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Zweiter Weltkrieg

TBriten würdigen Gedenkarbeit von Debbie Bülau mit British Empire Medal

Der britische Botschafter Andrew Mitchell hat die Heimatforscherin Debbie Bülau aus Aspe im Heimathaus in Kutenholz mit der British Empire Medal ausgezeichnet.

Der britische Botschafter Andrew Mitchell hat die Heimatforscherin Debbie Bülau aus Aspe im Heimathaus in Kutenholz mit der British Empire Medal ausgezeichnet. Foto: Vasel

Hoher Besuch und hohe Auszeichnung: Der britische Botschafter Andrew Mitchell hat der Heimatforscherin Debbie Bülau einen Orden überreicht. Und es gab weitere besondere Gäste.

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Von Björn Vasel
Sonntag, 04.05.2025, 08:00 Uhr

Kutenholz. Es ist eine Ehre, die nur wenigen Ausländern zuteil wird. Botschafter Andrew Mitchell und Oberstleutnant Richard Sernberg würdigten bei der Übergabe im Heimathaus Kutenholz das Engagement der Heimatforscherin Debbie Bülau aus Aspe. Der britische Diplomat sprach in seiner Laudatio von einer außergewöhnlichen Ehrung für eine Deutsche.

Eintrag des Botschafters.

Eintrag des Botschafters. Foto: Vasel

Bülau habe mit der Erforschung des Schicksals gefallener britischer Soldaten auf der Stader Geest „einen wichtigen Beitrag für die tiefe Freundschaft zwischen Großbritannien und Deutschland geleistet“. Viele Angehörige hätten erst durch ihr Wirken erfahren, wo, wann und wie ihre Verwandten im Zweiten Weltkrieg den Tod gefunden hatten.

 Oberstleutnant Richard Sernberg, Landrat Kai Seefried, Debbie Bülau und Botschafter Andrew Mitchell (von links).

Oberstleutnant Richard Sernberg, Landrat Kai Seefried, Debbie Bülau und Botschafter Andrew Mitchell (von links). Foto: Vasel

„Wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“, unterstrich Mitchell. Die Deutschen und die Briten seien durch eine tragische Geschichte verbunden. Mit ihrem Engagement - verbunden mit Aufstellen von Gedenkstelen und -tafeln, einer Ausstellung und einem Buch - habe Bülau den Gefallenen und ihren Angehörigen, aber auch vielen weiteren Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft, „etwas Menschlichkeit“ zurückgegeben.

König Charles III. würdigt Gedenkarbeit der Heimatforscherin

Mitchell dankte Bülau im Namen seiner Regierung und im Namen von König Charles III.. Ihre Majestät hatte in einem Brief vor der Ehrung seinen persönlichen Dank ausrichten lassen. Bereits seine verstorbene Mutter, Königin Elisabeth II., hatte wie auch die britischen Medien das Wirken von Bülau und ihrer Mitstreiter in der Samtgemeinde Fredenbeck gewürdigt. Ihr früherer Leibwächter Leutnant Robin Tudsbery († 25) war am 30. April 1945 bei der Explosion seines Panzer-Spähwagens bei Kutenholz gestorben.

Bülau dankte dem Briten für die besondere Ehrung, die sie ausdrücklich nicht persönlich, sondern stellvertretend im Namen ihrer vielen Mitstreiter entgegennahm. „Ich habe das alles nicht für einen Orden gemacht. Mir liegt das Thema am Herzen. Mir sind die Menschen wichtig“, sagte die tief bewegte Heimatforscherin aus Aspe. Sie kündigte an, dass die Kutenholz-Ausstellung in Edinburgh in der Universität zu sehen sein wird.

„Das ist im besten Sinne aktive Arbeit für Frieden und für Völkerverständigung“, lobte der Stader Landrat Kai Seefried (CDU). Jan Effinger vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu: „Das ist aktive Friedensarbeit.“

Angehörige der Gefallenen danken Debbie Bülau

Unter den Gästen waren auch Keith Orton, Vorsitzender des britischen Kriegsveteranenverbands Royal British Legion, sowie Ivanna und John Darter. Bülau stehe für sie nicht nur für Völkerfreundschaft, aus ihrer Gedenkarbeit seien „tiefe Freundschaften“ entstanden, so Darter. Er und Bülau sprachen von der „internationalen Kutenholz-Familie“.

John Darter, Neffe des bei Kutenholz im Alter von 18 Jahren gestorbenen Edward Charles Marsh, bedankt sich bei Debbie Bülau für ihr Engagement für die Völkerverständigung.

John Darter, Neffe des bei Kutenholz im Alter von 18 Jahren gestorbenen Edward Charles Marsh, bedankt sich bei Debbie Bülau für ihr Engagement für die Völkerverständigung. Foto: Vasel

Darter ist Großneffe des Irish Guardsman Edward Charles Marsh. Dieser war am 2. Mai 1945 kurz vor Kriegsende von einem deutschen Soldaten getötet worden - bei einer Patrouille in einem Wald. Britische Soldaten bestatteten ihn auf dem Obsthof der Familie Klint bei Kutenholz, im August 1946 fand der Irish Guardsman seine letzte Ruhe auf der Kriegsgräberstätte Becklingen War Cemetery.

Keith Orton, Vorsitzender des britischen Kriegsveteranen-Verbands „Royal British Legion“, würdigt die Arbeit der Heimatforscherin Debbie Bülau.

Keith Orton, Vorsitzender des britischen Kriegsveteranen-Verbands „Royal British Legion“, würdigt die Arbeit der Heimatforscherin Debbie Bülau. Foto: Vasel

Edward, so berichtet seine Familie, war das jüngste von elf Kindern. Er stammte aus Walton-on-the-Hill in der englischen Grafschaft Surrey. Sein Bruder Frank war bereits zu Beginn des Weltkriegs verwundet und bei Boulogne in Kriegsgefangenschaft geraten. Frank Marsh kam in das Stammlager Stalag XXB bei Marienburg in der Nähe von Danzig. Beim Vorrücken der Roten Armee räumte die Wehrmacht das Kriegsgefangenenlager, sein Bruder wurde in Norddeutschland befreit.

Guardsman Edward Charles Marsh starb am 2. Mai 1945 kurz vor dem Kriegsende im Alter von 18 Jahren.

Guardsman Edward Charles Marsh starb am 2. Mai 1945 kurz vor dem Kriegsende im Alter von 18 Jahren. Foto: Pearson

Edward habe nach der Schule in einer Flugzeugfabrik gearbeitet und sich im Juni 1944 bei der Irish Guards gemeldet, „um seinen Bruder Frank zu befreien“. Für die Familie sei es ein „harter Schicksalsschlag gewesen“, dass der Jüngste wenige Tage vor dem Sieg über die Nazis sein Leben ließ. Sein älterer Bruder Frank war bereits im Mai aus dem Krieg heimgekehrt.

Bekannt ist: Edward Charles Marsh war mit vier Kameraden auf einer Aufklärungsmission, als ihn die Kugel eines Deutschen im Kopf traf und ihn lebensgefährlich verletzte. Er wurde nur 18 Jahre alt. Der Kommandierende Major des III. Bataillons, Major Engsted, würdigte ihn in einem Brief an seine Eltern: „Ihr Sohn ist mit außerordentlicher Tapferkeit im Dienst seines Landes gestorben und hat viel dazu beigetragen, den Krieg zu beenden.“ Er starb, obwohl der Krieg längst verloren war. Einen Tag zuvor war Stade besetzt worden, die Stadt Buxtehude war bereits am 22. April 1945 kampflos an die Briten übergeben worden.

Auf den Gedenkstelen in Kutenholz wird auch Marsh gedacht. Auch 80 Jahre nach Kriegsende, so Landrat Seefried abschließend, sei es wichtig, die Erinnerung an die Gewaltherrschaft der Nazis zu bewahren und bestehende Lücken in der Geschichte zu schließen - „auch als Mahnung“ für Gegenwart und Zukunft.

Botschafter Andrew Mitchell überbrachte bei der Verleihung der British Empire Medal an Debbie Bülau auch Grüße von König Charles III..

Botschafter Andrew Mitchell überbrachte bei der Verleihung der British Empire Medal an Debbie Bülau auch Grüße von König Charles III.. Foto: Vasel

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