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TBuxtehuder Großprojekt: Im April ziehen die ersten Mieter ins Orchideenquartier

So sollen die Gebäude im Orchideenquartier in Buxtehude angeordnet werden. Die Grafik zeigt das Quartier aus Blickrichtung Norden. Unten verläuft die Straße Westmoor.

So sollen die Gebäude im Orchideenquartier in Buxtehude angeordnet werden. Die Grafik zeigt das Quartier aus Blickrichtung Norden. Unten verläuft die Straße Westmoor. Foto: Wisser

Es ist deutschlandweit ein Bauvorhaben mit Modellcharakter: Die 250 Wohnungen im Orchideenquartier sollen bilanziell klimaneutral sein. So soll das funktionieren.

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Von Karsten Wisser
Samstag, 06.09.2025, 11:30 Uhr

Buxtehude. Die Zahlen verdeutlichen eindrucksvoll die Größe des Projekts Orchideenquartier: Auf rund 27.200 Quadratmetern Grundstücksfläche erstellt die Buxtehuder Hausbau-Immobiliengesellschaft (HBI) bis 2028 mehr als 250 Wohnungen. Diese verteilen sich auf 25 Gebäude in der neu zu schaffenden Straße Moosbeerenweg, die parallel zur Straße Westmoor in Buxtehude verläuft.

550 bis 600 Menschen sollen 2028 in dem Quartier wohnen. 2026 werden 114 Wohnungen fertiggestellt und vermietet, 2027 weitere 95. Die südliche Bebauung mit 43 Wohnungen wird 2028 realisiert.

Der Hof Elbe wächst in die Höhe. Im Hintergrund sind die Hochhäuser der Schröderstraße zu sehen.

Der Hof Elbe wächst in die Höhe. Im Hintergrund sind die Hochhäuser der Schröderstraße zu sehen. Foto: Wisser

Das Orchideenquartier ist eines der ersten der in Umsetzung befindlichen Neubauquartiere Deutschlands, das im Betrieb – einschließlich des Mieterstroms – bilanziell klimaneutral sein wird. Es gibt zwei weitere, die aber auch noch nicht fertig sind.

„Das Projekt erfüllt nicht nur die Kriterien eines KfW-klimafreundlichen Neubaus mit QNG Plus- sowie DGNB Silber-Zertifizierung, sondern ist aufgrund seiner Klimaneutralität im laufenden Betrieb ein Modellvorhaben mit überregionaler Strahlkraft“, sagt Sven Geertz, geschäftsführender Gesellschafter der HBI.

Neu: Der Torf wird überbaut und nicht ausgebaggert

Das Orchideenquartier entsteht auf einer Grünlandfläche mit hohem Torfanteil, die vor Baubeginn vor allem für die Heuernte genutzt wurde. Torf ist ein wichtiger CO₂-Speicher. Statt den Torf abzutragen, wird er im Erdreich belassen und mit Wohngebäuden und einer Parkgarage ebenerdig überbaut.

Der Blick vom Süden auf das Orchideenquartier. Vorne ist das Wohngebiet Königsdamm zu sehen.

Der Blick vom Süden auf das Orchideenquartier. Vorne ist das Wohngebiet Königsdamm zu sehen. Foto: kbnk Architekten

Lediglich im Bereich der Erschließungsstraße musste der Torf weichen – er wurde nicht abtransportiert, sondern innerhalb des Quartiers mit Sand überdeckt. Durch dieses Bebauungskonzept werden die Torfflächen versiegelt und die Freisetzung klimaschädlicher Gase reduziert. Um die Standfestigkeit zu sichern, werden alle Gebäude auf Pfählen gegründet.

Abwärme für die Heizung und Warmwasser

Die Gebäude sind an das Nahwärmenetz der Enercity AG angeschlossen. Die Wärme stammt aus einem Blockheizkraftwerk im angrenzenden Wohngebiet – ein Teil davon entsteht als Abwärme und wird für die Beheizung und Warmwasseraufbereitung genutzt.

Guido Reinke ist HBI-Projektleiter für das Orchideenquartier. Niels Kohlhaase (rechts) kümmert sich um die Vermarktung.

Guido Reinke ist HBI-Projektleiter für das Orchideenquartier. Niels Kohlhaase (rechts) kümmert sich um die Vermarktung. Foto: Wisser

Alle Dachflächen werden begrünt. Gründächer binden CO₂ und Feinstaub und sollen die Luftqualität verbessern. Darüber hinaus speichern sie Regenwasser – die Verdunstung des Wassers sorgt für eine Kühlung. Auf den ebenerdigen Parkgaragen entstehen Innenhöfe mit Ruhezonen.

Mieterstrom ist zehn Prozent günstiger als normal

Fahrrad- und Spazierwege führen durch das Wohnquartier. Den Spielplatz im Bereich der Orchideenstraße erweitert die HBI. Direkt am Spielplatz verläuft ein Fuß- und Radweg, der das Orchideenquartier mit dem benachbarten Wohngebiet Königsdamm verbindet.

So sehen die Höfe im Quartier aus. Auf den Garagen sollen begrünte Innenhöfe entstehen.

So sehen die Höfe im Quartier aus. Auf den Garagen sollen begrünte Innenhöfe entstehen. Foto: kbnk Architekten

Außerdem werden alle Dachflächen mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Der erzeugte Strom kann im Rahmen eines Mieterstrommodells von den Mietern abgenommen werden. Die Mieter profitieren von einem Strompreis, der mindestens zehn Prozent günstiger als der Tarif des örtlichen Grundversorgers ist, heißt es.

Ein Carsharing-Angebot ist in Planung

30 Prozent aller Stellplätze - 214 Parkgaragenstellplätze und 58 Außenstellplätze - werden für die E-Mobilität mit Wallboxen ausgestattet. Die Fahrradabstellräume können ebenerdig angefahren werden. Zusätzlich ist ein Carsharing-Projekt in Planung.

Hinter den gestapelten Ziegelsteinen sind die ebenerdigen Einfahrten für die Garagen.

Hinter den gestapelten Ziegelsteinen sind die ebenerdigen Einfahrten für die Garagen. Foto: Wisser

Der Architekturentwurf stammt von kbnk Architekten aus Hamburg. Das Büro hat auch die Planungen der Kattaumühle in Buxtehude und des Vorhabens Wulmstorfer Höfe mit 235 Wohnungen am Neu Wulmstorfer Bahnhof begleitet.

Alle neuen Wohnungen sind barrierefrei

Spannend ist im Orchideenquartier die Fassadengestaltung: In Anlehnung an den im Boden belassenen Torf werden vier Steinfarben verbaut, die den Farbverlauf der Bodenschichten darstellen sollen. Es werden 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen erstellt. Alle Wohnungen sind barrierefrei, 26 Wohnungen werden rollstuhlgerecht ausgestattet.

Gemäß der Verabredung mit der Hansestadt Buxtehude werden im Orchideenquartier 74 mietpreisgedämpfte Wohnungen geschaffen. Diese können nach Vorlage eines durch die Stadtverwaltung ausgestellten Wohnberechtigungsscheins angemietet werden.

Es gibt 70 neue preisgedämpfte Wohnungen

Im Stadtgebiet gibt es - einschließlich des Orchideenquartiers - 140 von der HBI erstellte mietpreisgedämpfte Wohnungen, die bei einer 20-jährigen Mietpreisbindung derzeit für 9,67 Euro pro Quadratmeter angeboten werden.

Die mietpreisgedämpften Wohnungen unterscheiden sich in der Ausstattung nicht von denen, die preislich auf Marktniveau liegen. Die anderen mietpreisgedämpften HBI-Wohnungen liegen im Neubaugebiet Giselbertstraße. Dort hat die HBI mittlerweile insgesamt 220 Wohnungen in ihren drei Gebäudekomplexen fertiggestellt.

Im Herbst 2025 startet die HBI mit der Vermietung des ersten Hofes mit 65 Wohnungen. Diese werden im April 2026 bezugsfertig sein. Am Sonntag, 7. September, führt auch der 21. Buxtehuder Altstadtlauf durch das Orchideenquartier. Mehr Infos: www.hbi-wohnen.de/orchideenquartier.

So funktioniert das Geschäftsmodell der HBI

Die HBI wurde im Jahr 1997 gegründet. Das Geschäftsmodell: Ein Rundum-sorglos-Paket für Menschen, die ihr Kapital in Immobilien anlegen möchten. In der Bevölkerung wird häufig angenommen, dass die HBI die Immobilien für den eigenen Bestand erstellt – fälschlicherweise.

Die HBI beplant und bebaut Grundstücke für Investoren. Nach Fertigstellung werden alle Objekte durch die HBI vermietet und betreut. Bis heute hat die HBI über 2400 Wohneinheiten in Buxtehude, Neu Wulmstorf und Stade, Hamburg und dem Landkreis Harburg erstellt.

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Der Blick vom Hof Elbe auf den Rest des Baugebiets. Ganz hinten sind die Sandablagerungen für den vorletzten Bauabschnitt zu sehen.

Der Blick vom Hof Elbe auf den Rest des Baugebiets. Ganz hinten sind die Sandablagerungen für den vorletzten Bauabschnitt zu sehen. Foto: Wisser

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