TBuxtehude hat zwei neue Kickbox-Weltmeister – Vater und Sohn gewinnen Gold

Volker Schubert, Tjalf Uhlmann und Jens Uhlmann (von links) haben von der Kickbox-WM in Kanada eine große Medaillensammlung mitgebracht. Foto: Ralf Hasenbeck
Sportler schleppen Getränke und schwarz-rot-goldene Fähnchen in einen Nebenraum des „Kraftwerks“ in Buxtehude. Heimlich. Die spontane Feier soll eine Überraschung für drei Männer sein, die bei der Kickbox-WM Titel abgeräumt haben.
Buxtehude. Die Weltmeisterschaft im Kickboxen der Amateure ging in Calgary in Kanada über die Bühne. 2000 Athleten aus 25 Nationen kämpften in verschiedenen Kategorien und Alters- und Gewichtsklassen um Titel. Mittendrin drei Kämpfer aus Buxtehude. Drei Kickboxer, die bei Turnieren in Deutschland genügend Punkte für die WM-Qualifikation sammelten und unter den Amateuren schon lange zu den besten Kickboxern der Welt gehören.
Jens Uhlmann, sein Sohn Tjalf und Volker Schubert wissen als Einzige von nichts. Jens Uhlmanns Ehefrau Kirstin hat an diesem Donnerstag dafür gesorgt, dass der Trainingsraum im „Kraftwerk“, der Sportstätte des BSV, voll ist und der Nebenraum dekoriert. Deutschlandfähnchen hängen an den Wänden. Über einen Beamer zeigt ein Vereinsmitglied die Kämpfe der Medaillensammler auf Video. Pünktlich um Viertel vor neun liefert der Lieferdienst Pizzen.
Buxtehuder gewinnen sieben WM-Medaillen
Volker Schubert gewann bei der WM der World Karate and Kickboxing Union (WKU) drei Bronzemedaillen, im Leichtkontakt und in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen im Pointfight. Jens Uhlmann sicherte sich die Titel in den Finalkämpfen im Leichtkontakt und im Kicklight. Sein 17-jähriger Sohn Tjalf dominierte diese beiden Kategorien bei den Jugendlichen und wurde zweifacher Weltmeister. „Wir sind offen an die Sache herangegangen. Die Titel erwartet haben wir nicht“, sagt Jens Uhlmann.

Training im Kraftwerk: Jens Uhlmann (links) und sein Sohn Tjalf bereiten sich beim Sparring auf das nächste Turnier vor. Foto: Ralf Hasenbeck
Im Trainingsraum des Kraftwerks soll kurz vor neun das obligatorische Sparring beginnen. Die Kickboxer kämpfen 90 Sekunden lang gegen einen Gegner, 30 Sekunden Pause, dann kommt der nächste. Das schlaucht. Die T-Shirts der Athleten sind schweißnass. Da platzt Kirstin Uhlmann mit ihrem Gefolge in den Raum. Ein Junge pustet in die Vuvuzela und erzeugt ohrenbetäubenden Lärm. Ein paar Leute schlagen die Klatschballons aufeinander. Die eingeweihte Trainingsgruppe applaudiert ihren Helden zu. Nur die Uhlmanns und Volker Schubert schauen sich und das Partyvolk überrascht an.
Tjalf Uhlmann profitierte vom Sportstipendium
Jens Uhlmann mag solch einen Bahnhof nicht. Er würde lieber weitertrainieren. „Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt“, sagt er. Seine Frau schaut er eindringlich an und sagt, er werde später mit ihr darüber reden. Kirstin Uhlmann lächelt zurück. Derweil gehen die anderen ein Stück Pizza essen. Jens Uhlmann isst keine Pizza. Er muss für den nächsten Weltcup im österreichischen Bregenz am nächsten Wochenende knapp zwei Kilogramm abnehmen, wenn er mit seinen 85 Kilo nicht gegen die schweren Jungs antreten will.
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Jens Uhlmann trainiert seinen Sohn selbst. Er erzählt, er sei stolz auf Tjalf, „zwei Mal Gold ist echt mega“. Tjalf Uhlmann hat sich souverän zu den Titeln gekämpft. „Das Training hat gefruchtet. Er hat alles gut umgesetzt“, sagt Jens Uhlmann. Tjalf Uhlmann hatte als Jugendsportler das mit mehr als 1500 Euro dotierte Sportstipendium des Kreissportbundes, der Sparkasse Stade-Altes Land und des Medienpartners TAGEBLATT gewonnen. Das Stipendium hat Flug und Hotel abgedeckt. In diesem Sport ist es schwer, Sponsoren zu finden.
Jens Uhlmann agierte in Kanada als rechte Hand der Bundestrainer. Mit seiner WM-Erfahrung coachte der 50-Jährige am Mattenrand die übrigen deutschen Kickboxer. Uhlmann weiß, wie die Kämpfer der anderen Nationen ticken, welche Taktik Mexikaner anwenden, welche Techniken Engländer gerne nutzen. Vier Tage lang waren die Buxtehuder in Calgary in der Halle. Drei Tage lang hatten sie zuvor die Sehenswürdigkeiten der Stadt erkundet.
Verband will Uhlmann als Bundestrainer
Jens Uhlmann kann sich vorstellen, die Schiene eines Bundestrainers einzuschlagen. Angefragt hatte der deutsche Verband bereits vor der WM. Die WM in Calgary sollte seine letzte als Aktiver werden. Aber weil die WM 2024 in Rhodos stattfindet, kann sich Uhlmann noch nicht entscheiden, ob er künftig nur noch als Trainer agiert. Sein Sohn Tjalf verfolgt ein klares Ziel. Er will Profi werden. Am nächsten Wochenende kämpft er einen Tag nach seinem 18. Geburtstag beim Turnier in Bregenz das erste Mal gegen Erwachsene.
Die Pizza ist noch nicht annähernd verdaut, da holt Jens Uhlmann die Trainingsgruppe zurück zum Sparring in den imaginären Ring. 90 Sekunden Volldampf, 30 Sekunden Pause. Techniken automatisieren, fair kämpfen, Selbstverteidigung lernen, Selbstvertrauen holen. Und den nächsten Weltmeister schaffen.