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Fußball-Bundesliga

TBundesliga-Profi Marnon Busch: „Stade ist und bleibt unsere Heimat“

Angst vor großen Namen? „Die müssen erst mal an uns vorbei“, sagt Verteidiger Marnon Busch.

Angst vor großen Namen? „Die müssen erst mal an uns vorbei“, sagt Verteidiger Marnon Busch. Foto: Swen Pförtner/dpa

Der Stader Marnon Busch spielt seit dieser Saison mit Heidenheim in der Fußball-Bundesliga. Er trat unter anderem für TuS Güldenstern Stade an und hatte bei Werder Bremen sein Bundesliga-Debüt. Jetzt steht er dort erneut auf dem Platz. Ein Leben als Profi-Fußballer.

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Von Tim Scholz
Samstag, 10.02.2024, 11:50 Uhr

Heidenheim. TAGEBLATT: Herr Busch, Sie spielen am Samstag mit Heidenheim gegen Werder Bremen. Das dürfte für Sie eine Rückkehr zu den fußballerischen Wurzeln sein.

Busch: Auf jeden Fall. Es ist jedes Mal was Besonderes, im Weserstadion aufzulaufen. Ich habe dort mehrere Jahre im Internat direkt hinter der Ostkurve gelebt. Das war damals das Größte für mich.

Sie sind schon mit 13 Jahren vom TuS Güldenstern Stade nach Bremen gewechselt. Wie groß war der Traum vom Profifußball damals schon?

Man macht diesen Schritt nicht, weil man denkt, mal sehen, was geht. Man macht das, um Fußballprofi zu werden. Aber das ist mir erst so richtig bewusst geworden, als ich in Bremen angekommen bin und das Stadion und die Trainingsplätze gesehen habe. Thomas Schaaf war damals noch Trainer bei den Profis. Ab und zu konnte man beim Training zuschauen. Das war schon krass für einen 13-Jährigen.

Heute sind Sie 29 und haben fast 200 Mal in der ersten und zweiten Liga gespielt. Was haben Sie richtig gemacht?

Ich war nie das Riesentalent. Ich musste mir alles hart erarbeiten, hatte in den richtigen Momenten das nötige Glück und musste auf vieles verzichten. Vor allem, wenn ich daran denke, wie oft meine Freunde feiern waren und ich mit dem Bus quer durch Deutschland gefahren bin. Aber am Ende hat es sich gelohnt.

Wie ist Ihre Einstellung als Profi?

Früher in jungen Jahren in Bremen hat man auch mal etwas über die Stränge geschlagen. Das hat sich im Lauf der Zeit geändert. Ich bin erwachsener geworden, setze mich ständig mit meinem Beruf auseinander, mache Zusatzschichten, gehe öfter in den Kraftraum und gestehe mir auch Schwächen ein. Das ist nichts Negatives, sondern eine Möglichkeit, noch besser zu werden. Wenn man das versteht, ist man einen großen Schritt weiter.

Marnon Busch spielte mit Bremen und Heidenheim bislang 18 Mal in der 1. Bundesliga.

Marnon Busch spielte mit Bremen und Heidenheim bislang 18 Mal in der 1. Bundesliga. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Haben Sie noch Respekt vor großen Namen oder Stadien?

Wenn man in Dortmund die gelbe Wand sieht, ist das schon geil. Das ist etwas Positives, aber keine Angst. Und die großen Namen meiner Gegenspieler haben mich noch nie beeindruckt. Die müssen erst mal an uns vorbei.

Sie spielen seit 2017 in Heidenheim, einem gallischen Dorf auf der Fußball-Landkarte. Schätzen Sie die Ruhe?

Ja, das hilft ungemein. Hier kann man in Ruhe arbeiten. Der Medienrummel ist nicht so groß wie vielleicht in Hamburg. Ich glaube, ich habe der „Bild“-Zeitung in meiner ganzen Zeit nur vier oder fünf Interviews gegeben – so viele wie bei 1860 München in nur einem Jahr.

Ihr Vater beschreibt Sie als bodenständig und demütig. Wie schaffen Sie es, so zu bleiben? Fußballprofi zu sein, ist kein gewöhnlicher Beruf.

Ich bin einfach so, wie ich bin. Das haben mir meine Eltern mitgegeben. Ob man mich nun Erstliga- oder Zweitliga-Profi nennt, ist mir egal.

Was erdet Sie?

Mein Sohn. Matteo ist jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr auf der Welt. Da bekommt man noch mal einen ganz anderen Blick auf das Ganze. Man kommt nach einem guten Spiel nach Hause und er freut sich. Man kommt nach einem schlechten Spiel nach Hause und er freut sich.

Haben Sie Matteo schon mit einem Trikot ausgestattet?

Ja, natürlich mit einem Heidenheim-Trikot.

Und was steht drauf?

Die Nummer 2 und „Papa“.

Wie vereinbaren Sie Profifußball und Familie miteinander?

Meine Frau und ich bekommen das gut organisiert. Wir stehen meistens zeitig auf. Ich gehe mit dem Hund raus, meine Frau macht das Frühstück. Sie bleibt bei Matteo. Dann fahre ich zum Training und kann danach den Rest des Tages mit der Familie verbringen. Das ist ein großes Glück.

Marnon Busch spielt seit 2017 in Heidenheim, ist seit dem Aufstieg aber nicht mehr die unangefochtene Stammkraft.

Marnon Busch spielt seit 2017 in Heidenheim, ist seit dem Aufstieg aber nicht mehr die unangefochtene Stammkraft. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die Familie ist Ihnen wichtig.

Ja, das ist ein sicherer Raum abseits des Fußballs und des Leistungsdrucks. Gerade in der Bundesliga gibt es viel, viel weniger Raum für Fehler, vor allem in der Viererkette.

Woran merken Sie das?

In der zweiten Liga haben wir uns über eine sehr gute Defensive definiert und ganz oben mitgespielt. In der ersten Liga ist das anders. Vor allem zu Saisonbeginn haben wir vorne wie hinten gute Spiele gemacht und trotzdem immer wieder Tore kassiert. Egal, gegen wen du spielst, alle Gegner sind unfassbar gut.

Inzwischen hat Heidenheim die letzten sieben Spiele nicht verloren. Was ist passiert?

Wir haben jeden Tag hart gearbeitet und gewusst, dass wir nur dann um Punkte mitspielen können, wenn jeder bis zur letzten Sekunde alles gibt. Deshalb haben wir auch in Mainz drei Punkte geholt. Wir haben dort nicht gut gespielt, das aber durch eine geschlossene Mannschaftsleistung und unglaubliche Laufbereitschaft wettgemacht.

Ist die Ostalb schon Ihre neue Heimat?

Stade ist und bleibt unsere Heimat. Dort wohnen unsere Eltern, Omas und Opas und viele sehr gute Freunde. Heidenheim ist unser Zuhause. Aber ich verstehe die Frage. Wenn mein Vertrag in drei Jahren ausläuft, sind wir schon zehn Jahre in Heidenheim - ein Drittel meines Lebens.

Warum passen Marnon Busch und Heidenheim so gut zusammen?

Das hat viel mit meiner Spielweise zu tun. Ich spiele sehr intensiv, definiere mich über die Laufbereitschaft und Zweikampfstärke. Und es hat auch viel mit meinem Trainer zu tun. Er kennt meine Spielweise jetzt schon seit vielen Jahren und weiß genau, was er von mir erwarten kann und was vielleicht noch in mir steckt. So ist eine gute Basis für eine Zusammenarbeit entstanden.

Marnon Busch über seinen Trainer Frank Schmidt: „Er hat keine Angst davor, dir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.“

Marnon Busch über seinen Trainer Frank Schmidt: „Er hat keine Angst davor, dir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.“ Foto: Tom Weller/dpa

Frank Schmidt ist seit 2007 Trainer in Heidenheim. Was schätzen Sie an ihm?

Seine Ehrlichkeit. Ich habe es im Fußball oft erlebt, dass man den Spielern etwas erzählt, um sie ruhig zu stellen. Das ist bei ihm nicht der Fall. Er hat keine Angst davor, dir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Damit kann ich gut umgehen.

Sie selbst hatten keinen leichten Start in die Saison, haben sich früh verletzt und sind als Rechtsverteidiger nicht mehr die unangefochtene Stammkraft. Wie gehen Sie damit um?

Natürlich will ich jedes Mal von Anfang an über 90 Minuten spielen. Natürlich ärgere ich mich, wenn ich auf der Bank sitze. Aber es bringt nichts, beleidigt zu sein. Ich muss mich zurückkämpfen, meine Leistung bringen, so wie am Wochenende nach meiner Einwechslung gegen Dortmund. Der Trainer weiß, dass er mich jederzeit bringen kann.

Mit Omar Traoré haben Sie im Sommer einen Konkurrenten bekommen.

Genau. Omar macht seine Sache sehr gut. In der Winterpause hat der Trainer uns beiden gesagt, dass wir Top-Rechtsverteidiger sind und von der Leistung gleichauf liegen. In Köln hat er sich dann für mich entschieden, gegen Wolfsburg und Hoffenheim für Omar. Das ist eine Luxussituation für den Trainer. Die Mannschaft lebt vom gesunden Konkurrenzkampf.

Und wer spielt gegen Bremen?

Das weiß ich noch nicht.

Geht der Bundesliga-Traum für Sie auch in der kommenden Saison weiter?

Ich glaube zu 100 Prozent daran. Nicht nur, weil wir derzeit im Mittelfeld der Tabelle stehen, sondern auch, weil jedem klar ist, dass wir ganz einfach noch Punkte brauchen. Und die nächsten holen wir am besten schon in Bremen.

Haben Sie noch andere Träume als Fußballprofi?

Ich habe noch Vertrag bis 2027. Mein Ziel ist es, mit Heidenheim die Klasse zu halten und wieder zu halten und wieder zu halten.

Zur Person

Marnon Busch (29) ist in Stade geboren. Ausgebildet wurde er beim SSV Hagen, TuS Güldenstern Stade und SV Werder Bremen. 2014 feierte er sein Bundesliga-Debüt im Werder-Trikot. 2016 wechselte Busch zu 1860 München, ein Jahr später nach Heidenheim. Bislang bestritt er 18 Bundesliga-Spiele und erzielte ein Tor. In der zweiten Liga kam er 174 Mal zum Einsatz (4 Tore). Sein Vertrag in Heidenheim läuft noch bis 2027. Seine heutige Frau Anna Maria kennt er seit der gemeinsamen Zeit auf der Realschule Camper Höhe in Stade. Im vergangenen Jahr kam Sohn Matteo zur Welt.

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