TBloß nicht auf Toilette gehen? Das sagen Schüler zur Buxtehuder Schulkrise

Marie-Lene Arendt und Emma Simon (rechts) vertreten die Interessen der Buxtehuder Schüler im städtischen Schulausschuss. Foto: Wisser
Schüler und Lehrer sind die Leidtragenden der maroden Zustände. Zu Wort kommen sie selten. Zwei engagierte Schülerinnen ändern das jetzt - und sparen nicht mit Details.
Buxtehude. Emma Simon (16) und Marie-Lene Arendt (18) besuchen das Gymnasium Süd - und sie vertreten die Interessen von rund 5500 Schülern und Schülerinnen, die die Buxtehuder Schulen besuchen. Als Schülervertreterinnen sind sie Mitglied im städtischen Schul- und Sportausschuss.
Problemlösungen werden jahrelang vertagt
Dort sitzen sie zusammen mit Politik und Verwaltung und kümmern sich um die Belange der zehn Schulen, für die die Stadt verantwortlich ist. Dass beide Schülervertreterinnen aus einer Schule kommen, ist dabei Zufall.
„Es sind immer noch viele Sachen im Gespräch, die vor fünf Jahren auch schon von Schülern angesprochen worden sind. Passiert ist oft nichts“, sagt Marie-Lene Arendt im Gespräch mit dem TAGEBLATT. Sie sei nach dem Wechsel auf das Gymnasium Süd über den Zustand in einigen Bereichen schockiert gewesen, sagt sie. Ein gutes Beispiel ist dabei der Schulhof am Schulzentrum Süd. Der sei eine weitgehend öde Fläche. Wenn es regne, komme es schnell zu verstärkter Pfützenbildung.
Funktionierende Toilettentüren wären eine gute Sache
Das Problem ist seit Jahren bekannt. Weil aber auch klar ist, dass am Schulzentrum Süd große Baumaßnahmen und Investitionen notwendig sind, werden solche Maßnahmen aufgeschoben. Besonders der Zustand der Toiletten und der Sanitäranlagen wird von den beiden Schülerinnen sehr kritisch gesehen.
„Wir würden uns schon über funktionierende Toilettentüren freuen“, sagen beide. Emma Simon hat vor dem Wechsel auf das Gymnasium Süd die Grundschule Altkloster besucht und dort versucht, möglichst nicht die Sanitäranlagen zu nutzen.
Mängellisten für die Schulen gefordert
„Möglichst nichts in der Schule trinken.“ So beschreibt sie ihre Taktik, die oft uralten Sanitäranlagen zu umgehen. „Wir brauchen eine Mängelliste für die Schulen, damit klar ist, wo was passieren muss“, sagt Emma Simon. Sie wiederholt damit eine Forderung, die Stadtelternrat, Stadtschülerrat, FDP und BBG/FWG schon als Antrag formuliert haben.
„Wir verstehen auch nicht, wie immer wieder neue Baugebiete ausgewiesen werden können. Es ist doch klar, dass damit auch neue Kinder kommen, für die es an den Schulen keinen Platz gibt“, sagt Emma Simon. Sie hat diese Frage auch in der öffentlichen Schulausschuss-Sitzung gestellt und aus ihrer Sicht keine plausible Antwort erhalten.
Buxtehude braucht eine neue Grundschule
Schülerzahlen-Prognosen bestätigten, dass die vier großen innenstädtischen Grundschulen - Harburger Straße, Rotkäppchenweg, Stieglitzweg und Altkloster - ihre Kapazitätsgrenze erreicht haben und die neuen Schüler nicht mehr aufnehmen können.
Besonders betroffen ist Altkloster. Deshalb soll im kommenden halben Jahr die Entscheidung fallen, wo eine neue Grundschule gebaut und wie groß sie werden soll. Zeitgleich besteht mindestens am Stieglitzweg und in Altkloster hoher Sanierungsbedarf. Insgesamt geht es um Investitionen in einem mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Schüler werden lange in Containern unterrichtet
„Ich hoffe, dass man auch schon die weiterführenden Schulen mit im Blick hat“, sagt Marie-Lene Arendt. Die vielen neuen Grundschüler würden dort in absehbarer Zeit ankommen.
Marie-Lene Arendt kennt den Umstand, dass für die Schüler nicht genügend Platz ist, aus eigener Erfahrung. Ihre Klasse gehört zu denen, die in der Regel in den Klassen-Containern am Buswende-Platz am Schulzentrum Süd unterrichtet werden und nur für den Fachunterricht im Hauptgebäude sind.
Wir fühlen uns innerhalb der Schule wie Einzelkämpfer.
Marie-Lene Arendt
Beide Schülervertreterinnen Marie-Lene Arendt und Emma Simon wünschen sich auch, dass mehr Schüler die Chance zur Mitarbeit nutzen. „Wir fühlen uns innerhalb der Schule wie Einzelkämpfer“, sagt Marie-Lene Arendt. Auch der Stadtschülerrat müsse wieder aktiver werden. Beide erhoffen sich, dass die Stadtverwaltung den Stadtschülerrat mehr an die Hand nimmt und bei der Arbeit unterstützt.
So steht es um die Buxtehuder Schimmelschule
Der Platzmangel am Schulzentrum wurde durch die Schimmel-Notlage an der benachbarten Hauptschule für mehrere Wochen verschärft. Da die Stadt die Hauptschule bis Mitte Januar geräumt hatte, wurden deren Schüler in den Containern des Gymnasiums unterrichtet.

Die Warnhinweise in der Schule sind nicht zu übersehen. Diese Räume dürfen nicht betreten werden. Foto: Wisser
Inzwischen wird in den meisten Räumen des Hauptschulgebäudes wieder unterrichtet. Die stark mit Schimmelpilz belasteten Räume wurden abgekapselt, so dass aus Sicht der Verwaltung der Rest der Schule genutzt werden kann.