Zähl Pixel
Ganztagsunterricht

TCaterer gekündigt: Horneburger Eltern kritisieren Schulessen scharf

4,50 Euro kostet derzeit ein Mittagessen in den Horneburger Schulen. Für manche Eltern ist das preislich schwer zu stemmen.

4,50 Euro kostet derzeit ein Mittagessen in den Horneburger Schulen. Für manche Eltern ist das preislich schwer zu stemmen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa (Symbolbild)

Wer seine Kinder in den Ganztag gibt, vertraut auf gesundes Schulessen. Doch zuletzt häuften sich Beschwerden in Horneburg, viele Eltern meldeten ihre Kinder ab. So reagiert die Verwaltung.

author
Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 13.11.2025, 05:50 Uhr

Horneburg. Am 11. November beginnt traditionell die närrische Jahreszeit. Doch den Eltern, die am Dienstagabend zum Schulausschuss in das Horneburger Rathaus gekommen waren, war sichtlich nicht nach Späßen zumute.

„Immer mehr Kinder melden sich vom Mensa-Essen ab“, konfrontierte ein Vater die Ausschussmitglieder in der Einwohnerfragestunde. Konkret geht es um das Schulessen, das aktuell an den Schulen in der Samtgemeinde ausgegeben wird. Das Essen sei „ungesund“ und „nicht kindgerecht“, hatte eine Mutter dem TAGEBLATT per E-Mail mitgeteilt. Die Botschaft der besorgten Eltern an die Verwaltung ist eindeutig: Es muss sich etwas verändern.

Verwaltung hat bisherigen Caterer gekündigt

Seitdem die Johann-Hinrich-Pratje-Schule in Horneburg 2013 auf den Ganztagsbetrieb umstellte, bekommen Schüler der Oberschule und der drei Samtgemeinde-Grundschulen ein tägliches Mittagessen angeboten. Derzeit ist für das Schul-Catering ein Team um Jens Klindworth-Stähler, Inhaber des Restaurants „Steak and More“ im Bliedersdorfer Lindenkrug, verantwortlich. Doch nach zwölf Jahren Kochen für Schüler könnte bald Schluss sein. „Wir haben den Vertrag mit dem bisherigen Caterer zum Ende des Schuljahres gekündigt“, sagt Fachbereichsleiterin Tanja Thomfohrde auf TAGEBLATT-Nachfrage.

Anlass der Kündigung sei eine neue Ausschreibung für die Schulverpflegung, die die Verwaltung noch in diesem Jahr veröffentlichen will. „Der Ganztagsbetrieb hat ein ganz anderes Volumen“, erklärt Thomfohrde. Aktuell kalkuliere die Verwaltung mit 500 bis 550 Essen, die ab 2026 täglich an Schüler ausgegeben werden müssten. Ab August 2026 haben alle Erstklässler in Niedersachsen Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung. Um diese Frist zu halten, investiert die Samtgemeinde Horneburg seit Jahren Millionen in den Schulausbau.

Eltern melden ihre Kinder vom Mittagessen ab

Für die Ausschreibung habe man ein neues Leistungsverzeichnis erstellt, um den Anforderungen an den Ganztag gerecht zu werden, sagt Thomfohrde. Bisher sei das Mittagessen in der Küche der Oberschule gekocht worden. Zukünftig soll der Caterer das Essen aber auch im Voraus kochen und dann zur Ausgabe in die Schulen bringen können.

4,50 Euro kostet derzeit ein Mittagessen in den Horneburger Schulen. Für manche Eltern ist das preislich schwer zu stemmen.

4,50 Euro kostet derzeit ein Mittagessen in den Horneburger Schulen. Für manche Eltern ist das preislich schwer zu stemmen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa (Symbolbild)

Laut Sabine Folster, Leiterin der Horneburger Grundschule, gebe es schon lange Probleme „an verschiedenen Stellen“, wie sie im Schulausschuss berichtete. Viele Eltern und Kinder seien nicht zufrieden. Das habe dazu geführt, dass inzwischen fast 30 Kinder wieder vom Mittagessen abgemeldet wurden, so Folster.

Abmeldung bei Krankheit soll einfacher werden

Neben der Essensqualität beklagen die Eltern auch die mangelnde Flexibilität bei der An- und Abmeldung. So könnten sich Kinder, die beispielsweise krank zu Hause bleiben müssen, nicht spontan vom Essen abmelden - bezahlt werden muss es trotzdem, teilweise sogar für mehrere Tage. Bei 4,50 Euro pro Essen sei das für manche Eltern schlichtweg zu teuer, weiß Folster. Eine telefonische wie schriftliche Anfrage des TAGEBLATT an den derzeitigen Caterer zu den Vorwürfen blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.

Beim Abmelde-Problem will die Verwaltung ab nächstem Schuljahr nachbessern: „Die Abbestellung muss am selben Tag möglich sein“, sagt Thomfohrde. Einen Qualitätsverlust bei den Speisen habe man bisher aber nicht erkennen können. Der bisherige Caterer könne sich wie andere Anbieter wieder auf die Ausschreibung bewerben. Für diese arbeite man weiterhin eng nach den Vorgaben etwa der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Niedersachsen, so Thomfohrde.

Horneburg bekommt einen Mensa-Neubau mit Abstrichen

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Ganztag ist die neu geplante Mensa für die Grundschule Horneburg. Die platzt aus allen Nähten, 382 Schüler besuchen derzeit die Schule am Leineweberstieg. Davon nutzen 220 Schüler bereits das Ganztagsangebot, berichtete Folster im Ausschuss. „Die Mensa ist dringend notwendig“, betont sie. Die Samtgemeinde musste zuletzt jedoch die Pläne für den Mensa-Neubau nochmal zusammenstreichen.

Anstatt gleich einen mehrstöckigen Neubau mit einer Mensa im Erdgeschoss sowie Klassen- und Differenzierungsräumen in den Obergeschossen zu bauen, soll 2026/27 erst einmal nur das Erdgeschoss gebaut werden - mit Option zum späteren Aufstocken. Der Grund: Es fehlt das notwendige Geld. Zusätzlich entpuppte sich die Heizungsanlage als teurer Sanierungsfall. Bis 2029 verbucht die Samtgemeinde neun Millionen Euro im Haushalt für Neu- und Umbau der maroden Grundschule ein.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel