TD/A-Aufstiegspläne landen in der Ablage P

D/A-Stürmer Haris Hyseni agiert glücklos gegen Jeddeloh. Foto: Struwe
D/A zeigt beim 0:1 gegen Jeddeloh die schlechteste Saisonsonleistung. „Ernüchternd, erschreckend“, sagt Trainer Oliver Ioannou. Ist der Traum von der 3. Liga geplatzt?
Drochtersen. Kaum ein Zuschauer verlässt nach dem Abpfiff die Haupttribüne des Kehdinger Stadions. Es ist Tradition in Drochtersen, dass die Trainer und D/A-Präsident Rigo Gooßen ein paar Worte zum Spiel sagen. Gerade Gooßen ist um keinen Spruch verlegen. Spitze Zunge, manchmal euphorisch, manchmal polternd. Die Fans gieren förmlich nach dem Statement. Denn in der Regel birgt es Unterhaltungswert.
„Ja ich möchte mich für das Spiel der Mannschaft heute entschuldigen und wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch und wir sehen uns wieder im Jahr 2025. Dankeschön“, sagt Gooßen schließlich an diesem Samstagabend. Das war’s. Mehr nicht.
Gooßen geht in Richtung Vereinsheim. Von den Rängen kommt verhalten Gelächter. Die Fans hatten verbale Prügel erwartet. Aber auch so sagt dieses Statement viel über die zurückliegenden 97 Minuten.

Tradition in Drochtersen: Vereinschef Rigo Gooßen greift nach Abpfiff zum Mikrofon. Nach der Niederlage gegen Jeddeloh bleibt er einsilbig. Foto: Struwe
Erste Heimspielniederlage seit April 2024
Der Tabellenzwölfte SSV Jeddeloh fügte dem Tabellenzweiten SV Drochtersen/Assel die erste Heimniederlage der laufenden Saison der Fußball-Regionalliga Nord zu. In der vergangenen Spielzeit hatte D/A zuletzt im Kehdinger Stadion verloren. Am 26. April war das beim 2:3 gegen BW Lohne. Seither folgten saisonübergreifend neun Siege und zwei Unentschieden in elf Partien.
Das Spiel gegen den SSV Jeddeloh ist zäh. Lang und hoch gespielte Bälle gelten gemeinhin nicht als besonders attraktiv. In der Drochterser Offensive fehlen die zündenden Ideen. Kreativmann Dennis Rosin versucht verzweifelt, Kombinationen und Chancen zu initiieren. An diesem Abend agieren bei D/A alle Leistungsträger weit unter ihren Möglichkeiten.
Jeddeloh warf D/A schon aus dem Landespokal
Für Fußball-Feinschmecker waren die Partien zwischen D/A und Jeddeloh schon in der Vergangenheit nichts. Jeddeloh hatte die Drochterser in dieser Saison aus dem Pokalwettbewerb geworfen. D/A hatte sich im ersten Aufeinandertreffen in der Liga mit einem Auswärtssieg revanchiert.

Wenigstens die Kinder kommen auf ihre Kosten. In der Halbzeitpause verteilt der Weihnachtsmann im Kehdinger Stadion kleine Geschenke. Foto: Struwe
Ein geblockter Schuss von Maximilian Geißen, ein druckloser Kopfball von Miguel Fernandes. Mehr bietet die erste Hälfte im Kehdinger Stadion aus D/A-Sicht nicht. Beim Schuss des Jeddelohers Simon Brinkmann aus Nahdistanz hat Keeper Patrick Siefkes schnell die Hände oben.
D/A hatte seine Anhänger in den vergangenen Wochen verwöhnt. Dieses Spiel wird als ein trostloses in die jüngste Saisonhistorie eingehen. Denn es wird nach dem Seitenwechsel nicht besser.
Fehlerkette vor dem Jeddeloher Siegtor
Die Entstehung der Jeddeloher Führung taugt als Spiegelbild einer uninspirierten Leistung der Gastgeber. Nico von der Reith verschätzt sich bei einem hohen Ball in die Spitze. Torwart Patrick Siefkes zögert, bleibt stehen. Max Wegner nutzt die Fehler und schiebt in der 60. Minute zum 0:1 ein.
Wenigstens bemüht sich D/A in der Schlussphase, die Niederlage zu verhindern. Aber die Bemühungen sind limitiert. Liam Giwah verzieht nach einem Standard per Kopf. Als der eingewechselte Moritz Göttel in der Zentrale zum Schuss ansetzt, jubelt Sturmpartner Miguel Fernandes schon. Aber Göttel macht den Ball nicht rein. Die 1026 Zuschauer sind bedient.

Der eingewechselte Moritz Göttel hat den Ausgleich auf dem Fuß. Miguel Fernandes im Hintergrund freut sich zu früh. Foto: Struwe
Vielleicht ist Vereinschef Rigo Gooßen nach dem Abpfiff auch deshalb so einsilbig, weil D/A-Trainer Oliver Ioannou kurz vor ihm bereits schonungslos Bilanz zieht. „Für uns ist das brutal ernüchternd“, sagt Ioannou. „Enttäuschend, fast schon erschreckend, was wir heute auf den Platz gebracht haben.“ D/A habe nicht annähernd die Intensität wie gegen Meppen oder Flensburg gezeigt.
Präsident Rigo Gooßen hakt den Aufstieg ab
Ioannou bemängelt zu viele individuelle Fehler, zu viele kleine Dinge, die nicht funktioniert hätten. D/A hatte sich im Kampf um die Meisterschaft in eine tolle Ausgangsposition gebracht. Und gibt sie leichtfertig her. „Es tut extrem weh, dass wir das komplette Jahr 2024 so abschließen“, sagt Ioannou. Gegen keinen Gegner der Liga werde solch eine Leistung reichen.
Fußball-Regionalliga
T D/A ist vorbereitet: Wenn 3. Liga, dann im Kehdinger Stadion
Zehn Minuten später sitzt Rigo Gooßen im Vereinsheim. Der Ärger ist noch längst nicht verraucht. Unter der Woche hatte der Präsident noch über einen möglichen Aufstieg in die 3. Liga gesprochen. Über die Pläne, die Kosten, über neue Tribünen für bis zu 5000 Menschen, über Flutlicht und Fernsehgelder. Über das Was-wäre-wenn.
Spitzenreiter TSV Havelse erledigte am Wochenende seine Hausaufgaben beim 1:0-Sieg in Kiel. Zehn Punkte beträgt jetzt der Rückstand für D/A. Was wird mit den Drochterser Träumen? Den Plänen? „Ablage P“, sagt Rigo Gooßen.
Die Statistik des Spiels
Tore: 0:1 (60.) Wegner
SV D/A: Siefkes, von der Reith, Serra (66. Göttel), Giwah (82. Aue, 88. Cebulla), Elfers, Plautz, Steinmann, Geißen (66. Reincke), Rosin, Fernandes, Hyseni.
SSV Jeddeloh: Fengler, Gnerlich, Gramberg, Hahn, M. Brinkmann (75. Brandes), S. Brinkmann (90.+7. Jobe), Ghawilu (82. Kanowski), Wegner, Koch (66. Ekwugha), Aid Hamid (82. Schug), Siala.
Schiedsrichter: Christoph Kluge; Assistenten: Giulio Horney, Dennis Beuße
Zuschauer: 1026
Nächstes Spiel: VfB Lübeck - D/A (Fr., 21. Februar, 19.30 Uhr)