TBruno, der Kangal: Herdenschutzhund sucht nach Odyssee ein Zuhause

Claudia Schröder mit Kangal-Rüden Bruno im Tierasyl Bramstedt. Der Herdenschutzhund braucht ein neues Zuhause. Foto: Ismail Kul Foto: Ismail Kul
Deutschlands beliebteste Haustiere sind nicht immer in guten Händen. Kangal-Rüde Bruno wartet im Tierheim auf ein liebevolles Zuhause, nachdem ihm die notwendige Fürsorge verwehrt blieb.
Bramstedt. Hunde gehören in Deutschland zu den beliebtesten Haustieren. In mehr als jedem fünften Haushalt lebt ein Hund, deutschlandweit sind es über 10 Millionen. Bringen die Besitzer nicht die nötige Hundekenntnis oder Verantwortung mit, kann das Abenteuer für das Tier unschön enden – so wie im Fall eines Kangal-Rüden, der im Tierasyl Heimatlos in Bramstedt auf den Namen Bruno getauft wurde. Daran scheint er sich gewöhnt zu haben. „Mittlerweile reagiert er auf den Namen“, sagt Heimleiterin Claudia Schröder.
Bruno ist ein stattlicher Hund, lebt seit drei Monaten im Tierheim in Bramstedt. „Am 14. Januar war er frei laufend in Schwanewede bei Bremen gefunden worden. Er war völlig abgemagert“, sagt Heimleiterin Schröder. Der Hund war gechippt gewesen, beginnend mit der Nummer 276... Ein Hinweis darauf, dass der Hund wahrscheinlich in Deutschland geboren wurde. Den Hund haben sie dann noch impfen lassen, sein Alter wird auf zwei Jahre geschätzt.
Bruno antwortet auf das Geheul der Wölfe
Für Bruno wird ein neues Zuhause gesucht. „Bruno ist sehr menschenbezogen und möchte kuscheln, möchte geliebt werden“, erzählt Schröder. Er ist im Tierasyl Heimatlos einer von vier Hunden. Die Hunderasse Kangal stammt ursprünglich aus der Türkei. Zu den Bedürfnissen dieser Hunde weiß Schröder: „Bruno ist ein absoluter Draußen-Hund. Er ist ein Herdenschutzhund. Er passt sehr gut auf. Wenn ein Wolfsrudel in der Nähe heult, dann antwortet er.“
Kangal-Hunde brauchen sehr viel Platz und auch Freiheit. Wenn Bruno in ein Zimmer kommt, müsse die Tür auch nachts offen stehen. Bruno ist in den Tierheimen in der Region der einzige dieser Hunderasse. Dadurch, dass sie keine Familienhunde sind, sind sie nur schwer vermittelbar. Zu den Hunderassen, die leicht vermittelbar sind, gehören laut der Tierheimleiterin kleine Hunde, Schäferhunde, Golden Retriever oder Labrador, also Familienhunde.
Familienhunde sind am leichtesten zu vermitteln
Zu den schwer vermittelbaren Hunden wie dem Kangal gehört auch der kaukasische Schäferhund Owtscharka, weiß Jelka Tetzlaff vom Tierheim Cuxhaven. Aktuell betreut das Tierheim „Tierschutz. Eine Pfote ein Versprechen“ acht Hunde, davon drei auf Pflegestellen. Einen Kangal-Hund gibt es derzeit nicht in der Obhut des Tierheims. „Allerdings kümmern wir uns um zwei Herdenschutzhunde, bei denen es sich sehr wahrscheinlich um Owtscharka handelt, auch sie zählen zu den schwer vermittelbaren Rassen“, so Tetzlaff.

Kangal-Rüde Bruno mag kuscheln: im Bild mit Claudia Schröder. Foto: Ismail Kul
Zu diesen Tieren weiß sie aus Erfahrung: Herdenschutzhunde wie der Kangal oder der Owtscharka sind äußerst anspruchsvolle Tiere, die spezifische Haltungsbedingungen und erfahrene, verantwortungsvolle Halter erfordern. Sie wurden ursprünglich für das selbstständige Bewachen großer Herden gezüchtet – ihr Schutztrieb, ihre Unabhängigkeit und Territorialität sind tief verwurzelt. In einer herkömmlichen Wohnsituation ohne Sachkunde und entsprechende Sicherung geraten diese Hunde schnell an ihre Grenzen.
Viele lassen sich von niedlichen Welpen täuschen
Warum werden dann diese Hunde nach Deutschland geholt? Oder gezüchtet? „Herdenschutzhunde wirken als Welpen häufig besonders niedlich und sanft, was sie für viele Menschen auf den ersten Blick besonders attraktiv macht“, weiß Tetzlaff. „Sie werden dabei jedoch oft mit anderen, familienfreundlicheren Rassen wie dem Golden Retriever verwechselt. Die grundlegenden Unterschiede im Wesen und in den Bedürfnissen dieser Hunde werden viel zu selten erkannt – mit Folgen für Tier und Halter.“
Als einen weiteren Grund, warum diese Hunde auf der Straße oder in Tierheimen landen, sieht Tetzlaff darin, dass diese oft unbedacht nach Deutschland gebracht oder hier gezüchtet werden, vielfach ohne ausreichende Sachkenntnis über deren Haltungsanforderungen. „Viele dieser Hunde tragen einen gewissen Anteil Herdenschutzhund in sich, was sich im Verhalten zeigt, aber nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist.“
Ein Herrchen mit Garten oder Hof wäre ideal für Bruno
Wie geht es für Bruno weiter? Heimleiterin Claudia Schröder wäre froh, wenn sich für Bruno ein neues Zuhause finden ließe. Denn neben den vier Hunden leben dort noch 60 Tiere: Katzen, Ziegen. Hängebauchschwein, Gänse, Hühner, Kaninchen oder Meerschweinchen. Und: Wir gehen auf die Hochsaison der Katzen zu. In den Monaten werden die Katzenbabys geboren. „Wir fangen erst an. Die Zahl der Tiere kann hier bis auf 150 steigen“, sagt Schröder. Vor fünf Jahren gab es sogar 125 Katzen im Tierheim.
Für Bruno würde ein Hundehalter passen, der vielleicht einen Garten oder einen Hof hätte. Dann würden sie mit Bruno einen sehr guten Bewacher geholt haben. Mögliche Wolfsrisse wären dann wohl kein Thema mehr.