TButterkuchen-Tradition in Gefahr: Wer rettet die Veranstaltungen in der Wassermühle?

Dieter Büttner (77), Ilse Bach (65), Gisela Diercks (77) und Heike Benecke (77, von links) gehören zu den Ehrenamtlichen. Foto: Sulzyc
Wenige Aktive halten den Betrieb der Wassermühle Ovelgönne aufrecht. Die meisten von ihnen sind über 70 Jahre alt. Der Mühlenverein sucht deshalb tatkräftige Ehrenamtliche - denn sonst drohen beliebte Veranstaltungen auszufallen.
Buxtehude. Etwa 100 Menschen suchen jeweils an den Backtagen die Wassermühle in der Buxtehuder Ortschaft Ovelgönne auf. Ehrenamtliche verkaufen dann leckeren Butterkuchen frisch aus der Backstube.
Am Pfingstmontag, 20 Mai, ist es in der Zeit von 13 bis 17 Uhr wieder soweit. Anlass ist der Deutsche Mühlentag, an dem sich der vor 40 Jahren gegründete Verein Wassermühle Ovelgönne beteiligt.
Nur noch 15 Aktive halten den Betrieb aufrecht
Sechs Backtage im Jahr stemmt der Mühlenverein. Ob er das Pensum aufrechterhalten kann, ist zunehmend fraglich. Zwar gehören ihm mehr als 100 Mitglieder an - aber nur 15 Aktive halten den Betrieb aufrecht. „Wenn jemand ausfällt, haben wir ein Problem“, sagt die 1. Vorsitzende Ilse Bach.
Dass Personal ausfällt, wird zunehmend wahrscheinlicher, denn die Engagierten sind in die Jahre gekommen. „Die meisten Aktiven sind über 70 Jahre alt, gehen bereits auf die 80 zu“, sagt die Vereinsvorsitzende, die im Alter von 65 Jahren zu den Jüngsten zählt.
Das Mitteilungsblatt, das ein Autorenteam des Vereins früher herausgegeben hat, ist bereits seit längerem eingestellt - aus Personalmangel.
Wer den Ofen bedient, braucht Erfahrung
Der ehrenamtliche Helfer Dieter Büttner ist 77 Jahre alt und gilt als unersetzlich. Er bedient den Ofen in der Backstube. Viel Erfahrung sei nötig, um den Ofen so zu temperieren, dass bis zu 16 Bleche Butterkuchen gelingen, erklärt der 77-Jährige.
Am Pfingstmontag wird Dieter Büttner wieder Dienst in der Backstube schieben. Irgendwie schafft es der Verein immer wieder, agiert aber am Limit.

Der 77 Jahre alte Dieter Büttner gilt in der Backstube als unersetzlich. Er heizt den Ofen so, dass der Butterkuchen gelingt. Foto: Sulzyc
Ehrenamtliche stellen den Kuchenteig her, backen und verkaufen. Bei Führungen erklären sie das alte Müllerhandwerk. Im Verkauf engagiert sich regelmäßig die 77 Jahre alte Heike Benecke.
Sie wünscht sich, dass ein Freundeskreis von jungen Leuten sich dem Mühlenverein anschließt und die jetzigen Aktiven unterstützt. „Wir sind auch für neue Ideen offen“, sagt sie.
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Mühle ist Außenstelle des Standesamtes
Die Wassermühle in Ovelgönne ist eine Außenstelle des Standesamtes der Stadt Buxtehude. Das urige Mühlengebäude aus dem Jahr 1674 bietet eine Kulisse, die Eheschließungen einen besonderen Rahmen verleiht.
An vier Tagen im Jahr verwandelt sich das Mühlengebäude in ein Standesamt. Daran beteiligt sind die Ehrenamtlichen des Mühlenvereins.
Sie räumen das vorhandene Mobiliar beiseite, damit historische Möbel aus dem Alten Land darin Platz finden - eine besonders festliche Kulisse aus Anlass der Eheschließungen. „Das ist Knochenarbeit“, sagt Ilse Bach.
Wer sich für die Wassermühle Ovelgönne engagieren möchte, wendet sich am Pfingstmontag während des Mühlentages in der Zeit von 13 bis 17 Uhr an die Aktiven. Oder er beziehungsweise sie meldet sich bei der 1. Vorsitzenden Ilse Bach unter Telefon 04161/86258.
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Stadt Buxtehude ist Eigentümerin der Mühle
Die Wassermühle Ovelgönne ist ein Kulturdenkmal, das in diesem Jahr 450 Jahre alt wird. Im Jahr 1984 erwarb die Stadt Buxtehude das damals von Verfall bedrohte Gebäude. Nach der Restaurierung und Instandsetzung entwickelte der Mühlenverein das Gebäude zu einem Veranstaltungs- und Begegnungszentrum.
Die Organisation von Konzerten, Kunstausstellungen oder Treffen von wissenschaftlichen Arbeitskreisen gehört zu den Angeboten - auch das droht wegzufallen, wenn sich nicht zusätzliche ehrenamtliche Helfer und Helferinnen finden lassen.
Der Holzwurm hat das Gebälk befallen. Voraussichtlich im Spätsommer werde die Stadt den Schädling beseitigen lassen. Dazu werde das Gebäude verhüllt, um Hitze zu erzeugen, sagte Ilse Bach. Holzwürmer vertragen sehr hohe Temperaturen nicht. Steigt das Thermometer auf mehr als 55 Grad, sterben sie.

Das früher mit Wasserkraft betriebene Mühlrad an der Wassermühle Ovelgönne ist außer Betrieb. Es soll einen elektrischen Antrieb erhalten. Foto: Sulzyc
Mühlrad erhält elektrischen Antrieb
Im Anschluss daran erhält das Mühlrad einen elektrisch betriebenen Antrieb. Bei besonderen Anlässen wie den Backtagen soll sich das Rad wieder anschaulich drehen. Zurzeit ist das Wasserrad außer Betrieb. Wegen mehrerer Maßnahmen zum Sandabbau in der Region führe der Mühlenteich, der den Wasserantrieb speisen soll, zu wenig Wasser, erklärte Ilse Bach.
Am Deutschen Mühlentag beteiligt sich noch eine weitere Wassermühle in der Nachbarschaft von Buxtehude. Das Mühlenmuseum in Moisburg, eine Außenstelle des Freilichtmuseums am Kiekeberg, öffnet am Pfingstmontag, 20 Mai, in der Zeit von 11 bis 17 Uhr. Dort sehen die Besucher, wie vor 90 Jahren mit Hilfe von Wasserkraft Korn zu Schrot und Mehl gemahlen wurde. Der Eintritt kostet 3 Euro.