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TDeichschutz: Warum Schäfer Reuscher Krautsand schon wieder verlässt

Nach der zweiten Saison ist Schluss auf Krautsand: Schäfer Daniel Reuscher verlässt die Elbhalbinsel mit seiner Herde und den Hunden im November.

Nach der zweiten Saison ist Schluss auf Krautsand: Schäfer Daniel Reuscher verlässt die Elbhalbinsel mit seiner Herde und den Hunden im November. Foto: Knappe

Nach gerade einmal zwei Jahren wird Schäfer Daniel Reuscher Krautsand und Asselersand verlassen. Dass der junge Schäfer seine Herde abzieht, hat verschiedene Gründe.

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Von Katja Knappe
Montag, 06.10.2025, 11:50 Uhr

Krautsand. Im März 2023 machte sich der damals 25-jährige Schäfer Daniel Reuscher aus Winsen/Luhe selbstständig und kam mit seiner Schäferei - 500 Schafe und sechs Hunde - nach Krautsand. Im Auftrag des Deichverbands Kehdingen-Oste pflegte er hier in der Saison jeweils 20 Kilometer Deich.

Oberdeichgraf: „Er hat definitiv zu wenig Schafe“

Im November wird Reuscher die Elbinsel mit seiner Herde wieder verlassen. Der Deichverband war nicht zufrieden mit der Pflege der Grasnarbe. „Er hat definitiv zu wenig Schafe. So wie es jetzt war, geht es nicht“, bedauert Oberdeichgraf Dr. Albert Boehlke.

Der Deichverband schließt Verträge mit den Schäfern und zahlt ihnen Prämien dafür, dass ihre Tiere die Grasnarbe auf den Deichen kurz halten und durch ihre kleinen Hufe verfestigen. Schafe gelten nach wie vor als die besten Deichpfleger.

Daniel Reuscher weiß, dass die Zahl seiner Schafe nicht ausreicht für 20 Kilometer Deichlinie. Neun Kilometer sind es am neuen Deich auf Krautsand und Asselersand sowie elf Kilometer am alten Deich. Im Vorjahr verlor er rund 50 Tiere durch die Blauzungenkrankheit. „Um den Deich vernünftig nach den Vorstellungen des Deichverbands zu pflegen, bräuchte ich das Doppelte an Schafen, eher 1000 und ein paar mehr.“

Die Herde von Daniel Reuscher ist zu klein für den Deichpflege-Job. Vergrößern will er nun doch nicht mehr.

Die Herde von Daniel Reuscher ist zu klein für den Deichpflege-Job. Vergrößern will er nun doch nicht mehr. Foto: Knappe

Im Vorjahr habe er noch geplant, seine Herde zu vergrößern. Er behielt die weiblichen Lämmer, veräußerte nur Bocklämmer und kaufte einige Tiere dazu. Gut 600 habe er aktuell, sagt Reuscher. Für den Job auf Krautsand hätte er die Herde aber weiter vergrößern müssen. Dann habe er sich aber „doch lieber entschieden, das nicht zu machen und zu kündigen“.

Für eine größere Herde wäre mehr Personal nötig

Der Grund: Er betreibt seine Schäferei alleine, seine Partnerin Merle Kleymann, die noch studiert, unterstützt ihn nach Kräften dabei. „Doch wenn wir erheblich mehr Schafe hätten, müssten wir jemanden einstellen, um das arbeitstechnisch zu schaffen. Das wären enorme Kosten, und es ist sowieso schwer, jemanden dafür zu finden.“

Außerdem „hat man ja auch selber einen Anspruch, wie mit den Tieren umzugehen ist, dass die Schafe vernünftig gepflegt und eingezäunt werden“, sagt Reuscher. Bei einer größeren Herde müsste mehr Wasser transportiert werden, auch die Zäune müssten dann teils zweimal täglich umgesetzt werden, was sehr arbeitsaufwendig sei.

Wenn das Gras nach Scheiße schmeckt

„Wenn das Gras nach Scheiße schmeckt, mögen die Schafe es nicht. Wenn sie Hunger haben, fressen sie es zwar, aber das ist dann doch mein Anspruch, so etwas meinen Schafen nicht zuzumuten“, sagt Reuscher.

Problematisch am alten Deich findet der Schäfer auch, dass Bürger dort traditionell gerne Rasen- und Grünschnitt abladen würden. Da müsse er immer aufpassen, denn feiner Grasschnitt könne tödlich für Schafe sein: „Er verklebt im Magen zu einem Klumpen und dann funktioniert das Widerkäuen nicht mehr. Das Schaf kann den Klumpen dann nicht mehr hochbringen“, erläutert Reuscher.

Er will die Deiche auf Krautsand und Asselersand noch einige Wochen zu Ende pflegen und dann im November mit seinen Tieren zurück nach Winsen/Luhe gehen. „In der Heimat ist es doch am schönsten“, findet er.

Zwar bekam er im Sommer 2024 vom Deichverband eine Unterkunft in Barnkrug gestellt. Dort übernachtete er aber nur während der Lammzeit, also vor allem im März, April. In dieser Zeit muss der Schäfer bei einigen Tieren Geburtshilfe beim Lammen leisten, vor allem wenn die Lämmchen nicht richtig vor dem Geburtskanal liegen oder junge Mutterschafe zu unerfahren sind.

Ansonsten zog es den 27-Jährigen abends immer in die Heimat. „Im Moment fahren wir jeden Tag nach Hause.“ Das Pendeln koste pro Strecke mit dem Auto eine Stunde Zeit, mit dem Trecker bis zu zwei Stunden.

Reuscher macht in der Heimat weiter

Reuscher will in seiner Heimat weiterhin seine Schäferei betreiben und dort mit seiner Herde auch Deichpflege betreiben, „aber in kleinerem Rahmen“. Und er werde auch mehr Landschaftspflege in der Fläche machen - da geht es um Flächen für den Naturschutz, die vor Verbuschung geschützt werden sollen. Dafür hat er auch einige Heidschnucken, die besonders gerne Buschwerk fressen.

Reuscher hat während seiner Zeit auf der Elbhalbinsel nicht nur bei seinen Schafen Nachwuchs bekommen. Auch seine Herdenschutzschutzhunde haben dieses Jahr wieder Welpen bekommen, vier an der Zahl. Der Deichverband Kehdingen-Oste will jetzt wieder einen neuen Schäfer für die nächste Saison verpflichten.

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