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Tierseuche

TBlauzungenkrankheit: So erbarmungslos wütet die Seuche im Nachbarkreis

Alexander von Hammerstein, Vorsitzender des Landvolkverbands Bremervörde-Zeven, sein Stellvertreter Jan Pape und Carsten Hoops, Geschäftsführer des Landvolkverbands Rotenburg-Verden (von links), hoffen auf kalte Tage.

Alexander von Hammerstein, Vorsitzender des Landvolkverbands Bremervörde-Zeven, sein Stellvertreter Jan Pape und Carsten Hoops, Geschäftsführer des Landvolkverbands Rotenburg-Verden (von links), hoffen auf kalte Tage. Foto: Kratzmann

Vor allem Schafherden sind von der Blauzungenkrankheit betroffen. Doch auch im Kuhstall grassiert die Seuche. Dass es so arg wird, das habe „niemand erwartet“, sagt Jan Pape, Co-Vorsitzender des Landvolkverbands Bremervörde-Zeven.

Von Thorsten Kratzmann Donnerstag, 26.09.2024, 15:30 Uhr

Zeven. Pape äußert sich im Rahmen eines Pressetermins, zu dem die Landvolkverbände Bremervörde-Zeven und Rotenburg-Verden nach Zeven eingeladen haben. Der stellvertretende Verbandsvorsitzende aus Granstedt spricht von tiefer Verunsicherung, die Landwirte ergriffen hat. Pape benennt Ursachen.

Nachdem die von Gnitzen übertragene Blauzungenkrankheit vor einem Jahr aus den Niederlanden kommend über Nordrhein-Westfalen in Schafherden in Niedersachsen weitergetragen worden war, beruhigte sich das Seuchengeschehen den Winter hindurch. Im Frühjahr kam es erneut zu Ausbrüchen. Mit dem Ziel, die Ausbreitung der Virusinfektion unter Wiederkäuern einzudämmen, sei ein erster auf den Serotyp 3 des Virus angepasster Impfstoff auf den Markt gekommen.

Doch der blieb „ohne Wirkung“, berichtet Pape. Das habe Tierhalter verunsichert. Verstärkt habe sich dieses Gefühl, als ein zweiter Impfstoff auf den Markt kam, dem jedoch die EU-Zulassung fehlte. Daher sei, so Pape, zunächst wenig geimpft worden.

Diese Zurückhaltung habe die Ausbreitung der Krankheit begünstigt.

Mit Ende der Sommerferien sei es dann zu einer explosionsartigen Infektion von Schafen und auch Rindern gekommen. In dieser Phase habe dann wiederum zu Verunsicherung unter Tierhaltern geführt, dass einerseits Impfempfehlungen herausgegeben wurden und es andererseits einige Tierärzte ablehnten, in durchseuchte Herden zu impfen.

Zu viele Tote: Tierkörperbeseitigung kommt nicht nach

Derweil grassiert die Seuche. Bei Schafen erreiche die Mortalität 60 Prozent. Milchviehhalter haben laut Pape ebenfalls tote Tiere zu beklagen. Trächtige Kühe verlieren ungeborene Kälber. Andere fiebern extrem, haben entzündete Schleimhäute, andere können nicht stehen, sind apathisch. In jedem Fall geht die Infektion mit einem Rückgang der Milchleistung einher. Pape spricht von bis zu 30 Prozent. Das schlägt durch. Das Deutsche Milch-Kontor (DMK) verzeichne aktuell eine um rund vier Prozent geringere Milchanlieferung.

Wie viele Opfer die Seuche fordert, das werde auch daran deutlich, dass die Tierkörperbeseitigung längst an ihre Grenzen gekommen sei. Das Mulmshorner Unternehmen sei überlastet, weiß der Landvolkfunktionär.

Da es an einer Therapie fehlt, um die Krankheit zu bekämpfen, bleibt die Hoffnung auf einen möglichst kalten Winter und darauf, dass das Frühjahr nicht warm und feucht wird, und darauf, dass Serotyp 4, der in Südfrankreich wütet, langsam den Weg nach Norden findet, und darauf, dass rechtzeitig ein Impfstoff zur Verfügung steht.

Blauzungenkrankheit: Hunderte Tiere im Kreis Stade verendet

Auch im Landkreis Stade wütet die Blauzungenkrankheit. Hunderte Tiere starben bereits an der Seuche. So viele, dass das Amt Veterinärwesen und Verbraucherschutz vor Engpässen bei der Tierkörperbeseitigung warnte. Allein bis Mitte September wurden mehr als 300 Schafe und etwa 60 Rinder gemeldet, die an der Blauzungenkrankheit gestorben sind. Die Behörde wies darauf hin, dass in einigen Betrieben die Tierkadaver länger gelagert werden müssten als üblich. (set)

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