Dezember-Gehalt: Das ändert sich in diesem Monat für alle

Eine nachträgliche Steuererleichterung sorgt dafür, dass Arbeitnehmern im Dezember mehr von ihrem Gehalt übrigbleibt. Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa
Viele dürften sich beim Blick auf den Lohnzettel wundern: Da stimmt doch was nicht? Doch, tut es. Darum bleibt mehr Gehalt übrig.
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Landkreis. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich im Dezember auf etwas mehr Nettogehalt freuen - und das ganz ohne Gehaltserhöhung oder Weihnachtsgeld. Der Grund ist vielmehr eine rückwirkende Steuererleichterung, die der Bundesrat Ende November bewilligt hat. Damit wurde der sogenannte Grundfreibetrag zum 1. Januar 2024 um 180 Euro auf nun 11.784 Euro für Alleinstehende angehoben. Für zusammenveranlagte Ehepaare gilt genau der doppelte Betrag von 23.568 Euro.
Aufgrund der späten Anpassung des Freibetrags haben Beschäftigte der Vereinigten Lohnsteuerhilfe (VLH) zufolge in den ersten elf Monaten des Jahres zu viel Lohnsteuer abgezogen bekommen. Der Ausgleich erfolgt jetzt mit der Dezember-Abrechnung auf einen Schlag - dadurch wird weniger Lohnsteuer vom Bruttogehalt abgezogen.
Freibetrag steigt: Höheres Dezember-Gehalt für Beschäftigte
Was das konkret für den Geldbeutel bedeutet, wird durch ein Beispiel deutlicher:
Ein lediger und kinderloser Arbeitnehmer mit einem Monatslohn von 3.000 Euro hat laut dem Lohnsteuer-Rechner des Bundesfinanzministeriums bis November monatlich 322,08 Euro Lohnsteuer gezahlt.
Die nachträgliche Anpassung des Grundfreibetrags sorgt dafür, dass ihm im Dezember lediglich 288,08 Euro abgezogen werden - also gut 34 Euro weniger.
Bei größerem Verdienst fällt der Betrag entsprechend größer aus, bei einem niedrigeren Gehalt kleiner.
Bei einer Familie mit zwei Kindern und einem gemeinsamen Jahreseinkommen von 90.000 Euro bleiben der Familie insgesamt circa 68 Euro mehr Netto vom Brutto.
Übrigens: Die Anpassung des Grundfreibetrags hat auch Auswirkungen für Ruheständler. Sie sind nämlich dazu verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben, wenn ihre Gesamteinkünfte den Grundfreibetrag überschreiten. Diese neue Grenze liegt für sie für 2024 nun also bei 11.784 Euro anstatt zuvor 11.604 Euro.
Auszahlung automatisch mit dem Arbeitslohn
Es muss kein gesonderter Antrag gestellt werden, das steuerfreie Plus wird gemeinsam mit der Lohn- und Gehaltsabrechnung durch den Arbeitgeber automatisch ausbezahlt. Um den Verwaltungsaufwand zu minimieren, werden nicht alle Monatsabrechnungen für 2024 nachträglich korrigiert. Stattdessen kommt es zu einer Einmalzahlung mit dem Dezembergehalt.
Ab dem 1. Januar 2025 gib es dann regelmäßig eine paar Euros mehr aufs Konto. Lediglich Rentner und Selbständige kommen erst später, nachdem sie eine Einkommensteuererklärung eingereicht haben, zu ihrem Steuergewinn.
Berichte: Trotz Entlastungen 2025 weniger Netto vom Brutto
Trotz der geplanten Steuerentlastungen haben viele Haushalte im neuen Jahr nach Medienberichten unterm Strich voraussichtlich weniger Geld zur Verfügung. Vor allem die steigenden Sozialabgaben führten dazu, dass viele Bürger dann weniger Netto vom Brutto hätten. Das berichtete zuletzt die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die geplanten Steuerentlastungen reichten nicht aus, um die negativen Effekte auszugleichen.
Für einen Single mit einem Durchschnittseinkommen von 50.000 Euro brutto im Jahr würde sich laut „Welt am Sonntag“ die Mehrbelastung nur von 233 Euro auf 38 Euro netto im Jahr reduzieren. Auch bei Alleinerziehenden reichten Kindergelderhöhung und veränderter Einkommensteuertarif oft nicht aus, um aus dem Minus ein Plus zu machen. Nur gemeinsam veranlagte Paare mit Kindern könnten sich je nach Einkommenshöhe über mehr Netto freuen.
Im Bundestag soll vor der Neuwahl noch ein Gesetz zum Ausgleich der kalten Progression bei der Einkommensteuer und zur Erhöhung des Kindergeldes beschlossen werden.
Gehaltserhöhung 2025: Fast die Hälfte ist pessimistisch
Die schlechte wirtschaftliche Stimmung in Deutschland macht sich auch bei den Gehaltserwartungen bemerkbar. Fast die Hälfte der Beschäftigten (47 Prozent) rechnet 2025 nicht mit einer Gehaltserhöhung, so das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu.
Viele sehen die Chancen auf eine Gehaltserhöhung wohl derart pessimistisch, dass sie das Thema gar nicht erst ansprechen möchten. Fast jeder und jede Zweite (46 Prozent) gibt in der Umfrage an, das eigene Gehalt in nächster Zukunft nicht mit dem Arbeitgeber verhandeln zu wollen.
Der Rest der Befragten nimmt sich das Gehaltsgespräch mit der Führungskraft hingegen zu unterschiedlichen Zeitpunkten vor. Etwas mehr als ein Viertel der Beschäftigten (27 Prozent) möchten ihr Gehalt der Umfrage zufolge zu Beginn des neuen Jahres verhandeln. 16 Prozent setzen auf das nächste Quartalsgespräch. Und immerhin 11 Prozent nehmen sich eine Gehaltsverhandlung noch in diesem Jahr vor.
Für die repräsentative Studie hat das Marktforschungsinstitut Bilendi im November 2024 gut 1080 Beschäftigte befragt. (dpa/tmn)