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Bundestagswahl

TDer Tag danach: So gehen die Parteien im Kreis mit dem Wahlergebnis um

CDU-Siegerin Vanessa Zobel strahlte am Wahlsonntag, während bei der SPD um Direktkandidatin Frauke Langen (ganz rechts) schon versteinerte Mienen zu sehen waren.

CDU-Siegerin Vanessa Zobel strahlte am Wahlsonntag, während bei der SPD um Direktkandidatin Frauke Langen (ganz rechts) schon versteinerte Mienen zu sehen waren. Foto: Bick/Wisser

Drei Sieger, eine grüne Partei mit blauem Auge und zwei Verlierer - das ist die Bilanz der Bundestagswahl in der Region. Die Reaktionen fallen entsprechend vielfältig aus.

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Von Lars Strüning
Montag, 24.02.2025, 20:00 Uhr

Wahlsieger 1, die CDU. Richtig berauschend im historischen Vergleich ist das Abschneiden nicht, aber die CDU stellt wahrscheinlich den nächsten Kanzler und mit Vanessa Zobel aus Bremervörde und Christoph Frauenpreiß aus Cuxhaven auch die beiden direkt gewählten Abgeordneten aus den beiden Stader Wahlkreisen. Damit ist CDU-Kreisvorsitzende Melanie Reinecke aus Stade „total zufrieden“. Sie sagt aber auch: „Mehr geht immer.“

Melanie Reinecke, Landtagsabgeordnete aus Stade.

Melanie Reinecke, Landtagsabgeordnete aus Stade. Foto: Bilderprofi/Angela Reidies

Melanie Reinecke: „Ich bin total stolz auf die CDU.“

Reineckes Blick auf die Wahl ist abgewogen: Hier die tolle Wahlbeteiligung, da die guten Ergebnisse von AfD und Linke, die ihr gar nicht schmecken. Die beiden CDU-Kandidaten hätten einen grandiosen Job gemacht, Frauenpreiß habe als Neuling den amtierenden Amtsinhaber Daniel Schneider (SPD) geschlagen, das Ergebnis von Vanessa Zobel, ebenfalls Neuling, sei „ein Hammer“. Reinecke: „Ich bin total stolz auf die ganze CDU.“ Jetzt gehe es darum, schnell eine handlungsfähige Regierung auf die Beine zu stellen.



Wahlsieger 2, die AfD
. Mit 60 Männern und Frauen habe die AfD ihr gutes Abschneiden gefeiert, sagt Kreispressesprecher Helmut Wiegers. Er sieht, dass die AfD auf dem Land stärker abschneidet als in den Städten, verweist aber auch auf die Hochburgen in Stade wie Hahle, Haddorf, Wiepenkathen oder Ottenbeck. Besonders freue ihn das gute Ergebnis in Harsefeld.

Helmut Wiegers von der AfD.

Helmut Wiegers von der AfD. Foto: Archiv

Wiegers: „Proteste haben die AfD nur stärker gemacht.“

Die Proteste gegen die AfD hätten die Partei nur stärker gemacht. Sie zähle jetzt kreisweit knapp 200 Mitglieder, so Wiegers. Die Menschen machten es nicht mehr mit, wenn Straßen kaputt sind, Bahnen oder Post zu spät kommen. Das Einzige, was den AfD-Trend stoppen könnte, sei „eine Änderung des politischen Kurses“.

Benjamin Koch-Böhnke-Linke (Linkspartei) aus Buxtehude.

Benjamin Koch-Böhnke-Linke (Linkspartei) aus Buxtehude. Foto: Martin Elsen

Wahlsieger 3, die Linke. Wie ein Phoenix aus der Asche schoss die Partei in den vergangenen Wochen nach oben. Das freut ihren Kreisvorsitzenden und Bundestagskandidaten Benjamin Koch-Böhnke aus Buxtehude: „Es war wunderbar.“ Von seiner Fraktion im Bundestag verlangt er eine konsequente, soziale Opposition, um der wahrscheinlichen schwarz-roten Koalition „ordentlich Dampf zu machen“. Das gute Ergebnis von Sonntag sei ein starkes Fundament für eine erfolgreiche Kommunalwahl im Herbst nächsten Jahres.


Die Partei mit dem blauen Auge, die Grünen.
Gemessen am Absturz von SPD und FDP sind die Grünen als dritter Ampelpartner noch glimpflich aus der Wahl herausgekommen. „Wir haben angesichts der Großwetterlage relativ gut abgeschnitten“, sagt Kreissprecher und Bundestagskandidat Joachim Fuchs aus Buxtehude. Er habe dennoch mehr erwartet, angesichts neuer Mitglieder und eines engagierten Wahlkampfs.

Fuchs: „Mit Menschen im Gespräch bleiben.“

Die vielen motivierten Mitglieder seien auch eine gute Basis für den Kommunalwahlkampf. Die Zeit zwischen den Wahlen will er nutzen, um mit den Menschen im Gespräch zu bleiben. Fuchs: „Wir müssen auch außerhalb des Wahlkampfs präsent sein.“

Er ist gespannt, ob bei der CDU in Regierungsverantwortung die Brandmauer gegenüber der AfD bestehen bleibt und ob in Sachen Klimaschutz die Zeit vollständig zurückgedreht wird. Da sollte die Fraktion im Bundestag ein Auge drauf haben - und der SPD den Rücken stärken.

Wahlverlierer 1, die SPD. „Wir sind schon sehr enttäuscht“, sagt Corinna Lange aus Deinste als Co-Vorsitzende der SPD im Landkreis Stade. „Wir haben alles gegeben, aber der Frust auf die Ampel war zu groß“, analysiert sie. Auf lokaler Ebene werde das Wahlergebnis keine Konsequenzen haben, Frauke Langen sei die richtige Kandidatin gewesen, sie liege deutlich über Landes- und Bundesdurchschnitt.

Corinna Lange, SPD-Landtagsabgeordnete.

Corinna Lange, SPD-Landtagsabgeordnete. Foto: privat

Lange: „Nicht die Seele der Partei verkaufen.“

Positiv nimmt sie die gute Zusammenarbeit mit den Genossen aus dem Landkreis Rotenburg mit. Jetzt hofft sie, dass die SPD in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU „nicht ihre Seele verkauft“, sondern selbstbewusst auftrete. Die SPD-Mitglieder im Unterbezirk Stade treffen sich am 29. März in der Seminarturnhalle, dann wird die Wahl aufgearbeitet und die ersten Weichen Richtung Kommunalwahlkampf gestellt.

Wahlverlierer 2, die FDP. Wenig Gutes kann die FDP-Kreisvorsitzende Hilke Ehlers der Wahl von Sonntag abgewinnen: „Der Frust ist groß.“ Die Liberalen müssten sich jetzt im Bund neu aufstellen und die richtigen Themen besetzen. Ihres wäre das Thema Freiheit. Unangenehm überrascht ist sie vom Abschneiden der Linke. Und mit der AfD müsse ein neuer Umgang gefunden werden.

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