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Handball

T„Das geht gar nicht“: Erster Weckruf für den Buxtehuder SV

Mit vereinten Kräften: Lin Lück (links) und Isa Ternede gegen Nantke Ackmann.

Mit vereinten Kräften: Lin Lück (links) und Isa Ternede gegen Nantke Ackmann. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de

Der Buxtehuder SV gewinnt sein Testspiel in Buchholz deutlich - und dennoch überwiegt die Unzufriedenheit. Vielleicht kommt sie genau zur richtigen Zeit.

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Von Tim Scholz
Mittwoch, 23.07.2025, 18:20 Uhr

Buchholz. Dirk Leun schafft es nicht oft ins Fußballstadion. Klar, der 61-Jährige trainiert seit Jahren den Handball-Bundesligisten Buxtehuder SV und ist daher an den Wochenenden viel beschäftigt. Doch wenn es sich einrichten lässt, sitzt Leun im Hamburger Millerntorstadion - und schaut ganz genau hin: „Mich fasziniert, wie sich das Geschehen manchmal nur auf einem Sechstel des Feldes abspielt. Das sieht man im Fernsehen gar nicht.“

Auch beim BSV geht es derzeit in der Vorbereitung um enge Räume. Der Verein bereitet sich auf seine 37. Bundesliga-Saison vor und legt dabei den Fokus klar auf die Defensive. Kein Zufall: In der vergangenen Saison stellte der BSV eine der statistisch schwächsten Abwehrreihen der Liga. „Unser Ziel ist eine stabile Deckung“, betont Leun. Doch wie soll das gelingen?

Erster Härtetest gegen Zweitligist Buchholz

Einen ersten Eindruck bot das Testspiel am Dienstagabend beim Zweitligisten HL Buchholz 08-Rosengarten. In blauen Trainingstrikots gewann der BSV souverän mit 35:24 (18:9) - auch, weil die Abwehr zu Beginn hellwach war und viele Ballgewinne in schnelle Tore umgewandelt wurden. Nach den ersten Wochen intensiven Athletiktrainings war das eine erste Standortbestimmung.

Leun nutzte die Partie, um viel zu rotieren, testete die Neuzugänge und veränderte mehrfach die Formation im Innenblock. Doch rundum zufrieden war er nicht. In der zweiten Halbzeit häuften sich vorne technische Fehler, hinten fehlte die Abstimmung - Buchholz kam so besser ins Spiel.

BSV-Trainer überhaupt nicht zufrieden

„Was wir uns in der Deckung vorgenommen hatten, funktionierte die ersten 20 Minuten gut“, sagte Leun. „Es dauert natürlich ein bisschen, ein System zu verstehen und Signale zu erkennen. Mit dem, was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, bin ich sehr unzufrieden, das geht gar nicht.“

BSV-Trainer Dirk Leun.

BSV-Trainer Dirk Leun. Foto: Jan Iso Jürgens

Auch die Spielerinnen haben nach dem Testspiel nichts beschönigt. Nationalspielerin Jolina Huhnstock, die im Innenblock deckt, sagte selbstkritisch: „In der zweiten Halbzeit haben wir viele Absprachen vergessen und waren nicht konsequent genug.“ Außenspielerin Teresa von Prittwitz: „Es fehlt noch viel an Abstimmung und Timing.“

Von Prittiwitz hatte das am eigenen Spiel gemerkt: In der zweiten Halbzeit unterliefen ihr zwei Mal die gleichen Fehler - Leun reagierte und korrigierte sie im laufenden Spiel. „Ich habe mich selbst darüber geärgert“, sagte die 24-Jährige. „Aber vielleicht ist diese Unzufriedenheit gerade gut, um zu erkennen, dass wir gerade erst am Anfang sind.“

Deutlich flexibler verteidigen

Bisher hat der BSV kaum mit Ball trainiert, aber die Richtung ist klar: Es geht darum, ein gemeinsames Abwehrverständnis zu entwickeln. „Wir wollen es den Gegnern nicht so leicht machen wie letzte Saison“, sagt Huhnstock. Das System bleibt eine 6:0-Formation, allerdings flexibler. Der BSV will den Gegner zu Fehlern zwingen und dann mit Tempo umschalten. „Wir wollen kein Start-Stopp und nicht an der Linie kleben, sondern mehr Bewegung.“

Voraussetzung dafür: klare Regeln und Kommunikation. „Wir müssen mehr miteinander reden, uns gegenseitig helfen und emotional hochschrauben“, sagt Huhnstock. Für Leun ist das moderne Abwehrarbeit - ähnlich wie im Fußball: „Es geht darum, Dreiecke zu bilden, Druck auf die Halbpositionen auszuüben und Durchbrüche zu verhindern.“ Und: „Wenn eine nicht mitmacht, funktioniert das ganze System nicht.“ Umso wichtiger sei es, die Abläufe und Regeln jetzt zu verinnerlichen.

Noch bleiben dem BSV mehr als fünf Wochen bis zum Bundesliga-Start. „Das war heute eine erste klare Ansage“, sagt Leun. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Am Freitag, 25. Juli, bestreitet der BSV seinen nächsten Test: Um 17.30 Uhr ist Ligakonkurrent VfL Oldenburg zu Gast in der alten Halle Nord. Tickets gibt es nur an der Tageskasse für 10 Euro (ermäßigt 5 Euro).

BSV-Tore: Nielsen 7/3, Kroepel 5, von Prittwitz 5, Kaufmann 4, Kretschmann 4, Ternede 2, Hampel 2, Frey 2, Huhnstock 2, Lück 1, Dölle 1.

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