TDarum ist die Kitaplatz-Krise in Buxtehude plötzlich beendet

Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit ist die Kita Neuland in Buxtehude in Betrieb gegangen. Die Kindertagesstätte bietet 50 Kindern Platz und ist auf Tierpädagogik spezialisiert. Foto: Sulzyc
Überraschend viele Eltern verzichten auf ein Kitaplatz-Angebot. Diese Gründe dafür nennt die Stadtverwaltung.
Buxtehude. Die Krise in der Kinderbetreuung in Buxtehude gilt mittlerweile nicht nur als deutlich entschärft, sondern als beendet. „Alle Kinder, für die Eltern einen Platz suchen, können einen haben“, sagte die Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie, Andrea Lange-Reichardt, im Jugendhilfeausschuss. Anlass war der turnusmäßige Sachstandsbericht zur Kinderbetreuung.
Dabei handelt es sich um Plätze in Kindertagesstätten und in der Tagespflege. War im Herbst 2024 zumindest noch das Platzangebot bei den bis zu drei Jahre alten Kindern nicht ausreichend, gilt mittlerweile als wahrscheinlich, dass genug Krippenplätze vorhanden sind.
Kinderbetreuung
T Keine Wartelisten mehr: So entschärft Buxtehude die Kita-Krise
Erstmals verfügt die Stadtverwaltung über Ergebnisse der neu eingeführten Online-Anmeldung. Daraus ergebe sich ein genaueres Bild als in den Jahren zuvor.
Zwar führt die Verwaltung noch Wartelisten. Demnach stehen 75 wartende Kinder im Elementarbereich (drei bis sechs Jahre alt) lediglich 52 freien Plätzen gegenüber. Und 41 freie Krippenplätze sind von 90 Kindern nachgefragt.
Darum werden sich Wartelisten erübrigen
Dennoch geht die Verwaltung davon aus, dass sich die Wartelisten bis zum Sommer erübrigen und alle Kinder ein Betreuungsangebot erhalten werden. Bei den Elementarkindern seien die sogenannten Flexikinder noch nicht berücksichtigt. Das sind im Fachjargon die Kinder, bei denen noch nicht feststeht, ob sie in die Grundschule wechseln oder ein zusätzliches Jahr in der Kita bleiben.
Die Erfahrung zeige, dass am Ende etwa 25 Kitaplätze nicht nachgefragt werden, weil die Jungen und Mädchen zur Schule gehen, sagte Andrea Lange-Reichardt dem TAGEBLATT.
Diese neue Krippengruppe entsteht
Bei den Krippenkindern auf der Warteliste seien freie Plätze in der Tagespflege nicht berücksichtigt. Und zum Sommer entstehe am Torfweg 10 eine zusätzliche Krippengruppe für 15 Kinder. Deshalb erwartet die Verwaltung keinen Mangel an Krippenplätzen.
Mit drei Neubauten gelang es der Hansestadt Buxtehude, den Kitaplatz-Mangel zu beenden. Im Herbst 2024 ging die Naturkita Hedendorf (100 Kinder) in Betrieb, im Februar 2025 folgte die Kita Hinter der Wettern (80 Plätze). Unbemerkt von der breiten Bevölkerung hat mittlerweile auch die Kita Neuland den Betrieb aufgenommen. 50 Kinder finden in dem umgebauten Fachwerkensemble Platz. Die Kita ist auf Tierpädagogik spezialisiert.
Eltern verzichten auf Kitaplätze
Überrascht ist die Verwaltung von einem Phänomen: Offenbar nehmen unerwartet viele Eltern ein Kitaplatz-Angebot nicht an. „Eltern haben reihenweise abgesagt“, berichtete Andrea Lange-Reichardt im Jugendhilfeausschuss.
An den beiden neu eröffneten Kitas Hinter der Wettern und Neuland wirke sich das so aus: Von 30 Krippenplätzen seien lediglich 14 besetzt. Freie Plätze seien aktuell auch im Elementarbereich vorhanden.
Die gute Nachricht
T Ein Jahr Bauzeit: Buxtehudes neue Kita ist in Rekordzeit fertig
Warum wollen Eltern plötzlich doch nicht einen Kitaplatz haben? Zwei Gründe nannte Andrea Lange-Reichardt: Eltern aus dem Süden der Stadt sei der Weg zu den beiden im Norden gelegenen Kita-Neubauten zu weit. Und: Eltern wollten teilweise doch nicht wie ursprünglich beabsichtigt arbeiten und blieben zu Hause.
Trend: Eltern kochen nicht selbst
Auch wenn der Kitaplatz-Mangel beseitigt scheint: Mit einer anderen Forderung in der Kinderbetreuung beschäftigen Eltern die Verwaltung: Eltern wollen, dass Kinder in der Kita zu Mittag essen. Dass Eltern selbst Essen vorbereiten, scheine schwierig zu sein.
Das Problem: Fünf Kitas in Buxtehude sehen keine Möglichkeit zu einem Mittagessen vor. Sie wurden jeweils in den 1990er Jahren errichtet. Damals war so etwas nicht üblich.
Auf dieses Urteil berufen sich Eltern
Eltern leiten den Anspruch auf ein Mittagessen in der Kita aus einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Niedersachsen vom 15. Dezember 2021 ab. Demnach hat ein drei Jahre altes Kind in einer Tageseinrichtung Anspruch auf sechs Stunden Betreuung an fünf Tagen in der Woche.
„Kitas müssen kein warmes Essen vorhalten“, sagt dagegen Andrea Lange-Reichardt. Und manche Eltern in Buxtehude möchten ihr Kind nicht länger als vier Stunden am Tag in der Kita belassen. Dennoch habe die Hansestadt Buxtehude das Ziel, an allen Kindertagesstätten die Möglichkeit zu einem Mittagessen zu schaffen.