TDepot-Insolvenz: Das ist die Schließungsliste – Filialen auch im Landkreis

Der Einzelhändler ist in Innenstädten und Shopping-Centern zu finden, nun ist bekannt, welche Filialen schließen müssen. Foto: Alicia Windzio/dpa
Kunden löchern Mitarbeiter - der Deko-Händler stellt sich neu auf, zahlreiche Geschäfte werden geschlossen. In Dollern und Stade geht es weiter - vorerst.
Niedernberg/Landkreis. Der insolvente Deko-Händler Depot schließt bis Jahresende mindestens 27 Filialen deutschlandweit. Das sagte der Geschäftsführer des Einzelhandelsunternehmens, Christian Gries, der Deutschen Presse-Agentur. 17 seien bereits dichtgemacht worden. Das Filialnetz schrumpft damit auf 285 Geschäfte. Voraussichtlich werden noch weitere geschlossen.
Von der aktuellen Schließungsliste ausgenommen sind derzeit die noch verbliebenen Depot-Standorte außerhalb von Großstädten in Dollern, Stade sowie in Cuxhaven. In Dollern betreibt Depot eine Filiale im Modehaus Mohr. Dort ist die Verkaufsfläche nach einem Räumungsverkauf in der Insolvenzkrise nach Umbauten wiedereröffnet worden. In Stade führt das Marktkauf-Center an der B73 Deko-Artikel von Depot.
Depot-Insolvenz: Diese weiteren Filialen werden geschlossen
In Bremerhaven ist die Depot-Filiale im Columbus-Center bereits im Februar dieses Jahres geschlossen worden. Nun folgt bundesweit auch das Aus für Standorte in der Hamburger Meile in Hamburg-Mundsburg, in Leer, auf Sylt (Westerland), in Übach-Palenberg, Stuttgart Hauptbahnhof, Schweinfurt Stadtgalerie, Neunkirchen, Peine, Flensburg (Holm), Berlin (Spandau Arkaden und Lindencenter), Wadgassen, Schongau, Stein (Forum), Schönebeck, Ahlen, Dortmund, Kassel, Lingen, Bornheim, Wuppertal (Werth), Donauwörth, Düsseldorf (KöBogen II), Neu-Isenburg, Frankfurt (Skyline Plaza), Sandersdorf-Brehna und Essen.
Weitere 25 Läden könnten folgen, wenn die aktuellen Vermieter dem Deko-Hersteller keine Zugeständnisse machen. Das berichtete zuletzt die „Lebensmittel Zeitung“. Bis Jahresende solle weitere Klarheit herrschen. Die Verhandlungen mit einigen Vermietern laufen noch. „Läden, mit denen wir kein Geld verdienen, werden wir konsequent schließen“, sagte Gries.
Die Insolvenz in Eigenverwaltung der Kette soll dem Bericht zufolge bis Ende des ersten Quartals 2025 abgeschlossen sein.
Wie Depot in Finanznöte geriet
Die meisten betroffenen Mitarbeitenden sollen in andere Filialen versetzt werden. Etwa 50 der zuletzt noch insgesamt 3.350 Beschäftigten verlieren mit der geplanten Schließung der 27 Filialen demnach ihren Job. In der Unternehmenszentrale im unterfränkischen Niedernberg sei die Zahl der Mitarbeiter seit Anfang des Jahres von rund 650 auf 500 verringert worden, heißt es.
Depot ist eine Tochter der Gries Deco Company (GDC). Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hatte das Unternehmen im Juli Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt.
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Ziel ist es nach Firmenangaben, bis spätestens Mitte 2025 wieder in den Regelbetrieb übergehen zu können. Laut Gries hatte Depot während und nach der Corona-Zeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen. „Die Lager waren voll, aber die Ware konnte nicht abfließen, weil die Läden geschlossen waren. Deshalb haben wir Probleme bekommen beim Umsatz.“ Weil Lieferketten nicht funktioniert hätten, sei Weihnachtsware erst im Januar gekommen.
Marktforscher: Kunden sparen bei langlebigen Gebrauchsgütern
Die Rahmenbedingungen haben sich für Händler laut Gries verändert. Rohstoffpreise, Nebenkosten, Containerraten und Mieten seien stark gestiegen. Die Frachtkosten hätten sich innerhalb eines halben Jahres verzehnfacht. So sei es kaum möglich, das bisherige Geschäftsmodell rentabel zu betreiben. Gries räumt jedoch auch Fehler ein. Man habe nicht nur unnötige Überbestände in den Lagern aufgebaut. „Wir haben zu spät gemerkt, dass viele Kunden unter der hohen Inflation ein verändertes Kaufverhalten an den Tag legen.“
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Der Einrichtungsfachhandel leidet besonders unter der schlechten Konsumstimmung. Bei langlebigen Gebrauchsgütern kaufen viele Haushalte nur zurückhaltend ein, sagt Sabine Frühwald, Konsumexpertin beim zu YouGov gehörenden Marktforscher Consumer Panel Services GfK. Die Zahl der Käuferhaushalte sei im Vergleich mit 2019 um eine Million zurückgegangen. Der Umsatz der Einrichtungsfachhändler lag im ersten Halbjahr 2024 knapp 14 Prozent niedriger als fünf Jahre zuvor.
Eine kürzlich durchgeführte, repräsentative Appinio-Umfrage zeigt: Zwei Drittel der Kunden geben an, derzeit weniger Produkte aus dem Bereich Haushalt, Möbel und Einrichtung zu kaufen, da sie es sich nicht mehr leisten könnten.
Gries: „Wir müssen besser werden“
Depot und andere Einzelhändler verloren auch Marktanteile an stark expandierende Non-Food-Discounter wie Action. Weitere Konkurrenz gibt es durch Portale wie den chinesischen Online-Marktplatz-Temu. Gries beklagt dadurch Wettbewerbsnachteile für europäische Händler. „Wir halten die Standards ein und haben eigene Abteilungen für Qualitätssicherung und Lieferkettengesetz. Wenn wir einen Tisch verkaufen, müssen wir nachweisen, in welcher Region der Baum geschlagen wurde.“
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Was will Gries künftig anders machen? „Wir müssen besser werden, uns mit einem überraschenden Produkt- und Preismix abheben und wieder mehr Erlebnisshopping bieten.“ Fortsetzen möchte man das „Rooms“-Konzept, bei dem kleine Depot-Shops in größere Flächen anderer Händler integriert sind. Knapp 150 davon in Rewe-, Toom- und Edeka-Märkten, wie beispielsweise Marktkauf in Stade oder Mohr in Dollern, bleiben bestehen. Andere, wie unter anderem bei Kaufland, wurden geschlossen.
Nach eigenen Angaben erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 390 Millionen Euro. Aktuelle Zahlen zu Gewinn oder Verlust nannte Gries nicht. Auch im deutschsprachigen Ausland betreibt Depot Geschäfte. In Österreich verringerte sich das Filialnetz, ebenfalls im Zuge einer Insolvenz, in diesem Jahr von 49 auf 29 Filialen. In der Schweiz sind es 34.
Das Handelsunternehmen Migros war 2012 mehrheitlich bei der GDC eingestiegen. Danach expandierte die Deko-Kette stark. Zeitweilig gab es mehr als 500 Filialen. 2019 kaufte Gries das Unternehmen vollständig zurück. Seit diesem Jahr ist er wieder Geschäftsführer. (dpa)