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Fußball

TD/A-Kicker schuften im Trainingslager - Nervige Verletzungen

Am Samstag trainierte Dennis Rosin für sich allein. Die Adduktoren schmerzen.

Am Samstag trainierte Dennis Rosin für sich allein. Die Adduktoren schmerzen. Foto: Berlin

D/A hat auf Krautsand sein Trainingslager aufgeschlagen. Vier Tage harte Arbeit mit einem Testspiel als sportlichen Höhepunkt. Nicht alle Top-Leute sind fit. Beim Definieren der Saisonziele hält es der Coach mit einem chinesischen Philosophen.

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Von Daniel Berlin
Sonntag, 30.06.2024, 15:30 Uhr

Drochtersen. Bei Dennis Rosin beginnt der Tag mit zwei Brötchen und Rührei. Ein bisschen Putenbrust mit Frischkäse noch und vor allem Kaffee. Eine Stunde lässt er das Frühstück noch sacken, dann setzt er sich mit den Teamkollegen in einen Kleinbus und fährt nach Assel auf den Sportplatz.

Der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel verbrachte vier Tage lang im Trainingslager. Die Spieler schliefen und aßen in der Hotelanlage des Vereinspräsidenten Rigo Gooßen und seiner Partner auf Krautsand und trainierten am Elbstrand und auf dem Hybridrasenplatz in Assel. Am Samstag stand ein Testspiel gegen den Oberligisten TuS Bersenbrück an.

Rosin erzielt in 33 Ligaspielen fünf Tore

Rosin erlebte in der vergangenen Saison seinen sportlichen Durchbruch bei D/A. Der 28-jährige Kreativmann stand bei 33 Ligaspielen auf dem Platz, erzielte fünf Treffer und legte neun Tore auf. Jetzt platzen Adduktorenprobleme in die Vorbereitung.

D/A-Trainer Oliver Ioannou hat noch bis Ende Juli Zeit, seine Mannschaft konkurrenzfähig zu machen. „Das erste Spiel ist das allerwichtigste."

D/A-Trainer Oliver Ioannou hat noch bis Ende Juli Zeit, seine Mannschaft konkurrenzfähig zu machen. „Das erste Spiel ist das allerwichtigste." Foto: Berlin

In der kleinen Asseler Sporthalle bewegen sich die Sorgenkinder der Mannschaft nach den Vorgaben der Physios, während der Rest des Teams draußen Standards schlägt und Laufwege einstudiert. Rosin, Martin Sattler, Maximilian Geißen, Nikola Serra. Sie alle sind angeschlagen. Auch Jannes Elfers und Neuzugang Justin Plautz sind nach Verletzungen noch nicht bei 100 Prozent. Rosin traktiert seine Oberschenkel mit der Faszienrolle.

„Die Verletzung ist nervig“, sagt Rosin. Aber er kennt seinen Körper. Er nimmt sich lieber jetzt die kurze Pause und riskiert damit keinen längeren Ausfall. Drei, vier Tage gibt er sich. Dann sollten die Adduktoren nicht mehr mucken. Dass sein Körper sein Kapital ist, hat Rosin früh begriffen.

Der D/A-„Professor“ kennt sich mit Ernährung aus

Seine Teamkollegen nennen den Mittelfeldspieler manchmal „Professor“. Weil Rosin weiß, was einem Leistungssportler bekommt. Er achtet auf seine Ernährung, achtet auf Proteine, Kohlenhydrate, isst Obst. „Das beugt Muskelverletzungen vor“, sagt Rosin. Beim Mittagessen stehen an diesem Samstag im Hotel Rinderhackbällchen mit Kartoffelstampf und Gemüselasagne auf dem Speiseplan.

Offensivmann Willi Reincke erzielte gegen Bersenbrück zwei Tore.

Offensivmann Willi Reincke erzielte gegen Bersenbrück zwei Tore. Foto: Berlin

Kurz vor dem Anpfiff des Testspiels gegen Bersenbrück schleppt Rosin einen Stuhl zur Reservebank. Er sieht 90 Minuten Fußball unter Wettbewerbsbedingungen gegen einen guten Gegner. Jan-Miklas Steffens, Tjorve Mohr, zwei Mal Willi Reincke und Neuzugang Niklas Bär schießen die D/A-Tore beim 5:2-Sieg gegen den Oberligisten, der erst in der Relegation um den Regionalligaaufstieg gegen Weiche Flensburg scheiterte.
Nico von der Reith wird auch in der nächsten Saison bei D/A die Kapitänsbinde tragen.

Nico von der Reith wird auch in der nächsten Saison bei D/A die Kapitänsbinde tragen. Foto: Berlin

Nico von der Reith bleibt Mannschaftskapitän

Reincke, Steffens, Matti Steinmann und der zweikampfstarke Antreiber Nico von der Reith drücken der Partie ihren Stempel auf. Von der Reith wird D/A auch in der kommenden Saison als Mannschaftskapitän auf den Platz führen. Mohr bleibt sein Stellvertreter. Die beiden, sowie Steinmann, Moritz Göttel, Sebastian Haut und Jannes Elfers bilden den Mannschaftsrat. Das hat Trainer Oliver Ioannou kurz vor dem Spiel bekanntgegeben.

Ackert für D/A im defensiven Mittelfeld: Sebastian Haut.

Ackert für D/A im defensiven Mittelfeld: Sebastian Haut. Foto: Berlin

Ioannou nennt den Test eine „gute Momentaufnahme“ zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung. Er lobt die „hohe Bereitschaft auf dem Platz“, die Intensität. Es gibt weitere Gelegenheiten, sich einzuspielen. Dienstag spielt D/A in Elsdorf gegen den Oberligisten Heeslingen, Mittwoch in Elstorf gegen den gastgebenden TSV, der in die Bezirksliga abgestiegen ist. Montag ist frei.

Rosin studiert ab Oktober Sportwissenschaften

Dennis Rosin wird sich wahrscheinlich nicht ganz freinehmen. Der Tatendrang stecke tief in ihm drin. „Mir tut das gut“, sagt er. Entsprechend ähneln die vollgepackten Tage eines Trainingslagers seinem sportlichen Alltag. Noch vor dem Frühstück mobilisiert er seinen Körper, dehnt sich. Nach dem Frühstück geht er vormittags trainieren. Fast an jedem beliebigen Wochentag. Abends ist Mannschaftstraining. Ab Oktober studiert Rosin Sportwissenschaften. Fußball, Uni und sein Privatleben lassen sich gut vereinbaren. Rosin zieht ab August mit seiner Freundin nach Buxtehude.

Nach dem Testspiel gegen Bersenbrück bekam Jan-Miklas Steffens für seinen Auftritt ein Sonderlob von D/A-Präsident Rigo Gooßen.

Nach dem Testspiel gegen Bersenbrück bekam Jan-Miklas Steffens für seinen Auftritt ein Sonderlob von D/A-Präsident Rigo Gooßen. Foto: Berlin

So ein Trainingslager hat natürlich auch einen sportlichen Wert. „Aber es geht nicht nur darum, dich körperlich zu zerstören“, sagt Rosin. Es gehe um das Teamgefüge, es gehe um das Schaffen von Stimmung. Vier Tage und drei Nächte hocken die Spieler eng aufeinander, sie wachsen zusammen. An einem Abend spielten die D/A-Kicker fast in voller Kaderstärke „Werwölfe“. Ein Kartenspiel, das die Diskussionskultur fördert.

Dennis Rosin hat seinen Vertrag bei D/A in diesem Jahr bis Sommer 2027 verlängert. Das zeugt davon, dass er sich in Drochtersen wohl fühlt. Solche langen Laufzeiten sind bei D/A eher selten. Und Rosin scheint schon jetzt nicht abgeneigt, weitere drei Jahre dranzuhängen.

Regionalliga-Niveau bis ins hohe Fußballalter

Der Mann definiert sich nicht über Tabellenplätze oder Tore. Er bedient sich der Fußballerfloskel, an der durchaus etwas Wahres dran ist und denkt von Spiel zu Spiel. „Jeden Tag 100 Prozent geben und schauen, was passiert“, sagt Rosin. Rosin hat sich vielmehr das persönliche Ziel gesteckt, mindestens auf Regionalliga-Niveau Fußball zu spielen, bis er 34 Jahre alt ist. Deshalb betreibt er den Aufwand und lebt bewusst.
Liam Giwah und Tjorve Mohr (mit Maske) sollen vor allem bei Standardsituationen für Gefahr sorgen.

Liam Giwah und Tjorve Mohr (mit Maske) sollen vor allem bei Standardsituationen für Gefahr sorgen. Foto: Berlin

Tabellenplätze seien eh nicht planbar. Derartige Ziele hätten, so Rosin, keinen Mehrwert. Erst recht sei ein Aufstieg in die 3. Liga mit D/A nicht planbar. „Andere arbeiten schließlich auch hart“, sagt Rosin. Das sieht sein Trainer übrigens ähnlich.

Es gibt keine kleinen Gegner mehr

Denn die Regionalliga Nord ist stärker geworden. Der VfB Lübeck kehrt aus der 3. Liga zurück. Werder Bremen schickt seine Zweite ins Rennen, Kickers Emden will ambitioniert auftreten. Am Mittwoch lost der Niedersächsische Fußballverband die erste Runde im Landespokal aus. Leichte Gegner gibt es nicht. Spieltermin ist der 7. August. „Wir müssen bei uns bleiben“, sagt Trainer Oliver Ioannou.

Ioannou denkt in Etappen. In kurzen. Allenfalls bis zum Saisonstart Ende Juli. „Das erste Spiel ist das allerwichtigste“, sagt der Coach. Er hält es mit Konfuzius, dem berühmten chinesischen Philosophen, der schon vor zweieinhalbtausend Jahren den Spruch „Der Weg ist das Ziel“ zu einem der Leitmotive der Menschheit machte. Vielleicht bestimme dabei die erfolgreiche Rückrunde die Höhe der Messlatte.

Neuzugang Justin Plautz (rechts) ist nach seiner Verletzung noch nicht bei 100 Prozent. Dennoch setzte er gegen Bersenbrück Akzente.

Neuzugang Justin Plautz (rechts) ist nach seiner Verletzung noch nicht bei 100 Prozent. Dennoch setzte er gegen Bersenbrück Akzente. Foto: Berlin

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