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Wildfleisch

TBleimunition ab sofort tabu – Was bedeutet das für die Jäger?

Ein Jäger zielt mit seinem Gewehr. Ab dem 1. April nicht mehr mit Blei-Munition.

Ein Jäger zielt mit seinem Gewehr. Ab dem 1. April nicht mehr mit Blei-Munition. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Die Ära des Bleis ist zu Ende. Büchsenmunition darf in Deutschland seit dem 1. April nicht mehr aus diesem Material gefertigt sein. Was bedeutet das für die Zukunft der Jagd und die Qualität des Wildfleischs?

Von Pascal Patrick Pfaff Dienstag, 01.04.2025, 17:00 Uhr

Nach einer Übergangsfrist von fast drei Jahren heißt es seit Dienstag, dass der Einsatz von bleihaltiger Büchsenmunition und auch Flintenlaufgeschossen nicht mehr erlaubt ist. Dies geht zurück auf die von der EU initiierte REACH-Verordnung, die ein Verbot vorsieht, um Fleischverbraucher vor Blei-Eintrag zu schützen. Wie die Jäger im Landkreis Cuxhaven darauf eingestellt sind und welche Alternativen es gibt, hat die Nordsee-Zeitung von Kreisjägermeister Eike Lindau erfahren.

Lindau schätzt, dass bis zuletzt teilweise noch bleihaltige Munition von den Jägern aus der Region verwendet wurde: „Solange sie erlaubt ist, wird die Sache auch eingesetzt.“ Zudem nimmt er an, dass der Handel die Munition noch weiter anbietet. Wobei Jäger wohl kaum zu den Kunden zählen, weil die Geschosse nicht mehr im Revier eingesetzt werden dürfen.

Bleifreiheit auch bei den Landesforsten üblich

Dass die neue Regelung der Jägerschaft schaden könnte – daran glaubt Lindau nicht: „Ich habe nie mitbekommen, dass jemand in Schwierigkeiten geraten ist, weil er bleifreie Munition verwenden musste.“ Eine solche Munition sei auch bei den Landesforsten seit vielen Jahren üblich. Insofern werde der 1. April keinen Bruch im Ablauf der Jagd bedeuten. „Es gibt keine Stunde Null. Die ganze Sache geht still und geräuschlos über die Bühne“, hält er fest.

Die Jägerschaft habe sich auf die Lage eingestellt und nutzt Alternativen zu den 8 bis 12 Gramm schweren Geschossen, deren bleierne Spuren sich im Wildfleisch wiederfinden können. Laut dem Kreisjägermeister handelt es sich beispielsweise um Munition aus Kupfer, der Kupfer-Zink-Legierung Tombak oder auch Kugeln mit Kunststoffspitzen.

Eike Lindau, Vorstand bei Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven und Kreisjägermeister.

Eike Lindau, Vorstand bei Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven und Kreisjägermeister. Foto: privat

Blei habe eine hohe Dichte und trägt nach Lindaus Worten dazu bei, dem Tier einen unmittelbaren und schmerzlosen Tod zu bereiten. Dies sei die geforderte Funktion für die Jäger-Munition. Entsprechend habe sich die Branche damit auseinandergesetzt, nach anderen Materialien zu suchen. „Die Ergebnisse waren zunächst nicht so zufriedenstellend. Seitens der Industrie hat es einfach Erfahrungswerte gebraucht.“ Mit den genannten Legierungen sei es dann besser geworden.

Jäger hält die REACH-Verordnung für richtig

Er selbst habe sich Zeit gelassen bei der Umstellung – und dabei keinen Unterschied gemerkt: „Ich verwende Kupfergeschosse und habe Vertrauen in die Munition“, sagt Lindau und betont, dass er die REACH-Verordnung für richtig hält: „Bisher gab es eine Masse an Blei, das durch die Jagd in Europa eingebracht wurde. Das sind jährlich mehrere Tonnen gewesen.“ Seine Beispielrechnung: Bei 400.000 Jägern, die 20 Mal im Jahr mit je 8 Gramm Blei schießen, sammeln sich über 60 Tonnen in der Natur an.

Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen), Landwirtschaftsministerin von Niedersachsen.

Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen), Landwirtschaftsministerin von Niedersachsen. Foto: Sina Schuldt/dpa

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) äußerte sich kürzlich zu dem Thema. Sie erkannte in dem Blei-Verbot Möglichkeiten für die Verbraucher, sich vor den gesundheitsschädlichen Einträgen im Wildfleisch zu schützen. Was die alternative Munition anbelangt, so verlässt sich Lindau auf die Entwickler. Und geht davon aus, dass die Metall-Spuren nicht schädlich sind. „Ich hoffe aber nicht, in ein paar Jahren zu hören, dass Kupfer gesundheitsschädlich ist.“

Mit Fleisch aus der „Blei-Zeit“ habe er gleichwohl keine schlechten Erfahrungen gemacht. „Ich jage seit über 30 Jahren. Mir ist nicht bekannt, dass jemand wegen der Bleimunition und durch den Verzehr von Wildfleisch erkrankt ist.“ Prinzipiell sei es jedoch wichtig, dass die Gefahr für die Gesundheit minimiert wird, die durch den Blei-Eintrag entstehen kann.

Ein Unterfangen im Wert von 700 Millionen Euro

Im Zuge der REACH-Verordnung rückt derweil noch eine andere geplante Veränderung in den Fokus. So heißt es, dass nach zehn Jahren auf allen Schießständen Bleischrot verboten sein soll. Lindau hält dies für die logische Folge des Blei-Verbots bei den Jägern. Bestrebungen, den Blei-Eintrag zu vermeiden, gibt es seiner Aussage zufolge schon jetzt. So gebe es etwa beim Taubenschießen Schutzwälle, die mit Planen abgedeckt sind. Es sind Vorrichtungen, die dafür sorgen, dass die Geschosse nicht weit fliegen.

Nicht viel sagen konnte Lindau zur Einlassung des Deutschen Jagdverbands. Dieser geht davon aus, dass die Umstellung den Betreibern von Schießständen 700 Millionen Euro kosten könnte. Bundesweit. Wie viel die Jäger im Landkreis Cuxhaven zahlen, sei ihm nicht bekannt. Allein: „Bauliche Voraussetzungen müssen schon geschaffen werden.“

Für die Jäger bedeute das „Nein“ zum Bleischrot indes, sich auf Investitionen einstellen zu müssen. „Nutzer bräuchten eine neue Waffe. Da geht es bei Preisen ab 800 Euro los und reicht bis ins Unendliche. Eine moderne Flinte kostet 2500 bis 3500 Euro, je nach Ausstattung auch mal 6000 Euro“, blickt er in die Zukunft.

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