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Kommunalpolitik

TBittere Abrechnung: Buxtehuder Behinderten-Beauftragter schmeißt hin

Jens Nübel ist Beauftragter für Menschen mit Behinderungen der Hansestadt Buxtehude. Das ist eine ehrenamtliche Aufgabe.

Jens Nübel ist Beauftragter für Menschen mit Behinderungen der Hansestadt Buxtehude. Das ist eine ehrenamtliche Aufgabe. Foto: Heike Grasser

Nach Streit über zu wenig Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen in Buxtehude ist Schluss; Jens Nübel gibt sein Ehrenamt ab. Und er nennt Beispiele, warum er frustriert ist.

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Von Karsten Wisser
Donnerstag, 12.06.2025, 17:50 Uhr

Buxtehude. Die Entscheidung kommt nicht völlig überraschend: Nach einem Streit mit Teilen der Politik hatte Jens Nübel (59) Ende April über einen sofortigen Rücktritt als Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Hansestadt Buxtehude nachgedacht. Es ging damals um die Gründung eines Buxtehuder Inklusionspreises. „Die Politik hat bis zum heutigen Tag keinen Gesprächsbedarf mit mir als ehrenamtlichem Beauftragten für Menschen mit Behinderungen. Selbst nach meinem emotionalen Gefühlsausbruch in der Sitzung nicht“, so Nübel.

Dieses Ehrenamt ist in Buxtehude überflüssig

Er habe in der Verwaltung im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit den Ersten Stadtrat Ralf Dessel und die Fachgruppen-Leiterin Juliana Weiß informiert, dass er für eine weitere Wahlperiode nicht zur Verfügung stehen werde. „Bis zum 31. Januar 2026 werde ich alle angefangenen Aufgaben und Projekte fortführen. Danach ist Schluss“, so Nübel.

„Beauftragter für Menschen mit Behinderungen in Buxtehude ist überflüssig“, lautet das knallharte Urteil von Nübel nach rund dreieinhalb Jahren im Ehrenamt. Beauftragter für Menschen mit Behinderungen in Buxtehude zu sein, sei wie ein Muttermal: Manchmal nett anzusehen, manchmal schmückt es einen, manchmal störend, man müsse es zur Kenntnis nehmen, aber nicht seine Entscheidungen danach ausrichten, so Nübels bildhafter Vergleich.

Inklusion hat in Buxtehude die falsche Priorisierung

„Inklusion hat in Buxtehude die falsche Priorisierung. Bei allen prozessualen Planungen gehört Inklusion von Anfang an mitgedacht“, begründet er seine Kritik. Damit würden weniger Menschen ausgegrenzt, und es würden Kosten gespart werden. In Buxtehude sei dies nicht der Fall.

Politik und Verwaltung entschieden nach bestem Wissen und Gewissen die Themen Inklusion und Menschen mit Behinderungen im Alltag. Bei einigen wenigen Projekten sei er gefragt, aber zu 90 Prozent nicht berücksichtigt worden.

So werden betroffene Kinder diskriminiert

Nübel nennt Beispiele: „In Buxtehude möchte man lieber versuchen, einen zentralen Inklusionsspielplatz einzurichten, anstatt dass man versucht, so viele dezentrale Spielplätze mit Inklusionsspielgeräten zu versehen, wie es möglich ist.“ Das sei eine Diskriminierung aller betroffenen Kinder, die diesen „Inklusionsspielplatz“ nicht erreichen könnten.

Das zweite Beispiel: Der barrierefreie Ausbau von Bushaltestellen wird vom Land Niedersachsen finanziell mit 75 Prozent der Kosten gefördert. So ist in den vergangenen Jahren eine größere Anzahl von Bushaltestellen in Buxtehude barrierefrei umgebaut worden. Aber: Während Nübels Amtszeit hat die Stadt in zwei Jahren keinen Antrag gestellt. Grund war laut Nübel fehlendes Personal.

Paradigmenwechsel beim Thema Inklusion gefordert

Das dritte Beispiel: Bei Zukunftsthemen wie der Gesamtstrategie Buxtehude 2035 oder dem integrierten Stadtentwicklungskonzept suche man das Thema Inklusion vergeblich. „Gerade hier hätte man die Chance gehabt, von Anbeginn die Menschen mit Behinderungen mitzudenken“, sagt Nübel enttäuscht. „Die Buxtehuder Politik und Verwaltung benötigen dringend einen Paradigmenwechsel für eine grundlegende Änderung des Blickwinkels für das Thema Inklusion und Menschen mit Behinderungen“, sagt Nübel.

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