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Natur

TBliedersdorfer wollen Bockelsberg in ein Heideparadies verwandeln

Werner Heidenreich hatte schon vor 21 Jahren seine Vision für die Heidefläche am Bockelsberg zu Papier gebracht.

Werner Heidenreich hatte schon vor 21 Jahren seine Vision für die Heidefläche am Bockelsberg zu Papier gebracht. Foto: Buchmann

Blühende Heideflächen gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Bliedersdorf. Engagierte Bürger wollen das jetzt ändern und greifen zu Hacke und Spaten.

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Von Steffen Buchmann
Montag, 30.06.2025, 10:55 Uhr

Bliedersdorf. Es summt und brummt am Bockelsberg. Werner Heidenreich und viele emsige Bliedersdorfer haben den ersten Schritt geschafft, das zuvor trostlose Ackerland am Hang des Bockelsberges in eine blühende Heidefläche zu verwandeln. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Volker Dammann rupft beherzt einen Krautbüschel mitsamt Wurzeln aus dem Boden und klopft die Erde ab. „Wir wollen ja nichts verschwenden“, erklärt er. Mehrmals pro Woche schauen Helfer der Arbeitsgruppe „Grün & Wege“ am Bockelsberg vorbei, um die frisch angelegte Heidefläche in Schuss zu halten.

Heide-Idee bereits seit Jahrzehnten im Gespräch

Aktuell ist die Fläche am Hang des höchsten Bliedersdorfer Berges (25,4 Meter) noch in der Hand weiß blühender Kamille. „Es braucht Zeit, bis die Heide hier anwächst“, sagt Volker Dammann, der sich als AG-Sprecher für Bliedersdorf engagiert. In den kommenden Jahren soll sich die rund 900 Quadratmeter große Fläche in eine rosafarbene Heidewiese verwandeln.

Noch dominiert die Kamille den Bockelsberg. Das soll sich in den nächsten Jahren jedoch ändern.

Noch dominiert die Kamille den Bockelsberg. Das soll sich in den nächsten Jahren jedoch ändern. Foto: Buchmann

Doch die Heide ist keineswegs fremd in Bliedersdorf. „Früher gab es sehr viel mehr Heide in und um Bliedersdorf“, weiß Werner Heidenreich. Bereits 1991 habe er sich gemeinsam mit anderen Bliedersdorfern im Rahmen des ersten Dorfentwicklungsprogrammes dafür eingesetzt, die Besenheide wieder heimisch zu machen.

Ein Stück Goldbecker Heide in Bliedersdorf

Bis vor rund 150 Jahren diente das Heidekraut etwa als Einstreu im Viehstall. Der mit dem Dung von Rindern, Schweinen und Hühnern angereicherte Mist diente als Dünger auf den nährstoffarmen Böden. Doch die Erfindung des Kunstdüngers um 1870 durch Justus von Liebig war einer von vielen Faktoren, der die uralte Heidewirtschaft zusammenbrechen ließ.

Volker Dammann rupft Kraut aus dem Boden.

Volker Dammann rupft Kraut aus dem Boden. Foto: Buchmann

Lange Zeit hätte sich niemand für das Projekt interessiert, sagt Werner Heidenreich. In den vergangenen Jahren übernahm die Arbeitsgruppe das Projekt am Bockelsberg im Rahmen der Dorfentwicklung und konnte dieses Jahr endlich loslegen. Die Gemeinde Bliedersdorf hatte die vorherige Ackerfläche gekauft und für das Projekt bereitgestellt. Das Mahd-Material, also abgemähte Heide, bekam die Arbeitsgruppe kostenlos von einer Heidefläche aus der Goldbecker Heide bei Beckdorf, sagt Volker Dammann. Etwa acht große Autoanhänger voller Mahd hätten die Helfer am Bockelsberg verteilt.

Helfer greifen zu Hacke und Spaten

Doch Heide sei nicht so einfach anzupflanzen wie eine Blumenwiese aus der Tüte, sagt Heidenreich. „Es kann Jahre dauern, bis sie anwächst - wenn überhaupt“, sagt er. Im März und April griffen rund ein Dutzend Helfer zu Hacke und Spaten, um den Acker vorzubereiten. Dabei seien am Anfang die Stile der Hacken zu Bruch gegangen, sagt Heidenreich und lacht. „Es ist eine schwere körperliche Arbeit, das darf man nicht unterschätzen“, ergänzt er.

Helfer der Arbeitsgruppe machten im Frühjahr den Ackerboden bereit zur Heide-Aussaat.

Helfer der Arbeitsgruppe machten im Frühjahr den Ackerboden bereit zur Heide-Aussaat. Foto: H.-J. Feindt

Unterstützt habe das Projekt auch das Naturschutzamt des Landkreises. Zusätzlich pflanzten die Helfer auch Besenginster und Wacholder in den Boden. Inzwischen zeigt sich jedoch: Der Besenginster wächst nicht an, dafür lugen jetzt unerwartet Kiefern aus der Erde heraus. „Man weiß nie, was in der Mahd für Samen stecken“, sagt Volker Dammann.

Anscheinend waren im Heide-Mahd auch Kiefernsamen dabei.

Anscheinend waren im Heide-Mahd auch Kiefernsamen dabei. Foto: Buchmann

Bis Spaziergänger am Bockelsberg ein rosafarbenes Blütenmeer vorfinden, wie es Werner Heidenreich bereits 2004 aufgezeichnet hatte, dauert es noch. Im Herbst wolle die Gruppe noch einmal Plaggen nachholen, sagt Volker Dammann. „Wir wollen, dass es bald blüht. Auch wenn es drei Jahre dauert“, sagt Heidenreich. „Und wer weiß“, legt er scherzhaft nach: „Vielleicht bekommen wir dann sogar eine Heidekönigin in Bliedersdorf“.

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