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TDarum zieht es Hamburg-Touristen in dieses Agathenburger Atelier

Kupferkünstlerin Jana Putzehl mit ihrem 12-jährigen Kupfer-Ich, das ihr Vater Helmut Malzan angefertigt hat.

Kupferkünstlerin Jana Putzehl mit ihrem 12-jährigen Kupfer-Ich, das ihr Vater Helmut Malzan angefertigt hat. Foto: Buchmann

Vor 25 Jahren eröffnete Helmut Malzan sein Atelier für Kupferkunst in Agathenburg. Nach seinem Tod 2009 führte Jana Putzehl den Lebenstraum ihres Vaters weiter. Irgendetwas anderes zu machen, kann sich die Künstlerin nicht vorstellen.

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Von Steffen Buchmann
Dienstag, 23.07.2024, 07:55 Uhr

Agathenburg. Jana Putzehl hat ein Herz für Tiere. Hühner, Fledermäuse und Drachen tummeln sich in ihrem Atelier an der Hauptstraße in Agathenburg. Füttern oder sauber machen muss sie hinter ihren Lieblingen jedoch nicht: Denn sie alle sind aus Kupfer gefertigt.

Das Federkleid des Vogels ist komplett aus dem beliebten Patinakupfer gefertigt.

Das Federkleid des Vogels ist komplett aus dem beliebten Patinakupfer gefertigt. Foto: Buchmann

Jana Putzehl lebt im doppelstöckigen Atelier ihren Traum vom Künstlerleben. Am 17. Juli 1999 eröffnete ihr Vater Helmut Malzan in dem ehemaligen Bauernhaus eine kleine Galerie, um seine Kupferkunstwerke auszustellen. „Ich habe es schon als kleines Mädchen geliebt, meinem Vater beim Arbeiten zuzuschauen“, sagt die heute 41-Jährige. Ob kleine Vögel, Segelboote oder Topfpflanzen: Der gelernte Heizungsbaumeister lebte seine Kreativität durch das rotbraune Metall aus. Das notwendige Handwerk brachte er sich selbst bei.

Kupferlöten stand nicht auf dem Uni-Lehrplan

Die Metallkunst ihres 2009 verstorbenen Mannes habe sich in kürzester Zeit herumgesprochen, erinnert sich Brigitte Malzan. Tochter Jana half ihrem Vater und reiste mit ihm durch ganz Deutschland und sogar bis in die Schweiz, um seine Kupferkunst zu präsentieren. Bald kamen immer mehr Auftragsarbeiten hinzu, auch aus der eigenen Familie. „Ich wollte damals gerne ein Ritterschwert aus Kupfer haben“, sagt Jana Putzehl und schmunzelt.

Von Trickfilm-Figuren, einem kupfernen Hans Albers bis zur gigantischen Kupferkanne finden sich etliche Kunstwerke in Jana Putzehls Atelier.

Von Trickfilm-Figuren, einem kupfernen Hans Albers bis zur gigantischen Kupferkanne finden sich etliche Kunstwerke in Jana Putzehls Atelier. Foto: Buchmann

Mit 16 Jahren habe sie dann den Entschluss gefasst, selbst Kupferbildhauerin zu werden. „Ich wollte nie etwas anderes machen“, sagt Jana Putzehl rückblickend. Sie habe zwar ihren Abschluss in Gestaltung an der Fachoberschule Stade abgelegt, ein weiterführendes Studium schien jedoch wenig attraktiv. „Meistens drehte sich dort alles um Gemälde“, sagt Putzehl. Kupferlöten stand hingegen bei niemandem auf dem Lehrplan.

Kupfer-Fledermäuse quer über den Atlantik

Wie ihr Vater vor ihr, arbeitet Jana Putzehl heute als freischaffende Künstlerin. Sie sei dankbar, dass sie von der Kunst leben könne, sagt sie. Die Auftragsbücher seien voll. Neben dem Geschäft in Agathenburg betreibt die Künstlerin zudem seit einigen Jahren einen Online-Shop. Seit kurzem nimmt sie auch Aufträge aus den USA und Australien an. „Dort sind meine Fledermäuse sehr gefragt“, verrät Jana Putzehl.

Die Kupfer-Fledermäuse sind bei Kunden aus den USA derzeit sehr beliebt.

Die Kupfer-Fledermäuse sind bei Kunden aus den USA derzeit sehr beliebt. Foto: Buchmann

Dass sich die Einkaufspreise für Kupfer in den letzten Jahren verdoppelten, habe jedoch keinen Einfluss auf die Kauflust ihrer Kunden. Teilweise nehme sie auch kuriose Aufträge an. „Ein Kunde wollte gerne eine lebensgroße Straßenlaterne, an die ein Mann und ein Hund pinkeln“, sagt Jana Putzehl und lacht.

Ein besonderes Andenken in Grün

Für Stücke aus einem besonderen Material nehmen viele Kunden sogar stundenlange Autofahrten auf sich: Patinakupfer. „Das Kupfer stammt vom 1911 eröffneten Kuppeldach des alten Elbtunnels in Hamburg“, sagt Jana Putzehl. Über Jahrzehnte hatte sich durch Wind und Wetter eine grünliche Schicht auf dem Metall gebildet.

Helmut Malzans Kupfer-Selbst (links) hat bis heute einen besonderen Platz im Atelier seiner Tochter.

Helmut Malzans Kupfer-Selbst (links) hat bis heute einen besonderen Platz im Atelier seiner Tochter. Foto: Buchmann

„Wir haben damals etliche Lkw-Ladungen davon nach Agathenburg bringen lassen“, erinnert sich Brigitte Malzan. Beim Arbeiten mit Patinakupfer muss Jana Putzehl vorsichtig vorgehen: „Beim Löten brennt die Patina weg.“ Besonders beliebt ist das besondere Material etwa für kleine Anker, aber auch Vogelflügel oder Blätter. „Ich bin stolz, dass der Lebenstraum meines Vaters durch mich weiterlebt“, sagt Jana Putzehl. Das lebensgroße Selbstbildnis ihres Vaters hat bis heute einen besonderen Platz in ihrem Atelier.

Das grüne Patinakupfer kommt in etlichen von Putzehls Werken zum Einsatz.

Das grüne Patinakupfer kommt in etlichen von Putzehls Werken zum Einsatz. Foto: Buchmann

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