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TDie Wahl vor der Wahl: CDU-Kandidaten bringen sich in Stellung

Diese fünf Kandidaten der CDU wollen für den Landkreis Stade in den Bundestag einziehen.

Diese fünf Kandidaten der CDU wollen für den Landkreis Stade in den Bundestag einziehen. Foto: Montage

Basisdemokratisch geht die CDU im Wahlkreis Stade/ Rotenburg bei der Aufstellung ihres Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst 2025 vor. Fünf Bewerber stehen bereit - und es gibt Zoff im eigenen Laden.

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Von Lars Strüning
Mittwoch, 31.07.2024, 19:26 Uhr

Stade. Am 28. September 2025 fällt die Entscheidung, welche Partei und welcher Kandidat den Wahlkreis Stade I/ Rotenburg II gewinnt. Dann findet voraussichtlich die Bundestagswahl statt. Mit großer Spannung blickt die lokale politische Welt zuvor auf den 19. September 2024. Dann läuft ab 19 Uhr in der Buxtehuder Festhalle der finale Countdown bei der CDU in der Region.

Die Mitmachpartei hat in Buxtehude die Qual der Wahl

Die Christdemokraten, so hatte es die Stader Kreisvorsitzende Melanie Reinecke als Parole ausgegeben, sei eine Mitmachpartei. Das heißt in der Konsequenz, dass bei den Bewerberinnen und Bewerbern keine Vorauswahl stattfindet. Und dass das gesamte Parteivolk darüber abstimmen darf, wer für die CDU in der Region Stade/ Rotenburg nächstes Jahr ins Rennen geht. Bislang hatte Oliver Grundmann aus Stade das Bundestagsmandat inne. Er hat seinen Rückzug erklärt.

Zu dieser Urwahl werden bei fünf Kandidaten mehrere Hundert Mitglieder erwartet. Je mehr Anhänger die einzelnen Bewerber motivieren können, desto höher ist ihre Chance, gewählt zu werden. Erwartungsgemäß müsste es zu einer Stichwahl kommen, wo die beiden Bestplatzierten aus der ersten Wahl noch mal gegeneinander antreten. Wer das sein wird, darüber herrscht großes Rätselraten. Das hängt dann vielleicht auch neben den regionalen Vorlieben von der Tagesform ab. Wessen Auftritt, wessen Argumente überzeugen die Parteimitglieder?

Spannend ist dabei vor allem die Rolle von Birgit Butter. Sie ist Ortsbürgermeisterin in Buxtehude-Hedendorf, stellvertretende Stader Landrätin und Landtagsabgeordnete. Sie gilt als in Stadt und Land gut vermittelbar. Doch ihre Kandidatur überraschte viele in der Partei, weil sie offenbar nicht abgesprochen war und sie erst seit anderthalb Jahren im Landtag sitzt. Kann die Partei das verzeihen?

Die Kandidaten: Ihr Programm, ihr Wahlkampf

Wie bringen sich die Kandidaten in Stellung, worauf setzen sie inhaltlich, wie gestalten sie ihren parteiinternen Wahlkampf? Das TAGEBLATT stellt das Quintett in alphabetischer Reihenfolge vor:

Nico Burfeind (25). Er ist der Jüngste in der Runde und war bisher vor allem in der Region Sittensen verortet. Burfeind bekleidet diverse Ehrenämter in der Partei und parteinahen Organisation. Er ist Mitarbeiter bei Birgit Butter, hatte früh seine Kandidatur bekanntgegeben.

Nico Burfeind aus Sittensen.

Nico Burfeind aus Sittensen. Foto: Heiko Hastedt

Burfeind sieht den Job des Bundestagsabgeordneten vor allem als Wahlkreisvertreter. „Das ist das A und O“, sagt er im TAGEBLATT-Gespräch. Sollte er gewählt werden, verstände er sich als Dienstleister für die Menschen in der Region Rotenburg/ Stade. Er will vermitteln, Türen öffnen, Gelder akquirieren.

Wichtig ist ihm im heterogenen Wahlkreis, nicht Stadt und Land gegeneinander auszuspielen. Die innere Sicherheit mit der Migrationspolitik soll einen Schwerpunkt bilden in seiner politischen Arbeit. Damit ist er in der CDU wahrlich nicht allein.

Nico Burfeind ist derzeit noch passiv, was Werbung in eigener Sache anbelangt. Er versuche, sich durch viele Gespräche bei den Menschen vorzustellen.

„Vier-Tage-Woche können wir uns nicht leisten“

Birgit Butter (52). Sie ist die Erfahrenste in der Runde. Zurzeit nimmt sie eine kleine Auszeit von der Politik, turnt in Paris bei den Olympischen Spielen herum. „Als Innenpolitikerin setze ich mich schwerpunktmäßig für das Thema Innere Sicherheit ein“, sagt sie. Die größte Herausforderung stelle die Migration dar.

Butter will sich auch für gleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land einsetzen. Mangelnde Ärzte- und Krankenhausversorgung, Mobilität, Pflegenotstand und Fachkräftemangel träfen die ländliche Region stärker als Ballungszentren.

Birgit Butter aus Buxtehude.

Birgit Butter aus Buxtehude. Foto: privat

„Wir müssen zurückkehren zum Leistungsprinzip, um unseren Wohlstand halten zu können“, so Butter. „Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn werden wir uns nicht leisten können.“ Das Bürgergeld müsse überprüft werden. Unternehmen, Mittelstand und Familien müssten steuerlich und von Überregulierung entlastet werden.

Butter durchläuft derzeit diverse Vorstellungsrunden, ist auf Instagram und Facebook präsent und veröffentlicht monatlich einen Newsletter über ihre Arbeit als Landtagsabgeordnete.

Sabrina Klapper (37). Sie ist die Neueinsteigerin in der großen CDU-Politik. Sabrina Klapper steht für Innere Sicherheit und Wirtschaftsförderung. Sie prangert die teils kriminellen Verhältnisse in der Stadt Stade an, zuletzt in einer ARD-Reportage über Clan-Kriminalität, und betreibt hauptberuflich das Restaurant Klapperina im Stader Kino-Komplex am Stadthafen.

„Ich will eine neue Schaffenskraft“

Migration, Integration, Klärung von Bedürftigkeiten sind ihre Schlagworte. Sie möchte was bewegen, das Land müsse sich bewegen. Klapper: „Ich will eine neue Schaffenskraft.“ Ihr fehle zurzeit der positive Spirit in der Regierung und in der Politik allgemein.

Sabrina Klapper aus Stade.

Sabrina Klapper aus Stade. Foto: Privat

Klapper ist nicht die typische Parteigängerin. Ganz bewusst setzt sie auf diese Rolle der Außenstehenden, die sich aber mit ihren Themen gut aufgehoben fühlt in der CDU. Klar und deutlich in der Sprache, geradlinig im Handeln, das sei ihre Devise. Wie Klapper tickt, ist in ihrem neuen Instagram-Podcast zu hören. Der heißt vielsagend „Völlig unbekannt“.

Alexander Krause (37). Er ist tief in der Partei verwurzelt. Lange Jahre war er Vorsitzender der Jungen Union im Bezirk Elbe-Weser. Zudem war er Vize der CDU im Kreis Stade und Vorsitzender in Buxtehude. Beruflich ist Krause in Hannover bei der IHK unterwegs als Leiter einer Stabsabteilung.

Alexander Krause aus Buxtehude.

Alexander Krause aus Buxtehude. Foto: Gottfried Schwarz

Politisch hat Krause einen klaren Kurs, der sich wenig von der Mitbewerberin Butter aus dem eigenen Ortsverband unterscheidet. Eine unbürokratische Wirtschaftspolitik, die Fragen des ländlichen Raumes und einer guten Versorgung, die äußere und die innere Sicherheitspolitik treiben ihn um.

„Wahlkampftour: Das ist eine Mega-Erfahrung“

Krause ist derzeit viel unterwegs, hat fast alle Ortsverbände im Wahlkreis besucht, sich vorgestellt und sei auf „viel Offenheit“ gestoßen. „Das ist eine Mega-Erfahrung“, sagt er. Wer ihn nicht persönlich trifft, kann Krause im Internet und auf Instagram besuchen und auch schon die ersten Unterstützer kennenlernen.

Vanessa Kim Zobel (36). Sie wählt einen pragmatischen Ansatz. „Meine inhaltlichen Schwerpunkte leite ich aus meinem Alltag als Kundenbetreuerin in einer Bank ab“, sagt sie. Die Bürger möchten ihren Lebensstandard halten und zuversichtlicher auf die Zukunft schauen, so ihr Eindruck. Das könne nur funktionieren, wenn ein arbeitender Mensch von seinem Bruttolohn mehr Netto übrig hat. Dies steigere die Kaufkraft und verbessere die Lebensqualität.

Vanessa Zobel aus Bremervörde.

Vanessa Zobel aus Bremervörde. Foto: bz

Den Unternehmen, so Zobel, gehe es ähnlich: „Die Kosten für Bürokratie und Energie sollten sinnvolle Investitionen in Innovationen nicht verhindern.“ Wichtig für sie auch: Deutschland müsse wettbewerbsfähig bleiben. „Als Soldatenfrau ist es mir ein besonderes Anliegen, dass unsere Bundeswehr verteidigungsfähig wird.“ Dafür müsste sie personell und materiell noch besser aufgestellt werden.

Vanessa Kim Zobel lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern im Bremervörder Ortsteil Mehedorf. Dort ist sie seit acht Jahren ehrenamtliche Ortsbürgermeisterin. Sie ist ebenfalls stellvertretende Bürgermeisterin in Bremervörde. Um ihre Botschaften unters Volk zu bringen, nutze sie die sozialen Netzwerke und nach wie vor die Tageszeitung. Zudem „finden tolle Veranstaltungen in den Gemeindeverbänden und Vereinigungen statt“.

Die ersten Termine mit allen fünf Bewerbern

Mindestens zwei Termine sind schon fix: Die MIT, Bezirk Elbe Weser, trifft die fünf Bewerber für die Bundestagskandidatur am 14. August um 19 Uhr im Hotel Daub, Bahnhofstraße 2, in Bremervörde. Einen Tag zuvor lädt die Junge Union ein zum Grill-Büfett und Kennenlernabend am Dienstag, 13. August, von 18 Uhr an in der Gaststätte „Zum Huvenhoop Gaststätte - Torsten Grotheer“ in Augustendorf 5 (Gnarrenburg).

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