TDiamant, Urne, Rakete: Das sind die Trends bei Bestattungen

Urnenbestattungen liegen im Trend. Es gibt aber auch Bestattungen, die auf natürliche Zerfallsprozesse und Materialien beruhen, die schnell und ohne Rückstände abbaubar sind. Foto: Thomas Frey/dpa
Immer häufiger werden Leichen verbrannt als im Sarg bestattet zu werden. Was mit der Asche passiert, dafür gibt es viele Möglichkeiten: in die Urne, ins Meer, ins Weltall. Und dann gibt es noch eine Form der Bestattung, die nur in Schleswig-Holstein erlaubt ist.
Landkreis. Das traditionelle Bild von Trauer und Bestattung verändert sich. Sargbestattungen mit öffentlichen Trauerfeiern und zahlreichen Gästen werden seltener und die Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen steigt. Ballonbestattung, Weltraumbestattung, der Diamant aus der Asche der Verstorbenen oder die Reerdigung - es gibt mittlerweile viele ungewöhnliche Bestattungsformen. Sie eint: Der Leichnam muss verbrannt werden.
Wie in der gesamten westlichen Welt wird auch in der Stader Region die Kremation immer mehr zur Norm. Das bestätigen Dirk Eddelbüddel vom Bestattungshaus Fricke & Höft Stade, Jörg Klintworth von Klintworth Bestattungen in Helmste und Thomas Stelzer vom Bestattungshaus Queren & Sohn in Stade.
80 Prozent Feuerbestattungen
Feuerbestattungen sind Grundlage für die verschiedenen Bestattungsarten, in denen die Asche der Verstorbenen an unterschiedliche Orte verbracht wird - in den Wald, ins Meer, in Urnengräber, auf den örtlichen Friedhof. Etwa 80 Prozent Feuerbestattungen stehen 20 Prozent Sargbestattungen gegenüber.
Eine Entwicklung in den vergangenen Jahren ist die Entstehung von alternativen Bestattungs- oder Grabarten. Neben länger existierenden Optionen wie der Seebestattung zählen dazu mittlerweile auch Baumbestattungen, Urnenabteile in Kolumbarien, gemeinschaftliche Urnengräberanlagen mit und ohne Namensnennung, anonyme Streufelder für Asche und selbst exotische Formen wie die Weltraumbestattung oder der Aschediamant.
Teil der Asche in eine tschechische Silvesterrakete
Es gebe da ganz kuriose Formen, berichtet Thomas Stelzer: „Da könnte man einen kleinen Teil der Asche in eine tschechische Silvesterrakete oder in Bleistiftminen packen oder in der Schweiz einen Diamanten pressen lassen. Das ist Geschmackssache und hier in der Gegend kaum angefragt.“
Die drei befragten Bestatter erklären unisono den Trend, die Verstorbenen an gepflegten Graborten wie Kolumbarien, den Buchenhain auf dem örtlichen Friedhof oder auf Gemeinschaftsanlagen bestatten zu lassen. „Für die Hinterbliebenen hat das den Vorteil, dass sie sich nicht um die Grabpflege kümmern müssen und trotzdem wissen, wo ihr Familienmitglied begraben ist“, sagt Jörg Klintworth. Viele Kunden wünschten sich, dass ihre Angehörigen keine Arbeit mit der Grabpflege haben sollen.
Feuerbestattung
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Aus diesem Grund werden auch Baumbestattungen zunehmend nachgefragt. Im Gegensatz zu konventionellen Ritualen, die oft mit Tristesse assoziiert werden, schafft die Baumbestattung eine Brücke zur Lebenskraft der Natur und bietet Angehörigen einen Ort der Erinnerung und des Gedenkens, der Lebendigkeit ausstrahlt.
Reerdigungen sind aktuell nur in Schleswig-Holstein erlaubt
Die Vorstellung, dass der Verstorbene Teil eines lebenden, wachsenden Baums wird und so weiterhin Teil des Lebenszyklus bleibt, ist für viele tröstlich und spricht ihre seelischen Bedürfnisse an. „Allerdings sind auch diese Nachfragen abhängig vom Wohnort der Hinterbliebenen“, weiß Thomas Stelzer. In der Region gibt es Friedwälder in Neukloster, Nottensdorf und in der Wingst. Leben die Hinterbliebenen in der Nähe solcher Friedwälder, ist festzustellen, dass dann diese Grabart favorisiert wird.
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Ein ganz neuer Trend, der vom Umweltschutzgedanken getragen ist, sind die sogenannten Reerdigungen. Statt mit Chemikalien konservierte Körper in Metallsärgen und Beton-Gruften zu begraben, setzen diese Bestattungen auf natürliche Zerfallsprozesse und Materialien, die schnell und ohne Rückstände abbaubar sind. Die Leichname werden in biologisch abbaubare Behälter eingeschlossen und an Orten beerdigt, die dazu bestimmt sind, natürliche Lebensräume zu sein oder zu werden. Reerdigungen sind aktuell aber nur in Schleswig-Holstein erlaubt.
Seebestattungen erfreuen sich ebenfalls wachsender Beliebtheit, was im Hinblick auf die geografische Lage dieser Region verständlich ist. Egal, ob als letzte Ehrbezeugung für Personen mit einer maritimen Lebensgeschichte oder als sinnbildliche Geste des „Zurückkehrens zur Natur“ - auch diese Form der Bestattung hat ihren Reiz und auch hier kennen die Angehörigen den Ort der Bestattung.