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Bremerhaven

T„Das ist Geiselhaft“: Kritik an Hafenblockade durch Bauern-Proteste

Dicht an dicht stehen die Trecker am Mittwoch am Zolltor Weddewarden. Im Hafen wächst das Unverständnis, sollte sich dieses Bild am Freitag wiederholen.

Dicht an dicht stehen die Trecker am Mittwoch am Zolltor Weddewarden. Im Hafen wächst das Unverständnis, sollte sich dieses Bild am Freitag wiederholen. Foto: Scheschonka

Die Hafen-Blockade der Landwirte stößt zunehmend auf Kritik: Die Bredo-Werft rechnet aus, welcher Schaden dem Unternehmen entstanden ist, weil nicht gearbeitet werden konnte oder viele Beschäftigte wegen der Proteste zu spät zur Arbeit kam.

Von Thorsten Brockmann Freitag, 12.01.2024, 16:15 Uhr

Bremerhaven. In Bremerhaven haben Landwirte und ihre Unterstützer am frühen Mittwoch die Zufahrtsstraßen zum Hafen blockiert, den Betrieb der Containerterminals, am Autoterminal und auf Werften behindert. Eurogate und Bremenports äußerten schon am Mittwoch ihr Unverständnis über den „massiven Eingriff in den Hafen“.

„Das ist Geiselhaft“, ärgert sich Bredo-Geschäftsführer Dirk Harms, als am Donnerstag immer mehr die Runde macht, die Landwirte planten für Freitag noch größere Aktionen mit noch weitreichenderen Folgen für die Stadt Bremerhaven, die Autobahn und den Hafen. „Ich kenne niemanden, der das nachvollziehen kann“, sagt Harms.

Bild bei Live-Abstimmung verändert sich

Auch bei der Live-Abstimmung des Online-Portals „Nord24“ dreht sich im Laufe des Tages die Stimmung. Bis zum Abend hatten 13.856 Menschen darüber abgestimmt, ob sie die Proteste der Landwirte nachvollziehen können. Waren es anfangs noch absolute Werte der Zustimmung, sank das Verständnis zum Abend. 51 Prozent der Teilnehmer stimmten dagegen oder konnten sich nicht entscheiden, 49 Prozent der Teilnehmer befürworteten weiterhin die Aktionen.

„Grundsätzlich habe ich Verständnis für die Proteste“, sagt Friedrich Norden, Geschäftsführer der Lloyd Werft. „Aber sie müssen im Rahmen bleiben.“ Sein Kollege Harms von der Bredo-Werft hat den Protesttag schon ausgewertet: Ausgefallen seien auf der Werft Produktionsstunden mit einem Umsatzwert zwischen 40.000 und 50.000 Euro. Etwa der Hälfte der 100 Mitarbeiter sei es unmöglich gewesen, zur Arbeit in den Überseehafen zu kommen. Pünktlich sei niemand bei Arbeitsbeginn gewesen. „Bis zu zwei Stunden“ nennt Harms Verspätungen. Grob geschätzt müssten die Werftarbeiter auf 12.500 Euro Lohn und Gehalt verzichten.

BLG: Mit Kürzungen beim Lohn muss gerechnet werden

Auch die BLG hatte schon im Vorfeld der Proteste der Belegschaft angekündigt, nicht geleistete Arbeitsstunden auch nicht zu bezahlen. „Die Demonstration wird auf dem Rücken der Beschäftigten im Hafen ausgetragen“, ärgert sich Harms. Der gleichen Meinung ist auch Bremenports-Chef Robert Howe. Die Landwirte müssten bei ihren Protesten auch darüber nachdenken. „Das Verständnis für die Belange der Landwirtschaft schwindet enorm in der Hafen- und Logistikwirtschaft.“ Dabei ergänzten sich Hafen- und Landwirtschaft - über die Kajen werde im- und exportiert, was die Landwirte benötigen oder produzierten. „Als Unternehmen kommen wir in Erklärungsnot“, sagt Harms zum „fünfstelligen Euro-Schaden“. Wer die Hafen-Blockade wiederholen wolle, müsse sich die Frage gefallen sein, ob das überhaupt noch rechtlich tragbar sei. „Straßen zu sperren, ist etwas anders als zu demonstrieren“, findet Harms.

Sollten die Proteste am Freitag weitergehen, haben sich die Unternehmen vorbereitet - mit Shuttlebussen, die im Hafen verkehren sollen, um Beschäftigte zu ihren Arbeitsstätten zu bringen. Wer mit dem Auto komme, müsse außerhalb des Hafens parken, die Blockade zu Fuß überwinden und könne danach den Shuttle nehmen. Das, sagt BLG-Sprecherin Tina Allerheiligen, habe schon am Mittwoch für das Autoterminal hervorragend geklappt.

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