TBoutique Schakaleur: Diese Buxtehuder Unternehmerin trotzt jeder Krise

Danica Worms (37) ist die Inhaberin des Modefachgeschäfts Schakaleur in Buxtehude. Die große Auswahl an nachhaltig produzierten Schuhen ist besonders. Foto: Sulzyc
Nachhaltigkeit ist dem Modegeschäft Schakaleur wichtig. 2020 wurde es mit dem Gründerstar-Sonderpreis ausgezeichnet. Warum es bis heute auf einen Online-Shop verzichtet.
Buxtehude. Nachhaltige Mode ist keine Momentaufnahme, sondern ein Trend auf dem deutschen Modemarkt. Davon jedenfalls gehen Analysten des Statistikportals Statista aus. Laut den Experten nimmt der Umsatzanteil von nachhaltiger Mode am Bekleidungsmarkt in Deutschland langsam aber kontinuierlich zu. Demnach wird der erwartete Marktanteil im Jahr 2026 bei 8,1 Prozent liegen - vor zehn Jahren lag er bei weniger als fünf Prozent.
Wer in Buxtehude nachhaltige Mode für Kinder und Damen sucht, findet sie in dem Fachgeschäft Schakaleur am Westfleth in der Altstadt. Die Jury des Gründungswettbewerbs Gründerstar in der Stader Region hat es im Jahr 2020 mit dem Sonderpreis in der Kategorie Einzelhandel ausgezeichnet.

Seit 2020 existiert das Fachgeschäft Schakaleur am Westfleth 27 in Buxtehude. Es ist auf nachhaltige Mode für Kinder und Frauen spezialisiert. Foto: Sulzyc
Der Name Schakaleur ist ein künstlich gebildetes Wort. Es geht auf den Lebensgefährten der Inhaberin Danica Worms (37) zurück. Er nannte sie Shopping-Schakal - ein Kosename. Das Paar spricht deshalb von schakalieren, wenn sie shoppen, also einkaufen, meinen.
Warum die Jury die Gründung eines Einzelhandelsgeschäfts ausgerechnet in dem Jahr, als die Corona-Pandemie ausbrach, für eine gute Idee hielt, hat Danica Worms nie erfahren. Denn wegen der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie kam es nicht wie üblich zu einem Festakt und Laudationen.
Traurige Preisverleihung in der Corona-Zeit
Vielmehr dürfte es sich 2020 um die traurigste Preisverleihung in der Geschichte des Gründerstars gehandelt haben. Ein Taxifahrer brachte die Urkunde, verhüllt in der braunen Papiertüte einer Lebensmittelkette, in das Ladengeschäft, erinnert sich Danica Worms. Er habe nicht gewusst, was er da überreichte.
Drei Tage nach Eröffnung musste die Gründerin ihr Ladengeschäft wieder vorübergehend schließen. Der Grund war die erste staatlich angeordnete Massenquarantäne in der Corona-Pandemie. „Das war schon blöd“, sagt Danica Worms heute in Erinnerung daran.
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Früher als andere Ladengeschäfte durfte Schakaleur wieder öffnen - weil das Start-up Waren des täglichen Bedarfs führte. Bekleidung für Frühgeborene und Waschmittel sind Beispiele.
In viereinhalb Jahren Selbstständigkeit sah sich die gelernte Einzelhandelskauffrau mit mehreren unverschuldeten Krisen konfrontiert - und überlebte sie: Pandemie, Ladensterben im Einzelhandel, Strompreiskrise und Lieferkettenstörungen wegen des Krieges in der Ukraine, stark steigende Verbraucherpreise.
Inhaberin besitzt besondere Fähigkeit
Die Widerstandskraft gegen Krisen erklärt sich nicht allein mit einem Trend auf dem Modemarkt. Danica Worms wird die besondere Fähigkeit nachgesagt, Bedürfnisse ihrer Kundinnen, sobald sie den Laden betreten, erkennen zu können. Das breite Sortiment, Mode von Kopf bis Fuß, Dekoartikel, Lollis und Grußkarten, hilft offenbar dabei.
Danica Worms ist eine Verfechterin des stationären Einzelhandels. „Echte Wolle, echtes Kaschmir - Kunden möchten fühlen, wie sich der Stoff verhält“, nennt sie einen Grund dafür.

Die Socken mit 80 Prozent Bambusanteil haben eine besonders große Spannweite. Foto: Sulzyc
Schakaleur verzichtet bis heute auf einen Shop im Internet. Onlinehandel sei nicht nachhaltig, begründet das die Inhaberin. „Von 50 versandten Paketen würden mir gefühlt 35 zurückgeschickt.“
Der Begriff nachhaltig bezieht sich auf Unternehmen, die auf eine schonende Art produzieren, die ihre Umwelt- und Arbeitsschutzpraktiken transparent veröffentlichen. Danica Worms sagt, sie mache sich von jedem Lieferanten selbst ein Bild. „Die Lieferketten sind nachvollziehbar bis zum Anbau der Rohstoffe auf dem Feld“, sagt sie.
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Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Markt Kinderbekleidung wird laut Statista im Jahr 2024 voraussichtlich bei 15,47 Stück liegen. Das Bundesumweltministerium kritisiert das Fast Fashion genannte Phänomen, billig viel minderwertige Kleidung zu produzieren: Alle Anzeichen einer exzessiven, nicht nachhaltigen Entwicklung seien erfüllt.
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Jedes fünfte Kleidungsstück wird laut dem Bundesumweltministerium so gut wie nie getragen. Nachhaltige Mode steht für ein anderes Konsumverhalten. „Ein nachhaltig produziertes Shirt kostet zehn Euro mehr, hält aber auch drei Kinderleben lang“, sagt Danica Worms.
Inhabergeführte Läden wie Schakaleur machen eine Innenstadt unverwechselbar und halten sie lebendig. Mit einer Maßnahme könnte die Hansestadt Buxtehude das zusätzlich fördern, sagt Danica Worms: „Dehnt bitte den Weihnachtsmarkt auf die Läden am Fleth aus.“