TDer Fußball-Romantiker will jetzt für D/A Tore schießen

Jelldrik Dallmann gehörte in der USA zu den besten College-Spielern der vergangenen Jahre. Foto: Archivfoto/Lipscombe University
Dieser Stürmerwechsel kommt überraschend. D/A verpflichtet eine neue Offensivkraft und löst den Vertrag mit einem Arrivierten vorzeitig auf. Das sind die Hintergründe.
Drochtersen. Jelldrik Dallmann bezeichnet sich als „Fußball-Romantiker“. An einem Freitagabend sieht er das Flutlichtspiel zwischen D/A und dem SV Meppen im Kehdinger Stadion. Der Duft von Bratwürsten wabert durch die Zuschauerreihen, die Leute pöbeln, die Spieler auf dem Rasen grätschen. Das hat Dallmann vermisst.
Der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel hat mit Jelldrik Dallmann (24) einen neuen Mittelstürmer verpflichtet. Dies gab der Verein am Dienstag bekannt. Dallmann kehrt nach fünf Jahren in den USA zurück nach Deutschland und soll D/A sofort verstärken.
Dallmann hinterlässt beim Probetraining Eindruck
Der Kuhstedter hat fast ein Jahr lang keinen Ball am Fuß gehabt. Bis zum Probetraining bei D/A. Zwei Wochen lang kickte er bei den Regionalligafußballern mit und hat dabei offenbar Eindruck hinterlassen. „Ich habe auf Soccer keine Lust mehr. Auf Fußball schon“, sagt Dallmann.
Beides meint eigentlich das Gleiche. Und doch unterscheidet sich der amerikanische Fußball vom deutschen erheblich. In den USA, erzählt Dallmann, legen sie Wert auf Kraft, Ausdauer und Dynamik. In Deutschland zudem auf Technik und Taktik.
Dallmann saß im Flieger, jettete durch ganz Nordamerika. Heute Miami, morgen New York. Er wurde zuletzt in Seattle wie ein Fußballprofi behandelt. Alles ist größer in den USA. Selbst für College-Teams, für die Dallmann gespielt hat, fließen Millionen und Aber-Millionen Dollar. Da fehlt ein wenig die von Dallmann so geliebte Romantik. Er unterschreibt also bei D/A. „Die Leute leben den Verein. Da hab ich Bock drauf“, sagt er.
D/A-Trainer: „Strafraumspieler mit Torinstinkt“
„Mit Jelldrik gewinnen wir einen dynamischen und abschlussstarken Spieler, der durch seine Zeit in den USA wertvolle Erfahrung gesammelt hat. Wir sind überzeugt, dass er eine Bereicherung für unser Team wird“, sagt D/A-Sportdirektor Sören Behrmann. Trainer Oliver Ioannou: „Er kann ein unbequemer Spieler sein.“ Dallmann sei ein Strafraumspieler mit Torinstinkt.
Dallmann lebt in Kuhstedt bei Gnarrenburg mit Freunden in einer WG und wurde beim JFV A/O/B/H/H ausgebildet. Während seines Studiums in den USA spielte er erfolgreich für mehrere amerikanische Universitäts-Teams. Er schloss sein Studium der Finanzen mit dem Mastertitel ab und arbeitet in Hamburg für ein Logistikunternehmen.
Dallmann freut sich in Drochtersen auf „die geile Truppe“. Er hätte in den USA in Zweitvertretungen von MLS-Soccer-Teams für gutes Geld spielen können. In den ersten Mannschaften dieser Clubs sind Weltstars wie Messi und Suarez unterwegs. Weil diese Teams aber nur sieben Plätze mit internationalen Spielern besetzen dürfen, „war kein Platz für Jelldrik Dallmann aus Kuhstedt“.
Dallmanns Spielweise erinnert an Schmiederer
D/A bekommt einen 1,93 Meter großen Stürmer, der an Thomas Müller oder Peter Crouch erinnert. Oder an den Ex-Drochterser Felix Schmiederer, um näher bei D/A zu bleiben. Kopfballstark, unorthodox. Welches sind seine Stärken? „Ich schieße Tore“, sagt Dallmann.
Tore sollte bei D/A eigentlich Moritz Göttel schießen. Wie Vereinschef Rigo Gooßen mitteilte, wurde der noch bis zum 30. Juni 2026 laufende Vertrag mit Göttel mit sofortiger Wirkung aufgelöst. „Leider hat es in dieser Saison nicht gepasst, beide Seiten hatten es sich anders vorgestellt“, sagt Gooßen.

Stürmer Moritz Göttel und D/A lösen überraschend den langfristigen Vertrag auf. Foto: Struwe
Der heute 31-jährige Göttel wechselte als Torschützenkönig der Saison 22/23 von Borussia Hildesheim nach Drochtersen. In der laufenden Saison erzielte Göttel in 18 Pflichtspieleinsätzen drei Treffer. Allerdings stand er zuletzt nur selten in der Startelf. In der Vorsaison erzielte er 15 Treffer, spielte aber fast doppelt so viel.
Göttel verliert die Freude am Fußball
Göttel, Gooßen und Behrmann einigten sich kurz vor dem Jahreswechsel auf die Vertragsauflösung. Göttel sagt selbst, er habe Chancen liegen lassen. Dass er nicht zufrieden war mit seinen Spielanteilen. Dass Trainer Ioannou nicht mehr auf ihn setzte. Dass ihm die Freude abhanden gekommen sei. Er wollte nicht mehr zum Training gehen, nur „um seine Arbeit zu verrichten“.
Fußball-Regionalliga
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Verstanden habe er vieles nicht. Aber die Wege trennen sich, „bevor es dreckig wird“, sagt Göttel. Es gehe nicht um einen Einzelnen, es gehe immer um die Mannschaft. Die Trennung, so Göttel, sei sehr professionell gelaufen.
Wenige Stunden nach dem Gespräch mit der Vereinsführung setzt Göttel in den sozialen Medien einen Post ab. „D/Anke für die schöne Zeit“, schreibt er. Göttel sagt, er wolle mit seiner Frau in der Region bleiben. Die beiden bauen sich hier eine berufliche Existenz auf.
Mit dem Fußball will der 31-Jährige noch nicht aufhören. Göttel wartet die Anfragen ab.