TDeichbrand: Wie ein Festival-Besucher zum Lebensretter wurde

Erst ein Bier, dann einen Döner - dann anmelden zum Leben retten. So verlief Tag eins auf dem Deichbrand-Festival 2024 für Renke Ostermann aus Campen (Landkreis Diepholz). Was daraus wurde? Tickets für dieses Jahr - und eine Stammzellspende, die vermutlich ein Leben rettet. Foto: DKMS
Zwischen Bierbude und Konzertbühne lässt sich Renke Ostermann auf dem Deichbrand-Festival bei der DKMS registrieren. Wenig später erhält sein genetischer Zwilling eine zweite Chance auf Leben.
„Ich liege bequem, ich kann mich nicht beklagen“, lautet nicht etwa Renke Ostermanns Lagebericht vom Campingplatz des Deichbrand-Festivals im vergangenen Sommer. Sondern seine Beschreibung davon, wie sich Leben retten anfühlt.
Stammzellenspende
T Lebensretterin: Deichbrand-Fan Christin ist Match für blutkrebskranken Ted
Angeschlossen an ein sogenanntes Apheresegerät bleibt ihm wenig Bewegungsfreiraum. Doch er hält die notwendigen fünf Stunden durch und gibt so einem Menschen die Hoffnung auf eine zweite Lebenschance. Ostermann ist der erste Spender, der aus der Registrierungsaktion der DKMS beim letztjährigen Deichbrand-Festival hervorgegangen ist.
Ostermanns genetischer Zwilling wartet auf Hilfe
Im Juli noch feiert Ostermann gemeinsam mit Freunden das Leben. Fünf Tage lang geht es für den 21-jährigen angehenden Tischler ins Cuxland zum Deichbrand-Festival. Es ist das erste Mal dort für Ostermann, also begibt er sich gleich zu Beginn auf eine Erkundungstour, wie die DKMS mitteilt.
„Auf dem Weg zum Infield haben wir kurz haltgemacht an der Bierbude, dann einen Döner gegessen und dann war die DKMS direkt die dritte Anlaufstelle.“ Eine gute Entscheidung, wie sich nur wenige Monate später herausstellt. Denn Ostermanns genetischer Zwilling wartet auf Hilfe.
„Festival ist der beste Ort für die Registrierung“
Neben ihm entscheiden sich an diesem und den drei folgenden Tagen 1600 Menschen für eine Registrierung als potenzieller Stammzellspender. Das Team vor Ort achtet laut DKMS auf gut überlegte und aufgeklärte Entscheidungen – trotz der Sommerstimmung und des Bieres.
Ein Rückzieher würde zum späteren Zeitpunkt niemandem helfen. Weil die Aktion 2024 ein Erfolg war, wird die DKMS auch dieses Jahr auf dem Deichbrand (17. bis 20. Juli) sein und fragen: „Are You A Match?“

Renke Ostermann bei einem Konzert des Deichbrand-Festivals im vergangenen Jahr, kurz nachdem er sich bei der DKMS registriert hatte. Foto: privat
In Ostermanns Augen: genau richtig. „Ich würde behaupten, ein Festival ist der beste Ort für die Registrierung. Ohne Bezug im persönlichen Umfeld hätte ich es wahrscheinlich versäumt, mir ein Registrierungsset nach Hause zu bestellen.“
Vor Ort ist alles schnell erledigt. „Das hat vielleicht fünf Minuten gedauert. Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein. Das hat mich gecatcht und war easy.“ Weil es so einfach geht, lassen sich auch Ostermanns Freunde registrieren. „Da war kein Zögern. War klar, dass das was Gutes ist.“ Dann ist das Deichbrand vorbei - fürs Erste.
Kurz nach dem Deichbrand-Festival bekommt Renke Ostermann Post
Doch vergessen kann Ostermann es nicht. Nur wenige Wochen später flattert der erste Brief der DKMS ins Haus. Ostermann kommt als Spender für eine an Blutkrebs erkrankte Person infrage. Er lässt sich beim Hausarzt Blut abnehmen, aber glaubt noch nicht daran.
Nachbarkreise
T Deichbrand: Zieht das Festival um?
„Wie wahrscheinlich ist das schon, dass das so schnell klappt?“ Als erneut die Zusage kommt, ist er bei einem Volleyballturnier. „Da hab ich mich dann wirklich gefreut. Das war schon ein kleines Glücksgefühl.“
Gründlicher Check vor der Spende
Bevor es losgehen kann, muss Ostermann durchgecheckt werden. Ärztliches Personal prüft, ob er fit genug ist für die Spende. Ein Prozedere, das Renkes Mutter Andrea Ostermann sehr beruhigt. Als sie ein paar Wochen später neben ihrem Sohn bei der tatsächlichen Stammzellspende sitzt, ist sie laut DKMS total entspannt.
„Wann machen das denn die jungen Leute sonst, sich einmal komplett durchchecken zu lassen? Ich finde das super, er ist ja fit.“
Fünf Stunden dauert die Prozedur
Die Stammzellen werden Renke Ostermann über das periphere Blut entnommen. Fünf Stunden lang ist er am Spendentag an das Apheresegerät angeschlossen, das die Stammzellen aus seinem Blut filtert.
Obwohl er dafür die ganze Zeit eine feine Nadel in jedem Arm hat, lautet sein Fazit: „Ich kann nur jedem empfehlen, sich registrieren zu lassen. Spenden ist noch einfacher, als ich mir das vorher vorgestellt habe.“ (pm/NZ)