TDie Rebhuhn-Retter von der Geest - Zuwachs von 57 Tieren

Die Rebhuhn-Retter von der Geest am neuen Biotop bei Brest. Foto: Laudien
Rebhühner sind vom Aussterben bedroht. Jäger, Landwirte und Sponsoren kämpfen im Raum Kutenholz dagegen an. Was sie zwischen Aspe und Brest schon bewirkt haben.
Aspe. Der Revierruf des Rebhuhn-Männchens ist ein schnarrendes „girrhäk“. Doch immer seltener hört oder sieht man auf Feld und Flur Rebhühner. Sie sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste für gefährdete Arten. Aber es gibt Hoffnung. Auf der Geest haben bereits Maßnahmen dazu geführt, dass sich der Rebhuhn-Bestand langsam erholt.

Das Rebhuhn ist vom Aussterben bedroht. Foto: Sina Schuldt/dpa
Über 130 Rebhuhnschutzprojekte gibt es in Deutschland - auch in Ohrensen, Bargstedt, Mulsum und seit vergangenem Jahr in Aspe und Brest. Um zu zeigen, was sich dort in den vergangenen Monaten getan hat, lud die Stader Jägerschaft zu einem Treffen ein.

Jäger und Rebhuhn-Retter: Helmut Dammann-Tamke (links) und Jens Hariefeld (rechts) beim Treffen in Brest. Foto: Laudien
Auf dem Hof von Familie Wölfel in Brest trafen sich Jäger, Landwirte, Naturschützer und Sponsoren - darunter der Präsident des Deutschen Jagdverbandes Helmut Dammann-Tamke, Landrat Kai Seefried, dessen Ehefrau Julia Seefried, stellvertretende Vorsitzende der Stader Jägerschaft und der Vorsitzender Jens Hariefeld, Dr. Andreas vom Stader Naturschutzamt, Kutenholz‘ Bürgermeisterin Sandra Lemmermann, Stades DOW-Werksleiter Carl Parnham sowie weitere Unterstützer, denen das Rebhuhnschutzprojekt am Herzen liegt.

Jäger, Landwirte, Naturschützer und Sponsoren am neuen Biotop - eine der Maßnahmen im Rebhuhnschutzprojekt. Foto: Laudien

Fröhliche Trecker-Tour zum Biotop (von links): Landrat Kai Seefried mit Ehefrau Julia und Tochter Marie Thérese, Kutenholz’ Bürgermeisterin Sandra Lemmermann und Kreisjägermeister Axel Schuldt. Foto: Laudien
Keine Jagd auf Rebhühner
Bis 1991 wurde das Rebhuhn im Projektgebiet bejagt. Doch als die Bestände gefährdet waren, stellten die ortsansässigen Jäger die Jagd auf das Rebhuhn ein. „Die Jägerschaft ist genauso wie die lokale Landwirtschaft an einem nachhaltigen Umgang mit der Natur interessiert“, betonte Luca Apendier, Jäger und Mitbegründer der Kitzrettung Aspe, der das Rebhuhnschutzprojekt den Beteiligten präsentierte.

Jens Hariefeld, Vorsitzender der Stader Jägerschaft, erklärt Maßnahmen des Rebhuhnschutzprojektes. Foto: Laudien
Zu dem drastischen Bestandsrückgang bei Rebhühnern führten drei Ursachen, so Apendier:
- 1. Verlust von Brutplätzen durch großflächige Zerstörung von Hecken, Feldrainen und Brachen.
- 2. Insektenmangel in den Feldern durch Pestizideinsatz.
- 3. Angestiegene Bejagung durch natürliche Feinde und den Menschen.
Durch die verarmte Landschaft und fehlende Strukturen sei es für Füchse, die sich in den letzten Jahren stark vermehrt haben, ein leichtes Spiel, die verbliebenen Rebhühner zu erbeuten.
Rebhuhn-Feinde wie der Fuchs werden gefangen
Christoph Wölfel, Jäger und Landwirt in Brest, bewirtschaftet Flächen in der Umgebung und setzt sich ebenfalls aktiv für das Rebhuhnschutzprojekt ein. Für die natürlichen Feinde wie den Fuchs, der sich auch über die Eier der Rebhühner hermacht, hat er Fallen aufgestellt für die Prädatoren, also Tiere, die Tiere auffressen. Vergangenes Jahr konnten dadurch 16 Füchse, 18 Waschbären, 12 Marder sowie weitere invasive Arten wie Dachs und Iltis gefangen werden. „Die Füchse sind weniger geworden - das ist ein gutes Zeichen“, sagte Wölfel.

Das Biotop bei Brest wurde mit finanzieller Unterstützung der Bingo-Umweltstiftung angelegt. Foto: Laudien
Zur Verbesserung der Rebhuhn-Population gehört aber auch die Nahrungsversorgung. Im Winter stellte Wölfel dazu Futtereimer mit Weizen auf. Darüber hinaus benötigt insbesondere der Rebhuhn-Nachwuchs Insekten wie Käfer und Schmetterlingsraupen. Da vor Ort außerdem Wasser fehlte, schuf Wölfel dank der Bingo-Umweltstiftung als Sponsor ein Biotop als Lebensraum für Insekten.

Jens Hariefeld und Carl Parnham, Werksleiter der Dow in Stade, die das Rebhuhnprojekt finanziell unterstützt. Foto: Laudien
Helmut Dammann-Tamke, bis 2022 für die CDU Mitglied des Niedersächsischen Landtages, sieht Ursachen in der Agrarpolitik. Sie müsste seiner Meinung nach Landwirte mehr unterstützen. „Nicht nur Roggen und Hafer, auch Blühstreifen müssen unternehmerisch interessant sein.“ Außerdem werde von den Landwirten immer mehr Mais angebaut, doch das sei kein Lebensraum für Rebhühner.
100.000 Euro Projektförderung
Die Jägerschaft Stade hat aktuell Rebhuhnschutzprojekte in Ohrensen, Oldendorf, Mulsum, Kutenholz sowie Brest und Aspe auf einer Gesamtprojektfläche von circa 10.000 Hektar. Der Landkreis unterstützt die Projekte finanziell und ist auch beratend tätig, dazu liefert die Jägerschaft Monitoringdaten für die Naturschutzarbeit des Landkreises. Neben Mitteln aus der jagdfördernden Jagdabgabe von jährlich 35.000 Euro beträgt die Projektförderung für Rebhuhn- und Wiesenvogelschutz etwa 100.000 Euro aus Naturschutzfonds, von denen neben Rebhühnern auch viele andere Tiere und Pflanzen profitieren.
Durch die Kombination aus Lebensraumverbesserung, Prädatorenbejagung und aktiver Zusammenarbeit mit Landwirten, Jägern und Behörden konnten bei dem Rebhuhnschutzprojekt in Brest und Aspe bereits sichtbare Erfolge erzielt werden: Im ersten Projektjahr 2023 gab es einen Zuwachs von 49 Rebhühnern, 2024 von 56 Rebhühnern.
„Das Rebhuhnschutzprojekt ist auf einem guten Weg“, resümierte Jens Hariefeld. „Jäger und Landwirte müssen aber weiterhin an einem Strang ziehen - und Hegeringe dazu Maßnahmen ergreifen. Dafür sind aber unbedingt Fördermittel notwendig.“
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