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Wolf-Attacke

TRind liegt tot neben Radweg im Hadelner Land

Am Donnerstagmorgen fand ein Landwirt eines seiner Rinder leblos auf der Weide liegen.

Am Donnerstagmorgen fand ein Landwirt eines seiner Rinder leblos auf der Weide liegen. Foto: Privat

Das schwer verletzte 350-Kilo-Tier wird zwischen Nordleda und Wanna gefunden. Der Landwirt denkt zunächst an einen Blitzschlag, doch die Rissspuren scheinen eindeutig.

Von Jan Iven und Lennart Keck Donnerstag, 05.09.2024, 16:45 Uhr

Nordleda/Flögeln. Immer wieder kommt es zu Wolfsrissen. So entdeckte ein Landwirt, Name ist der Redaktion bekannt, am Donnerstagmorgen ein totes Rind auf seiner Weide zwischen Nordleda und Wanna. Der Fundort liegt nur wenige Meter von einem Radweg entfernt, der die beiden Orte verbindet.

„Ich bin gestern Abend, kurz bevor es dunkel wurde, noch einmal zur Weide gefahren“, erzählt der Landwirt. Wegen des heftigen Unwetters mit starken Regenfällen und ständigen Blitzeinschlägen, sei es ihm jedoch nicht möglich gewesen, auszusteigen. Doch aus der Ferne habe er die Tiere noch beobachten können. „Am nächsten Morgen bin ich dann zeitig wieder hin und konnte schon von der Ferne sehen, dass da ein Tier lag.“ Gegen 6.45 Uhr hatte er das rund 350 Kilogramm schwere Tier gefunden.

Zunächst gar nicht den Wolf vermutet

„Von der Ferne hatte ich im ersten Moment gar nicht an den Wolf gedacht, sondern erst mal nur an einen Blitzschlag, weil es mit dem Rücken zu mir lag“, erinnert sich der Landwirt. „Auf die Entfernung konnte ich keine Verletzung sehen.“ Doch je näher er kam, desto offensichtlicher wurden die insgesamt drei großen Bisswunden an verschiedenen Körperstellen des Tieres.

Umgehend informierte der Landwirt einen Rissgutachter, der den Vorfall nun untersucht. Ein offizielles Ergebnis liegt bisher nicht vor, aber der Landwirt betont, dass alles darauf hindeute, dass die Wunden von einem Wolf stammen. Er selbst habe zwar bis Donnerstagmorgen noch nie einen Wolfsriss an einem seiner Tiere erlebt, habe aber von Kollegen in der Landwirtschaft schon mitbekommen, wie gerissene Tiere aussehen können.

DNA-Test bestätigt: Wolf hat fünf Schafe gerissen

„Amtliche Feststellung der Verursacherschaft von Nutztieren gemäß Richtlinie Wolf“ steht derweil in der Betreffzeile des Schreibens, das Erich Mangels zuletzt von der Landwirtschaftskammer bekommen hat. Weiter heißt es: „Nach Auswertung aller verfügbaren Informationen konnte im Sinne der Richtlinie Wolf mit hinreichender Sicherheit ein Wolf als Verursacher festgestellt werden.“

Dieses tote Schaf hat Erich Mangels auf seiner Weide gefunden. Jetzt liegt das Ergebnis der DNA-Probe zum Verursacher vor.

Dieses tote Schaf hat Erich Mangels auf seiner Weide gefunden. Jetzt liegt das Ergebnis der DNA-Probe zum Verursacher vor. Foto: Privat

Entschädigung gibt es nur mit Schutzzaun

Das hatte sich der Rentner schon gedacht. Der 71-Jährige war längst überzeugt, dass ein Wolf seine Schafe gerissen hatte. Mitte August hatte er drei Tiere tot auf seiner Weide gefunden. Eine Woche später wurden zwei weitere Tiere getötet.

Die Landwirtschaftskammer nahm DNA-Proben. Zumindest für den ersten Angriff lautet das Ergebnis: „Abschließend wird daher die amtliche Feststellung ‚Wolf‘ getroffen.“ Ein amtlicher Wolf, sozusagen.

Beim zweiten Angriff konnte kein Verursacher ermittelt werden. „Wolf nicht nachweisbar“, schreibt die Kammer. Wobei das nichts heißen muss. Nicht immer sind die Tests aussagekräftig.

So oder so: In beiden Fällen bekommt Mangels keine Entschädigung für seine toten Schafe. Denn Geld vom Land gibt es in solchen Fällen nur, „wenn ein wolfsabweisender Grundschutz vorhanden ist“, heißt es in dem Brief der Landwirtschaftskammer.

In diesem Graben hat Erich Mangels aus Flögeln seine toten und verletzten Schafe gefunden, die mutmaßlich vom Wolf gerissen wurden.

In diesem Graben hat Erich Mangels aus Flögeln seine toten und verletzten Schafe gefunden, die mutmaßlich vom Wolf gerissen wurden. Foto: Iven

Ausnahme sind Rinder und Pferde, da davon ausgegangen wird, dass sie sich wehren können. Außerdem soll Landwirten mit großen Herden der Aufwand des Zäuneziehens nicht zugemutet werden.

„Ich habe mir schon gedacht, dass ich nichts bekommen werde“, sagte Mangels. Denn an seinen Weiden hat er keine wolfssicheren Herdenschutzzäune angebracht. Diese Zäune müssen mindestens 120 Zentimeter hoch und elektrisch gesichert sein.

Zwar werden solche Zäune zu 100 Prozent bezuschusst. Allerdings wird nur der reine Materialwert erstatten, nicht jedoch Kosten für die Errichtung. Mangels hat auch ein anderes Problem. „Meine Weiden sind viel zu groß, um sie alle sicher einzuzäunen“, sagt er. Denn der Rentner hält sich seine elf restlichen Schafe nicht nur auf einer Fläche. Vielmehr schickt er sie auf alle Weiden, damit die Tiere den Rasen kurzhalten.

Zwei Dutzend Wolfs-Angriffe im Kreis Cuxhaven registriert

Der mangelnde Herdenschutz ist ein nicht unerhebliches Problem. In diesem Jahr wurden im Cuxland offiziell bisher zwei Dutzend Angriffe durch Wölfe registriert. Davon war nur in einem einzigen Fall ein angemessener Schutz vorhanden. Man könnte auch sagen: Herdenschutzzäune wirken. Von Umweltschützern kommt daher zum Teil harsche Kritik an Tierhaltern, die ihre Herden nicht einzäunen. Doch wer nur wenige Schafe als Hobby hält, scheut häufig den Aufwand, einen Schutzzaun zu beantragen und zu errichten. Immer wieder hört man, dass Schafhalter ohne Schutzzäune die Angriffe gar nicht mehr melden würden, weil sie sich der Kritik nicht aussetzen möchten. Zumal sie wissen, dass sie ohnehin keine Entschädigung erhalten.

Mangels erzählte etwa, dass Unbekannte sein Grundstück

beobachtet hätten, nachdem in der Nordsee-Zeitung ein erster Bericht über seine toten Schafe erschienen war. Umweltschützer, die sich seinen Zaun anschauen wollten, vermutet er.

Seit den Rissen in Flögeln Mitte August hat es fünf weitere Angriffe im Cuxland gegeben, bei denen drei Rinder und ein Schaf getötet und zwei weitere Rinder verletzt wurden. In drei Fällen konnten Wolfsrisse nachgewiesen werden. Herdenschutzzäune waren nicht vorhanden.

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