatrunden, die sich schon seit Jahren regelmäßig im Fuerkiek treffen und die urige Kneipenatmosphäre schätzen. Auch einen Sparclub gibt es hier noch. Uwe und Bernd gehören dazu und werfen wöchentlich 5 Euro ein, um bloß kein Strafgeld zu riskieren.
Angela Scholz hat die Kneipe vor 25 Jahren übernommen und die Entscheidung nicht einen Tag bereut. „Neben meinem Bürojob habe ich damals als Aushilfe im Fuerkiek gearbeitet. Als dann ein Nachfolger gesucht wurde, dachte ich: Dann mach ich das einfach mal", sagt die gebürtige Schleswig-Holsteinerin, die seit ihrem sechsten Lebensjahr Staderin ist und inzwischen zwei erwachsene Kinder hat. Beide haben auch schon im Fuerkiek gejobbt.
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Zweites Wohnzimmer für alle Generationen
„Für viele ist das Fuerkiek das zweite Wohnzimmer", sagt Angela. Das Schönste für sie sei, wenn sie die Gäste dabei beobachten könne, wie sie sich entspannen, lachen und gemeinsam eine gute Zeit haben. Zum Beispiel beim Sechs-Gänge-Menü (ein Fischbrötchen und fünf Bier), einem Glas Wein oder bei der beliebten Bierbowle, für die das Fuerkiek ebenfalls bekannt ist.
„Außerdem kommen hier alle Generationen zusammen, Fremde und Einheimische und alle Berufsgruppen", sagt die Wirtin. Viele kommen auch gerne nach dem Wochenmarkt am Samstag vorbei und lesen in Ruhe Zeitung bei Angela.
Zu ihrem Team gehören knapp zehn Aushilfen. Am längsten dabei ist Nicole Bube, sie arbeitet seit knapp 25 Jahren im Fuerkiek. Im Sommer helfen oft Schüler oder Studenten aus, weil dann wegen der Außengastronomie mehr zu tun ist. Unzählige Male flitzen die Servicekräfte bei gutem Wetter die schmale Treppe rauf und runter.
Tolle Gastro-Gemeinschaft
Wenn beim Nachbarn mal kein Platz mehr frei ist, lässt Angela auch fremde Gäste bei sich sitzen und umgekehrt. „Wir Gastronomen am Wasser West haben eine tolle Gemeinschaft und profitieren ja auch voneinander. Der Mix macht's", sagt sie. Und das bekommt sie auch von vielen Touristen gespiegelt, die gerne immer wieder nach Stade kommen und auch das Fuerkiek weiterempfehlen.

Vor 25 Jahren hat Angela Scholz die Stader Kultkneipe Fuerkiek übernommen. Foto: Stehr
In diesem Jahr musste die Tür der Kneipe allerdings nach einem Brand für vier Monate geschlossen bleiben. „Ende Juli und damit pünktlich zum Jubiläum am 1. August waren die Renovierungsarbeiten abgeschlossen und ich konnte endlich wieder öffnen", sagt Angela. Sie sei voller Tatendrang und froh, dass sie nach der Corona-Pandemie auch diesen Rückschlag gut überstanden habe.
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Vom Keller zur Kneipe
Eingerichtet wurde die Kult-Kneipe übrigens einst von einem Architekten, der früher Eigentümer des Gebäudes war. Er ließ den Kellerraum umgestalten, organisierte dafür unter anderem eine alte Kirchenbank. Auch der Kamin wurde damals eingebaut.
Wer wissen will, woher das Fuerkiek seinen Namen hat, dem zeigt Angela gern den kleinen Metallbehälter mit Henkel, der am Kamin seinen Platz hat. Dieses Fuerkiek wurde früher mit Holzglut gefüllt und zum Füße wärmen in der Kirche benutzt.
Bei den Knoblern stapeln sich derweil die Bierdeckel vor Peter. Er hatte heute am wenigsten Glück und gibt eine Runde Bier bei Angela in Auftrag. Die Männer prosten sich zu und schnacken noch ein bisschen über dit und dat. Nächsten Freitag kommen sie wieder.