TBunter Block Buxtehude: Signal gegen Hass, Hetze und Extremismus

Der Buxtehuder Rapper Normen Superior sang auf der Bühne vor bis zu 1500 Menschen den Song „Unsere Stadt ist bunt“. Foto: Wisser
Bis zu 1500 Menschen demonstrieren am Sonnabend in der Buxtehuder Altstadt unter dem Motto „Buxtehude wählt bunt“ für Demokratie und Vielfalt. Es gab Überraschungen.
Buxtehude. Die Bundestagswahl, die Debatte um die Migration und das Erstarken der AfD bewegen viele Menschen. Das hat die Kundgebung des Bunten Blocks Buxtehude bestätigt. Bis zu 1500 Menschen kamen in die Altstadt an den Fleth auf die Bitterbrücke, um für ein buntes Buxtehude zu demonstrieren.
Die Spaltung der Gesellschaft überwinden
„Wir müssen uns gegen die gesellschaftliche Spaltung wehren“, sagte Michael Brinkmann vom Bunten Block. Er kritisierte die gemeinsamen Abstimmungen von CDU und FDP mit der AfD und warnte vor den Folgen von Desinformation.

Michael Brinkmann vom Bunten Block. Foto: Wisser
„Wenn die Lüge schon zweimal um die Erde ist, bindet sich die Wahrheit gerade noch die Schuhe zu“, sagte Brinkmann.
Die Demonstration hatte der überparteiliche Zusammenschluss bereits vor der gerade entbrannten Asyldebatte und dem Umgang von CDU und FDP mit der in Teilen als rechtsextrem eingestuften AfD angemeldet. Die Organisatoren schafften es aber trotz des explosiven politischen Klimas, eine bemerkenswerte Kombination aus Gesellschaft, Religion und Politik zu mobilisieren.
So werben Christen und Muslime für Toleranz
Einer der Höhepunkte war der gemeinsame Auftritt von christlichen und muslimischen Vertretern aus Buxtehude. Kübra Dündar von der islamischen Gemeinde Buxtehude, Hamza Mahmood von der Ahmadiyya-Gemeinde und Superintendent Martin Krarup für den Arbeitskreis Christlicher Kirchen in Buxtehude warben gemeinsam für Toleranz.
Wir erheben unsere Stimme für ein Buxtehude, das bunt ist, das Vielfalt schätzt und in dem jeder Mensch einen Platz hat.
Kübra Dündar, Vertreterin der muslimischen Gemeinde
„Wir erheben unsere Stimme für ein Buxtehude, das bunt ist, das Vielfalt schätzt und in dem jeder Mensch einen Platz hat“, sagte Kübra Dündar. Die junge Frau zitierte den Koran. Die Menschen seien aus einem Mann und einer Frau geschaffen und in Stämme aufgeteilt worden, um einander kennenzulernen. „Dieser Vers betont, dass die Vielfalt der Menschen kein Zufall ist, sondern ein Geschenk.“
Dialog zwischen den Konfessionen
Deutschland stehe zu Recht zu den Opfern des Angriffs auf die Ukraine und des Angriffs auf israelische Zivilisten am 7. Oktober 2023. Diese Entschlossenheit vermisse sie aber für das Leid der Menschen in Palästina. Aus ihrer Sicht gibt es dort Kriegsverbrechen. Auch Martin Krarup und Hamza Mahmood warben für Toleranz unter den Menschen. Der neue Dialog zwischen den Konfessionen soll fortgesetzt werden.

Warben gemeinsam für Toleranz: Kübra Dündar von der islamischen Gemeinde Buxtehude, Hamza Mahmood von der Ahmadiyya-Gemeinde und Superintendent Martin Krarup vom Arbeitskreis Christlicher Kirchen in Buxtehude. Foto: Wisser
„Unterschiede unter uns müssen uns in unserer Stadt nicht spalten. Unser Miteinander wird reichen, wenn wir nicht alle einer Meinung sind“, sagte Krarup. „In einer Welt, die oft von Misstrauen und Spaltung geprägt ist, haben wir als Gläubige die heilige Pflicht, Brücken zu bauen“, sagte Hamza Mahmood.
Der Sport ist ein wichtiger Integrationsfaktor
Lutz Becker, Vorsitzender der VSV Hedendorf/Neukloster, schilderte die integrative Kraft des Sports. „Sport braucht keinen Dolmetscher“, sagte Becker. Seine Eltern waren als Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg nach Buxtehude gekommen. „Auch wenn die Umstände heute andere sind, hat mich das gelehrt, Mensch zu bleiben“, sagte Becker: „Wählen Sie keine Menschenfeinde, wählen Sie nicht die, die Würde und Freiheit infrage stellen.“

Sport braucht keinen Dolmetscher, so Lutz Becker, Vorsitzender der VSV Hedendorf/Neukloster. Foto: Wisser
Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt hatte die Kundgebung mit einem Aufruf eröffnet, bei der vorgezogenen Bundestagswahl demokratische Parteien zu wählen. „Wir stehen vor riesigen Herausforderungen“, sagten die beiden Aktivistinnen Johanna und Mo der Buxtehuder Ortsgruppe von Fridays for Future. Einige Parteien fokussierten sich aber komplett auf das Thema Migration: „Sie machen den Menschen damit komplett grundlos Angst.“
Parteien verfassen ein gemeinsames Statement
Die Buxtehuder Parteien jenseits der AfD haben sich trotz der polarisierten Lage und gut zwei Wochen vor dem Urnengang zu einem gemeinsamen Aufruf zusammengefunden.

Die Politik hat ein gemeinsames Statement bei der Kundgebung verlesen. Foto: Wisser
„Das Statement wurde gemeinsam aufgeschrieben“, sagte Katrin Hauschildt vom Bunten Block.
Rechtsextremismus
T Nach Correctiv-Enthüllung: Prominentes Bündnis in Buxtehude gegründet
Die beiden Bundestagskandidaten Joachim Fuchs von Bündnis 90/Die Grünen und Frauke Langen von der SPD, Marcel Haberkorn vom CDU-Stadtverband Buxtehude, Jannis Kolodzinski für Die Partei, Wolfgang Watzulik für die FDP Buxtehude, Leonard Richter-Matthies für Volt Stade und die Buxtehuder Bürger-Gemeinschaft / Freie Wählergemeinschaft hatten daran mitgearbeitet. Die BBG/FWG konnte aber nicht an der Kundgebung teilnehmen.
Für diese Parteien gab es Pfiffe und Buhrufe
Die Parteien besprachen Vielfalt und Debattenkultur, sprachen sich aber gegen Hass aus und warben für Respekt und Koalitionsfähigkeit untereinander. Für die Vertreter von CDU und FDP gab es einige wenige Pfiffe und unfreundliche Zwischenrufe.
„Eine starke Demokratie entsteht, wenn sich alle dafür einsetzen, dass ihre Regeln eingehalten werden“, sagte Marcel Haberkorn. Die Linkspartei hatte ihre Teilnahme abgesagt. Sie wollte nicht mit CDU und FDP auf einer Bühne stehen. Der Buxtehuder Rapper Normen Superior sang auf der Bühne zum Ende der Veranstaltung seinen Song „Unsere Stadt ist bunt“.
250 Unternehmen melden sich zu Wort
Der Wirtschaftsverein Buxtehude hatte sich anlässlich der Kundgebung am Sonnabendnachmittag ebenfalls zu Wort gemeldet: „Als regional verankertes Netzwerk mit über 250 Mitgliedsunternehmen setzen wir uns für Vertrauen, Vielfalt und Offenheit ein. Unser Leitbild basiert auf dem Prinzip des gemeinschaftlichen Engagements: ,Gemeinsam sind wir stärker!‘, dieser Grundsatz prägt unser Handeln und unser Bestreben, die regionale Wirtschaft zu stärken, Arbeitsplätze zu sichern und die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandortes zu fördern“, heißt es in der Erklärung.
Der Wirtschaftsverein Buxtehude setze sich aktiv für eine offene, tolerante und demokratische Gesellschaft ein. „Es ist unsere Verantwortung als Unternehmerinnen und Unternehmer, als Führungskräfte und als engagierte Mitglieder der Gesellschaft, Haltung zu zeigen“, so der Vorstand der Vertretung der Buxtehuder Wirtschaft: „Lasst uns auch weiterhin daran arbeiten, unseren Wirtschaftsstandort nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten.“