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Norddeutschland

TBremerhavener Auesee ist zugewuchert und die Behörde unternimmt nichts

Der Auesee ist überwuchert. Muss da nicht etwas passieren?

Der Auesee ist überwuchert. Muss da nicht etwas passieren? Foto: Thorsten Raschen

Hundebesitzer und Radfahrer, die am Auesee in Bremerhavens Norden vorbeifahren, melden sich bei Ämtern: Der Auesee ist von Grün überwuchert, Schwäne und Enten kommen nicht mehr durch. Die zuständige Behörde unternimmt nichts. Das ärgert auch Angler.

Von Maike Wessolowski Donnerstag, 01.08.2024, 09:10 Uhr

Bremerhaven. Einer der Bürger, denen das wuchernde Grün bei einer Radtour aufgefallen ist, ist Bremerhavens CDU-Fraktionsvorsitzender Thorsten Raschen. „Eine Schwanenfamilie kam vor lauter Pflanzen gar nicht mehr zum See“, sagt der Kommunalpolitiker. Er hat das Gartenbauamt informiert. Doch niemand kümmere sich.

„Der Zustand kann nicht plötzlich aufgetreten sein. Jetzt wird wieder die Verantwortung zwischen den Ämtern hin und her geschoben“, ärgert er sich.

Aufgefallen ist das Grün auch SPD-Urgestein Gerda Altenburg: „Früher gab es Enten, Kanadagänse, Blesshühner und Schwäne, alle mit Nachwuchs. Jetzt ist der See zugewachsen und das sind nicht mal Seerosen“, schreibt sie.

Die Krebsschere ist ein Lebensraum für eine besondere Libelle

Zuständig ist die Untere Naturschutzbehörde. Auch dort haben schon Bürger angerufen, erklärt Artenschutzbeauftragte Paula Roloff-Dieck. Doch in der Tat unternimmt die Behörde nicht gegen die wuchernde Wasserpflanze. Im Gegenteil.

„Es handelt sich um eine Krebsschere und wir sind sehr glücklich, dass sie sich dort ansiedelt“, erklärt die Biologin. Denn diese wählerische Wasserpflanze ist die Einzige, auf der eine bestimmte Libellenart ihre Eier ablegt. Die grüne Mosaikjungfer steht auf der Roten Liste bedrohter Arten und die Wasserpflanze sei essenziell für ihren Fortbestand.

Die grüne Mosaikjungfer steht auf der Roten Liste für bedrohte Arten.

Die grüne Mosaikjungfer steht auf der Roten Liste für bedrohte Arten. Foto: Henrich Klugkist/BUND

Wo Gräben geräumt oder Teiche entkrautet werden, muss auch diese Wasseraloe ihr Leben lassen – und mit ihr häufig die Libelleneier, die sie in ihren Blättern verborgen hält. „Die Grüne Mosaikjungfer hat nur eine Chance, wenn wir großräumige Bestände der Wasseraloe erhalten“, erklärt Henrich Klugkist, Libellen-Experte beim BUND-Bremen.

Viele andere Plätze für Enten und Schwäne in der Nähe

Die meiste Zeit ihres zwei- bis dreijährigen Lebens verbringt die Libelle als Larve im Wasser. Alles Wichtige spiele sich an der Pflanze ab: Paarsuche, Eiablage und wenn die Pflanzen zum Grund sinken, überwintern die Eier - und die Larven schlüpfen im Folgejahr.

Enten und Schwäne könnten das Gewässer durch den Pflanzenteppich in der Tat schlechter erreichen, aber „die haben wirklich ausreichend Plätze in der Umgebung“, erklärt die Artenschutzbeauftragte der Unteren Naturschutzbehörde.

Die Pflanzen treiben nur während des Sommerhalbjahrs an der Wasseroberfläche und gelten als guter Sauerstofflieferant für jeden Gartenteich. Im Herbst sinken die Rosetten auf den Gewässergrund ab.

Angler können ihr Pachtgewässer nicht nutzen und stellen Fragen

Doch es gibt es einen Interessenkonflikt. Der Auesee ist eins von etwa 30 Pachtgewässern des ASV Bremerhaven-Unterweser mit 1200 Mitgliedern.

Der Verein habe viel Geld in Stege investiert, doch „das Gewässer ist ganzjährig nicht nutzbar für uns“, bilanziert der Vize-Vorsitzende Joachim Malicki. Die Pacht werde aber deswegen nicht reduziert.

Angler seien auch Naturschützer, doch wo endet der? „Was ist, wenn sich die Krebsschere auf andere Gewässer ausweitet und nicht beschränkt wird? Am Bootsteich passiere das bereits. Und er stellt sich die Frage, ob nachgewiesen ist, dass sich diese Libelle ansiedelt? Er fürchtet zudem, dass in dem recht flachen Gewässer doch kein Platz für die Fische bleibt.

Ekelpaket: Angler haben Kot-Tüten an der Angel

Der Auesee hat ein weiteres Problem: Hundebesitzer entsorgten nicht selten die Hundekot-Tüten in umliegenden Gullys. Nach starkem Regen landen die Tüten im See – und regelmäßig am Haken der Angler.

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