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Naturphänomene

TBlässhuhn - das schwarze Huhn mit den großen Füßen

Erste Schwimmübungen: Ein Blässhuhn mit frisch geschlüpften Jungen.

Erste Schwimmübungen: Ein Blässhuhn mit frisch geschlüpften Jungen. Foto: Schaffhäuser

Auf fast allen stehenden oder langsam fließenden Gewässern sind Blässhühner zu beobachten, während andere Wasservögel im Bestand abnehmen. Was steckt dahinter?

Von Wolfgang Kurtze Samstag, 19.07.2025, 14:50 Uhr

Landkreis. Ob auf der Schwinge, unseren Mühlenteichen oder dem Oldendorfer See sind Blässhühner (genauer: Blässrallen) zu beobachten. Während viele andere Wasservögel im Bestand abnehmen, zeigen sich die Vorkommen des Blässhuhns fast stabil.

Der schwarze Vogel mit der weißen Stirnblesse hat von Kopf bis Fuß zahlreiche Angepasstheiten an ein Wasserleben.

  • Merkmal 1: spitzer, kräftiger Schnabel. Damit können Pflanzenteile gut abgerissen oder Wassertiere aufgepickt werden. Blässhühner sind Allesfresser.
  • Merkmal 2: Körperform. Ein Blässhuhn ist rundlich und schwimmt hoch auf dem Wasser wie ein Dickschiff. Tauchen kann es auch. Aber als Allesfresser senkt es lieber den Kopf unter Wasser, gründelt oder frisst Nahrung im Bereich der Wasseroberfläche.
  • Merkmal 3: lange Zehen mit Schwimmlappen. Diese großen Latschen sind perfekt. Damit kann es gut schwimmen, im Gewirr der Schilfhalme stolzieren oder auf Seerosenblättern umherlaufen.

Aufwändiger Nestbau schützt die Brut

Die Schilf- und Wasserpflanzenzone bildet den Wohlfühlbereich der Blässhühner. Dazu passt auch ihr Nestbau. Blässhühner bauen ihre Schwimmnester meistens so: Zunächst sucht sich das Blässhuhnpaar seinen Bauplatz in Ufernähe, gern im Bereich mit über einem halben Meter Wassertiefe.

Zuerst wird eine Unterlage aus Ästen zusammengefügt, die mit dem Ufer verankert werden. Dann wird das Floß gebaut, das gut schwimmen soll. Dazu nehmen Blässhühner lufthaltige, hohle Pflanzenteile; Halme von Schilf, Rohrkolben, Schwertlilien, Binsen oder Seerosen zum Beispiel. In einem weiteren Bauabschnitt wird das Nest festgetrampelt, dann eine kuschelig ausgepolsterte Mulde präpariert.

Zu allerletzt wird eine Rampe zum Wasser angelegt: Breite etwa 40, Länge etwa 80 Zentimeter. Die schwimmende Wasserburg mit einem halben Meter Durchmesser ist fertig. Häufig bauen sie noch ein oder zwei Ruhenester. Dann endlich kann das Brüten losgehen.

Meistens schlüpfen fünf bis zehn Junge, die schon nach drei Tagen die Rampe herunterpurzeln und mit dem Schwimmen beginnen. Von ihnen überleben im ersten Jahr vielleicht zwei oder drei. Denn die Verluste unter ihnen sind hoch: Krähen, Ratten, Rohrweihen, Seeadler oder Hechte machen leicht Beute.

Der Allesfresser hat Asien und Afrika besiedelt

Diese Flexibilität und vielfältige Angepasstheit als Allesfresser ermöglichten Blässhühnern die Besiedlung von Europa bis weit nach Asien, von Nordafrika sogar bis an die Nordküste Australiens. Ornithologen vermuten, dass mit der intensiven Landwirtschaft und dem damit zunehmenden Nährstoffreichtum unserer Gewässer der Blässhuhn-Bestand vorübergehend zugenommen hat. Jedoch scheint die Population in den letzten Jahrzehnten abzunehmen.

Blässhühner sind erstaunlich gute Langstreckenflieger. Aber sie haben ein Problem zu bewältigen: Ihr Wasserstart ist miserabel. Beim Auffliegen von einer Wasserfläche benötigen sie einen weiten Anlauf. Wenn sie von einer Teichfläche aus in den Schilfgürtel flüchten müssen, fliegen sie nicht, sondern laufen mit den Flügeln schlagend auf dem Wasser. Gut für den Seeadler, der leicht zuschlagen kann. Gelingt ihm das nicht sofort, dann hetzt er das Blässhuhn, bis es ermüdet aufgibt.

Serie und Buch zu den Naturphänomenen

Was kreucht und fleucht in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge.

Die erfolgreiche TAGEBLATT-Serie „Phänomene der Natur“ rückt kurzweilig Wissenswertes aus der Natur in den Mittelpunkt. Der zweite, reich illustrierte Band von Wolfgang Kurtze ist für 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich. Herausgeber ist die Lions Stiftung Stade zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes.

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