TDeutsche und Franzosen: Welche Klischees stimmen - und welche nicht

Eine üppige Käseauswahl ist typisch für Frankreich. Die Franzosen sind Europameister im Käseverzehr. Foto: Pixabay
Seit 40 Jahren pflegen Menschen aus Buxtehude und Blagnac Freundschaften. Sie kennen die jeweiligen Eigenarten. Mögen Franzosen tatsächlich keine Fremdsprachen, lieben aber Käse?
Buxtehude. Frankreich gilt als das Land von Baskenmützen und Käse. Aber halten die gängigen Klischees über unser Nachbarland einer Realitätsprüfung stand? Einer, der es wissen muss, ist Max Baumgarten (76), Vorsitzender des Deutsch-Französischen Freundschaftskreises (DFFK) in Buxtehude. Der Verein ist Motor der Städtepartnerschaft zwischen Buxtehude und Blagnac, die seit 40 Jahren besteht.
25 Jahre lang hat Max Baumgarten deutsche Weine auf der jährlichen Winzermesse in Blagnac ausgestellt - als einziger Deutscher unter 50 Erzeugern. Trinken Franzosen nur französische Weine? Ein Vorurteil, dass nicht stimmt. „Die Franzosen in Blagnac waren aufgeschlossen für deutsche Weine“, antwortet der DFFK-Vorsitzende.
Das fällt Deutschen zu Frankreich ein
Baguette, Wein und eine delikate Käseauswahl - das fällt Deutschen sofort zu Frankreich ein. Und damit liegen sie richtig. „Kulinarik spielt in Frankreich eine wesentlich wichtigere Rolle als bei uns“, sagt Max Baumgarten. Die Weltkulturorganisation Unesco hat die französische Küche im Jahr 2010 zum Weltkulturerbe ernannt.
Wenn ihre Freunde aus Blagnac in Buxtehude zu Gast sind, bedienen die deutschen Gastgeber das Klischee. „Wir versuchen, mitzuhalten“, sagt Max Baumgarten. Lachsröllchen, Quarkdips, Salate - alles selbstgemacht. Bei einem Büffet in der Begegnungsstätte Hoheluft jedenfalls seien die französischen Gäste schwer beeindruckt gewesen.
Kein Vorurteil: Franzosen lieben Käse
Franzosen essen sehr viel Käse - das stimmt! Laut dem Statistikportal Statista verzehrten Franzosen im Jahr 2022 pro Kopf rund 27,4 Kilogramm Käse. Damit ist Frankreich Spitzenreiter in der EU. Deutschland liegt auf dem vierten Rang - 24,6 Kilogramm Käse im Jahr isst jeder Deutsche.
Ein andere Behauptung hält sich hartnäckig: Franzosen mögen keine Fremdsprachen. Wenn das je so gewesen sei, habe sich das mit den jüngeren Generationen verändert, sagt Max Baumgarten. Aber welche Sprache sprechen die Freunde aus Buxtehude und Blagnac bei ihren Begegnungen? „Sie lassen uns Deutsche lieber Französisch sprechen, als selbst Deutsch zu reden“, antwortet der Buxtehuder.
Das hat es mit der Baskenmütze auf sich
Und ist die Baskenmütze wirklich eine typisch französische Kopfbedeckung? Max Baumgarten verweist auf ein satirisches Video auf dem You-Tube-Kanal des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte. „Es tragen wohl mehr Lehrer aus Deutschland bei ihrem Besuch in Frankreich eine Baskenmütze als Franzosen“, sagt er und lacht.
Seit 40 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen Buxtehude und Blagnac. Aus diesem Anlass ist eine Delegation aus Blagnac an diesem Wochenende zu Besuch in Buxtehude. Nach Angaben der Stadt Buxtehude gibt es rund 2300 deutsch-französische Städtepartnerschaften bundesweit.
So feiert Buxtehude die Partnerschaft
Das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Blagnac feiert die Stadt Buxtehude mit einem öffentlichen Festakt am Sonntag, 4. Mai, 15 Uhr, auf der Halepaghen-Bühne, Konopkastraße 5.
Am 6. Juni 1985 wurden die Partnerschaftsurkunden im Rahmen der Feierlichkeiten zum Stadtgründungsjubiläum in Buxtehude und knapp vier Monate später am 1. Oktober 1985 in Blagnac unterzeichnet.

Das Bild zeigt den Moment der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden 1985 in Blagnac. Buxtehudes Stadtdirektor Christian Hermann (links) und Bürgermeister Uwe Hampe (Mitte) sitzen mit dem Bürgermeister von Blagnac, Jacques Puig, am Tisch. Foto: Hansestadt Buxtehude
Ein Jahr älter ist der DFFK in Buxtehude. Gegründet wurde der Verein am 7. Juni 1984. Heute hat er 60 Mitglieder, die große Mehrheit von ihnen im Rentenalter.
Jugendliche aus Deutschland und Frankreich bringen zwei Buxtehuder Schulen zusammen: Die Halepaghen-Schule hat zwei Partnerschulen in Blagnac und eine in Arras. Zudem betreibt das Gymnasium Süd einen Schüleraustausch mit einer Schule in Blagnac.

Die Partnerschaft Buxtehudes mit Blagnac hat viel mit dem Flugzeugbauer Airbus zu tun. Das Foto aus 2022 zeigt eine Gruppe aus Buxtehude und französische Gastgeber bei einem Besuch im Aeroscopia Luftfahrtmuseum in Blagnac. Foto: DFFK
Dass eine Partnerschaft mit Blagnac entstand, habe viel mit dem Flugzeugbauer Airbus zu tun, sagt Max Baumgarten. Die französische Kleinstadt mit 27.000 Einwohnern liegt unmittelbar bei Toulouse, wo sich die Konzernzentrale befindet. Airbus betreibt Werke in Blagnac und in Buxtehude. Wie eng der Flugzeugbauer mit der Städtepartnerschaft verbunden war, zeigt das: „Man konnte früher mit Airbus von dem Werk in Hamburg-Finkenwerder nach Blagnac fliegen“, erinnert sich Max Baumgarten.
Heute reisen die DFFK-Mitglieder im Linienflugverkehr nach Frankreich. Auf eigene Kosten - die Stadt Buxtehude unterstützt den Verein mit 1000 Euro im Jahr. In ungeraden Jahren reisen die Buxtehuder, meist 20 bis 30 Personen, nach Blagnac. In geraden Jahren besucht der Partnerverein Amicale franco-allemande Blagnac die Freunde in Buxtehude. Das geht seit 1985 so und soll noch lange weitergehen.

Das Foto aus dem Jahr 2022 zeigt den DFFK-Vorsitzenden Max Baumgarten (Mitte, graues Sakko) mit Vereinsmitgliedern aus Buxtehude und Gastgebern aus Blagnac bei einem gemeinsamen Ausflug in der Altstadt von Toulouse. Foto: DFFK
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