TBuxtehuder Original: Schuhmacherbetrieb Hacken-Helmut schließt für immer

Schuhmachermeister Udo Alpers repariert in seiner Buxtehuder Werkstatt einen Reitstiefel. Zum 31. Dezember schließt er seinen Betrieb Hacken-Helmut. Foto: Sulzyc
Nach fast 45 Jahren ist Schluss: Am heutigen Montag, 30. Dezember, öffnet Hacken-Helmut ein letztes Mal. Das sind die Gründe für die Geschäftsaufgabe.
Buxtehude. „Mit Schaudern habe ich das auf dem Zettel gelesen. Echt jetzt?“, fragt der Kunde. Mit „das“ ist die Ankündigung gemeint, die seit 14 Tagen in schwarzen Buchstaben auf gelbem Papier an der Eingangstür zu lesen ist: Geschäftsaufgabe zum 31. Dezember. Aus wirtschaftlichen Gründen.

Mit diesem Zettel an der Ladentür informiert die Schuhmacherei Hacken Helmut über die Geschäftsaufgabe. Foto: Sulzyc
Hacken-Helmut, Buxtehudes letzter Schuhmacher-Meisterbetrieb, schließt für immer. Udo Alpers (61) und seine Frau Sabine Henning-Alpers (61) hören mit ihrem Handwerk auf. Er ist Meister, sie Gesellin. Gemeinsam betreiben sie die Werkstatt, die Helmut Henning vor fast 45 Jahren gegründet hat, nun ist Schluss.
Der Kunde, den das Aus des Traditionsbetriebs schaudern lässt, möchte das Leder von Autositzbezügen aus einem BMW nähen lassen. Udo Alpers empfiehlt ihm, zu einem Sattler zu gehen. Zu dick sei das Leder, als das es seine Maschine nähen könne. Schnell noch ein paar Euro zu machen, ist nicht die Sache des Schuhmachermeisters. Sein Name bürgt für Qualität.

Das Foto aus dem Sommer zeigt Sabine Henning-Alpers bei der Arbeit an der Ausputzmaschine. Sie ist die Tochter des Gründers der Schuhmacherei Hacken-Helmut, Helmut Henning. Foto: Thomas Sulzyc
In den letzten Tagen repariert der Schuhmachermeister noch viele Reitstiefel aus Leder. Auch Sneakers bringen Kundinnen und Kunden zur Reparatur, weil das Meshgewebe eingerissen ist. Der Schuhmachermeister schenkt den sportlichen Schuhen aus Kunststoff ein neues Leben.
Dabei sind Sneakers ein Problem der Branche. Zu oft sind sie Wegwerfware. Nicht nachhaltig genug sei das Schuhwerk, das heute in Mode ist, sagt Udo Alpers. Verschwunden sei der hochwertige Lederschuh, den es zu reparieren lohnt. Selbst Manager trügen im Beruf Sneakers. „Die Business-Mode mit Schuhen aus Leder gibt es nicht mehr“, sagt der Schuhmachermeister.
Darum schließt die Schuhmacherei
Vor allem aber aus einem Grund sei sein Schuhmacherbetrieb nicht mehr wirtschaftlich: „Die Ladenmieten sind zu hoch“, sagt Udo Alpers. Weil sie am jetzigen Standort nahe des Busbahnhofs deutlich mehr Miete zahlen sollen, habe sich das Schuhmacherpaar nach einem kleineren und preisgünstigeren Ladengeschäft umgeschaut - vergeblich. Eine Erfahrung, die es dabei in Buxtehude machte: „Eigentümer wollen die Ladengeschäfte lieber verkaufen als vermieten“, sagt Udo Alpers.
Seit fast 45 Jahren existiert die Schuhmacherei Hacken-Helmut - zu Beginn kurzzeitig in Wohnste bei Sauensiek, seitdem an der Straße Zwischen den Brücken unmittelbar an der Buxtehuder Altstadt.
24-Stunden-Reportage
T Hacken-Helmut: Buxtehuder Schuhmacher fertigt mehr als Mode
Der Firmenname Hacken-Helmut ist in Buxtehude und Umgebung ein Begriff. Er bezieht sich auf den Unternehmensgründer Helmut Henning, den Vater von Susanne Henning-Alpers. Ein Großhändler hat zur Gründung der Schuhmacherei den Namen vorgeschlagen - und so kam es dann auch.
Nun verliert Buxtehude seinen letzten Schuhmacher-Meisterbetrieb. Schuhe repariert noch ein Laden der Kette Mister Minit im Marktkauf-Center an der Bahnhofstraße.
Zahl der Schuhmacherbetrieb sinkt
Das Schuhmacherhandwerk in Deutschland schrumpft. Öffentliche Statistiken zur Entwicklung der Branche sind veraltet und lückenhaft. Das ist auch ein Indiz des Aussterbens. Bundesweit gebe es noch gut 2.000 Betriebe, berichtete der NDR vor zwei Jahren. In dieser Zahl enthalten seien auch Betriebe, die nur Schuhe reparieren. Schuhmacher dagegen besitzen die Fähigkeit, Schuhe selbst herzustellen. Im Landkreis Stade existiert keine Schuhmacherinnung mehr.
Für den Ruhestand ist der 61 Jahre alte Udo Alpers noch zu jung. Der Schuhmachermeister wird deshalb als Hausmeister eines Seniorenheims in Buxtehude arbeiten. Dabei hilft ihm, dass er den Beruf des Elektrikers gelernt hat. Seine Ehefrau Sabine werde möglicherweise in den Schuhverkauf wechseln, sagt Udo Alpers. Aber das stehe noch nicht fest.

Der Name Hacken-Helmut ist in Buxtehude ein Begriff. Das Firmenschild nehmen die Inhaber der Schuhmacherei nach der Geschäftsaufgabe mit nach Hause. Foto: Sulzyc
Die Maschinen aus der Schuhmacherei werden voraussichtlich von einem Schrotthändler verwertet werden. „Will sich ja niemand als Schuhmacher selbstständig machen“, sagt Udo Alpers. Auch Museen hätten an den Werkstattmaschinen kein Interesse.
Nur das Firmenschild mit dem Namen Hacken-Helmut gibt Udo Alpers nicht her: „Das nehme ich mit nach Hause.“