TD/A: 3500 Menschen wollen gegen FC St. Pauli ein Spektakel sehen

Das Millerntor ist regelmäßig ausverkauft. Im Kehdinger Stadion wird der St.-Pauli-Block mit 750 Fans voll ausgelastet sein. Foto: Christian Charisius/dpa
D/A spielt gegen die Vollprofis vom FC St. Pauli. Es soll ein Volksfest im Kehdinger Stadion werden. Und sportlich? Ein Top-Ergebnis könnte Euphorie entfachen.
Drochtersen. Der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel erwartet am Samstag, 12. Juli, bis zu 3500 Zuschauer im Kehdinger Stadion. Die Profis vom FC St. Pauli kommen. Der Bundesligist vom Kiez. Der hat Wucht. Die Spieler sind schnell, athletisch, technisch top ausgebildet. Sie spielen drei Ligen höher. Dennoch erstarrt D/A nicht vor Ehrfurcht.

Robin Kölle ordnet die Partie gegen die Vollprofis vom Kiez als "ganz normales Testspiel" ein, das er gewinnen möchte. Foto: Berlin
Bei einem Interview in der Lobby eines Hotels auf Krautsand sitzt D/A-Neuzugang Robin Kölle ganz gemütlich in einem Sessel. Sein Trainer Oliver Ioannou kommt gerade vom Mittagessen und bleibt stehen. Ioannou beginnt, von seinem neuen Rechtsaußen zu schwärmen. Kölle sei geradlinig, habe Mentalität und einen Drang nach vorn. Genau das, was D/A haben wollte. „Er ist ein Siegertyp“, sagt der Trainer.
Gegen den HSV setzte es eine 1:5-Pleite
Dazu passt, das Kölle selbst das Testspiel gegen den FC St. Pauli zwar als schöne Gelegenheit einordnet, sich mit Profis zu messen. Aber eben auch als „ganz normales Testspiel, das wir gewinnen wollen“, sagt Kölle. Der 24-Jährige, der vor einigen Wochen vom Drochterser Ligakonkurrenten VfB Lübeck zu D/A wechselte, betrachtet das ganz nüchtern. Sein Selbstverständnis zeugt von Selbstvertrauen.
D/A hätte gern 4000 Zuschauer im Kehdinger Stadion begrüßt. So wie vor einem Jahr. Im letzten Sommer kam der HSV, damals noch mit Kulttrainer Steffen Baumgart, und gewann 5:1. Bis Donnerstag verkaufte der Verein 3253 Eintrittskarten. Mehr als 200 Menschen geben richtig Geld aus und verfolgen das Spiel gegen die Profis als VIPs mit zusätzlichen Annehmlichkeiten.
Ein Dutzend Journalisten haben sich akkreditiert. Sie sollen die Marke D/A in Fußballdeutschland noch bekannter machen, werden sich aber naturgemäß eher auf die Profis um Trainer Alexander Blessin stürzen. Es sei denn, D/A gelingt der große Coup.
D/A spielt taktisch wie im Liga-Alltag
D/A-Trainer Oliver Ioannou hat am Donnerstag angekündigt, dass seine Mannschaft so spielen wolle, wie sie das später auch im Liga-Alltag tun werde. „Unser Ansatz ist mitzuspielen. Wir wollen uns nicht hinten reinstellen“, sagt Ioannou. Was auch Sinn ergibt, weil D/A in der Liga zum Favoritenkreis zählt, der Meisterschaft und Aufstieg unter sich ausmacht. Eine allzu defensive Taktik wird D/A in der Liga nicht verfolgen. „Wir wollen Akzente setzen und das Spiel offen gestalten“, sagt der Coach.

D/A-Trainer Oliver Ioannou will mit seiner Mannschaft „Akzente setzen und das Spiel offen gestalten“. Foto: Berlin
Bei solch einer Partie können Ioannous Spieler erfahren, in welchen Dingen ihnen die Vollprofis voraus sind. Bei einem positiven Ergebnis würde die deutsche Fußballszene kurz genau hinschauen. „Wir würden vielleicht auch euphorischer in die Saison gehen“, sagt Ioannou. Aber es bleibe ein Testspiel, das nicht zu hoch bewertet werden sollte.
Ein Testspiel mit Volksfestcharakter. D/A orderte 50 Fässer Bier à 50 Liter und 2000 Bratwürste. Der Schlachter aus dem Ort verkauft seine Spezialitäten an einem der 14 Imbiss- und Getränkeständen. 50 Sicherheitskräfte begleiten das Spiel, bis zu 70 Helfer sind im Einsatz. Die Stadiontore öffnen um 13 Uhr, der VIP-Bereich um 13.30 Uhr. Restkarten verkauft D/A an der Tageskasse. Verkehrstechnisch wird es eng im Dorf. Die, die können, sollten, so der Veranstalter, mit dem Rad kommen.
Neuzugang sieht gute Qualität im Kader
Robin Kölle traut seiner neuen Mannschaft einiges zu. Als er kam, sagte er, D/A und er hätten die gleichen „großen Ambitionen“. Nach einigen Trainingswochen sieht er sich bestätigt, dass etwas geht. „Wir haben eine gute Qualität auf dem Feld und Breite im Kader“, sagt er. Trotz einiger verletzungsbedingter Ausfälle in der Vorbereitung habe er keinen Qualitätsverlust gesehen.
Viel Anlauf, um sich einzuleben, brauchte Kölle nicht. Bei D/A laufe alles ganz entspannt. Als offener Typ hat er als Neuling keine Probleme. „Fußballspieler sind Kinder geblieben. Wir machen das, was wir lieben schon seit Jahren“, sagt Kölle. Und sportlich werde sich alles schnell einspielen. Für die Automatismen „reichen ein paar Trainingseinheiten“.
Robin Kölle kommt schnell an in Drochtersen. Im Dorf hat er eine Wohnung mit zwei Zimmern gemietet. Zu 95 Prozent sei sie schon eingerichtet. Erst vor einigen Tagen brachte er die letzten Lampen an. In sein zweites Wohnzimmer ist es nicht weit. Das Kehdinger Stadion liegt um die Ecke.
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