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TBürgerverein kämpft mit deftigem Rundumschlag ums Bützflether Freibad

Blick auf das Freibad in Bützfleth mit seinen beiden Schwimmbecken.

Blick auf das Freibad in Bützfleth mit seinen beiden Schwimmbecken. Foto: Verein

Mit deutlichen und zum Teil emotionalen Worten reagiert der Bürgerverein Bützfleth auf die Diskussionen um die Zukunft des abgängigen Bützflether Freibads. Politik, Stadtverwaltung und auch das TAGEBLATT dürfen sich heftige Kritik anhören.

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Von Lars Strüning
Dienstag, 09.07.2024, 08:50 Uhr

Stade. Aus den Worten von Andreas Dankert, der als 1. Vorsitzender für den Bürgerverein ein mehrseitiges Schreiben verfasst hat, spricht viel Frust. Er beschwert sich über eine stiefmütterliche Behandlung Bützflether Belange vor allem durch die Stadt Stade und wirft dem TAGEBLATT eine tendenziöse Berichterstattung vor. Erst mal geht der Blick zurück.

„Bewundernswerte Toleranz“ der Menschen in Bützfleth

Seit mehr als 50 Jahren, so Dankert, trügen die Einwohner der ehemaligen Gemeinde und heutigen Ortschaft Bützfleth der Hansestadt Stade die Hauptlast für die positive Entwicklung einer ganzen Region. Und das – trotz der hohen Belastung – „mit einer einzigartigen und bewundernswerten Toleranz der hier lebenden Menschen“.

Seit 50 Jahren würden die Menschen hier vor Ort „über alle Maßen belastet“, aber keiner nehme die daraus resultierende Verantwortung ernst. Dankert spricht von grundsätzlichen und berechtigten Ansprüchen der Ortschaft und fordert Respekt. Jedes Jahr müssten es Millionen sein, die in der Ortschaft Bützfleth durch die Stadt investiert werden, quasi als Gegenleistung für die Gewerbesteuer, die die Stadt von den Industriebetrieben auf Bützflethersand einnimmt.

Dankert beschwert sich über eine stiefmütterliche Behandlung des Ortsteils, zum Beispiel beim öffentlichen Nahverkehr. Keine Ortschaft sei an Stade so schlecht angeschlossen wie Bützfleth. Dabei hätte die marode Stader Altstadt ohne Bützfleth abgerissen werden müssen.

Weniger Lebensqualität, immer mehr Belastung

Weiter heißt es in dem Schreiben, das als Offener Brief deklariert ist und unter anderem auch an den Landrat und an den Stader Bürgermeister gesendet wurde: „Aber wir haben zu verzichten... Wir, die zwangsweise eingemeindet wurden, sollen immer weniger Lebensqualität mit immer mehr Belastung ertragen, damit andere Prestigeobjekte dieser Hansestadt saniert, gebaut oder verschönert werden können? Das ist schon beleidigend gemeint – denn nur so kann es verstanden werden.“

Mit Süffisanz blickt er dabei auf die Stader „Gewinnmaschinen“ wie Stadeum, Solemio oder Parkhäuser, die in Wahrheit auch ein Defizit aufweisen wie das Bützflether Freibad.

Dankert führt weiter aus: „Wir können über vieles diskutieren, aber nicht darüber, dass die Menschen in Bützfleth auf irgendetwas verzichten müssen!“ Etwa ein Drittel des Stadtgebiets entfielen auf die ehemalige Gemeinde Bützfleth, etwa zehn Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Hansestadt Stade lebten in Bützfleth. Allein, dass der Trägerverein sich um das Freibad kümmern müsse, sei ein Trauerspiel für die Stadt.

Neben dem Betrieb eines dann neuen Freibads gebe es sehr viele Ideen für Bützfleth. Zum Beispiel ein Mehrgenerationenhaus. Doch statt Kita oder Dorfgemeinschaftshaus neu zu bauen, sei die Kita auf Kosten des Gemeinschaftshauses ausgebaut worden.

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Ortskernsanierung als „komplettes Desaster“

Kein gutes Haar lässt Dankert an der Ortskernsanierung, die die Stadt vorangetrieben hatte. Er fragt, „was davon wirklich den Einwohnerinnen und Einwohnern dieser Ortschaft zugutekommt?“. Infrastrukturell sei es ein „komplettes Desaster“.

Seit Jahrzehnten habe es keine Diskussionen gegeben, wie die Lebensmittelversorgung verbessert oder wie Geschäfte und Betriebe im Ort angesiedelt werden könnten. Es werde nur darüber gesprochen, „wie man unsere Ortschaft noch weiter physisch und psychisch vom Stadtzentrum entfernen kann (A26 Richtung Drochtersen, Industrie- und Gewerbegebiet Schnee/Hörne)“.

Die Weichen seien immer gegen Bützfleth gestellt worden, „weil es erst einmal wichtiger war, dort zu entwickeln, wo Lobbyismus am lautesten betrieben wurde. Dort wo Prestige gebraucht wurde, um das eigene Ego zu heben“. Die Bützflether sollten nicht das Gefühl haben, die gemolkene Kuh zu sein, sondern ein vollwertiges und geschätztes Mitglied der Region. Das habe auch etwas mit Dankbarkeit zu tun.

Dankerts Schlussfolgerung: „Wenn man uns nicht will, dann kann man sicherlich im gegenseitigen Einvernehmen die Eingemeindung rückgängig machen.“

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