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Fußball-Regionalliga

TDie aggressivere Topmannschaft kauft D/A den Schneid ab

Trainer Oliver Ioannou sah eine verdiente Niederlage.

Trainer Oliver Ioannou sah eine verdiente Niederlage. Foto: Struwe (Archiv, nomo)

Die 2:3-Niederlage beim SV Meppen ist für D/A ein Rückschlag im umkämpften Titelkampf. Der Trainer vermisste im Spitzenspiel entscheidende Attribute. Eine Analyse.

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Von Jan Bröhan
Samstag, 25.10.2025, 15:55 Uhr

Drochtersen. Es gibt Niederlagen, die müssen schlicht akzeptiert werden. So erging es auch D/A-Trainer Oliver Ioannou. Bei der Pressekonferenz hatte er das erste Wort. Er gratulierte dem SV Meppen zu dem „verdienten Sieg“. Ioannou analysierte dann schon die entscheidenden Spielszenen.

Einen Tag später schaute er sich das Spiel zu Hause gleich noch mal an - es sind einige Dinge zusammengekommen, die die Drochterser in so einem Spiel als verdiente Verlierer dastehen ließen.

Eine Szene stand sinnbildlich für das insgesamt nicht funktionierende D/A-Spiel in einem hitzigen, kampfbetonten Topduell: In der 77. Minute wollte Allah Hamid nach einem Ballgewinn im Mittelfeld das schnelle Umschaltspiel ankurbeln. Nur: Ihm fehlten bei seinem Sprint die nötigen Anspielstationen. Er verlor den Ball wieder. Er haderte.

Einige Spieler können ihr Leistungsvermögen nicht abrufen

Hamid war eine Woche zuvor noch für seine „Festspiele“ gegen Lübeck mit drei Toren und einer Vorlage gefeiert worden. In Meppen unterliefen auch ihm ungewohnt viele Fehlpässe und Ballverluste.

Nach sechs Siegen in Folge ausgebremst: Einige D/A-Spieler, wie auch Allah Hamid, konnten in Meppen nicht ihr ganzes Leistungsvermögen abrufen.

Nach sechs Siegen in Folge ausgebremst: Einige D/A-Spieler, wie auch Allah Hamid, konnten in Meppen nicht ihr ganzes Leistungsvermögen abrufen. Foto: Struwe (Archiv)

„Viele von uns hatten keinen guten Tag“, sagt Ioannou. D/A hatte zu viele Ungenauigkeiten im Spiel. „Ich hätte mir mehr Mut mit dem Ball gewünscht“, so der Trainer. Seine Mannschaft hat es nicht geschafft, Ballbesitz zu kreieren, sich Ruhe im Aufbau zu erarbeiten. D/A suchte zu schnell die riskanten Pässe in dem eh zerfahrenen Spiel und hatte dadurch zu schnelle Ballverluste.

Dabei hätte das Spiel nicht besser beginnen können

Schon nach zwei Minuten ließ sich der erfahrene Erik Zenga - spielte unter anderem von 2018 bis 2023 für Zweitligist Sandhausen - zu einem unnötigen Foul an der äußersten Strafraumkante an Hamid hinreißen. Den Elfmeter verwandelte Haris Hyseni sicher zum 1:0. D/A feierte und die 7653 Fans in der Hänsch-Arena tobten. Das Kampfspiel war eröffnet.

Allein acht der insgesamt zehn Gelben Karten zückte Schiedsrichter Marco Scharf in der ersten Halbzeit. „Es ist extrem schwierig, gegen einen extrem aggressiven Gegner das Spiel ruhig zu machen“, sagt Ioannou.

In den ersten 30 Minuten waren D/A und der stark besetzte Gastgeber, der zuvor fünf Heimspiele in Folge mit 21:1 Toren gewann, ebenbürtig. Die einzige Chance nach gekonnter Kombination vollendete Thorben Deters aber zum 1:1-Ausgleich (15.). Deters war vor der Saison von Zweitligist Preußen Münster gekommen und steht für die Ambitionen des SV Meppen.

Kurz vor der Pause erhöht Meppen den Druck

Julian Ulbricht, vor der Saison von St. Pauli ins Emsland gewechselt und Führender der aktuellen Torschützenliste, eröffnete mit einem wuchtigen Abschluss die druckvolle Phase vor der Pause.

D/A hatte die Meppener nicht in ihr Kurzpassspiel kommen lassen. Auch der Gastgeber musste vornehmlich mit langen Bällen die Spieleröffnung suchen. „Doch sie wurden beim Kampf um die zweiten Bälle griffiger und kamen nach den Ballgewinnen auch besser ins Passspiel“, sagt Ioannou. „Das war für mich der Knackpunkt des Spiels.“

Siefkes musste noch eine Glanzparade nach einem ganz stark getretenen Freistoß auspacken. Und in der Nachspielzeit konnte sich der SVM über mehrere Stationen in den Strafraum kombinieren und Ulbricht schob ein zum 2:1 (45.+3), sein 15. Saisontreffer. „Das 1:1 muss man halten, das muss man besser wegverteidigen“, urteilt Ioannou.

In der zweiten Halbzeit beruhigt sich das Spiel etwas

Nach dem Seitenwechsel konnte sich der SVM auf das Halten seiner Führung konzentrieren. D/A sei zwar etwas besser im Spiel gewesen, so Ioannou, wurde dem Gastgeber aber nicht wirklich gefährlich.

„Meppen hatte die klareren Chancen“, so Ioannou. Bei dem Heber von Jonathan Wensing hatte D/A in der 67. Minute Glück, dass der Ball zu wenig Druck hatte und auf dem Weg ins Tor verhungerte. Höhepunkte waren insgesamt Mangelware.

In der 80. Minute wurde ein Abschluss von Hyseni nach einer Ecke noch auf der Linie geklärt. „Vielleicht hätte das dem Spiel noch eine andere Richtung gegeben“, sagt Ioannou, betont aber auch: „Das wäre ein sehr glücklicher Punktgewinn gewesen.“

Der Endstand wird erst in der Nachspielzeit erzielt

D/A bemühte sich natürlich, wollte den glücklichen Ausgleich noch erzwingen. So konnte Meppen kontern. Mika Stuhlmacher traf so zum vorentscheidenden 3:1 (90.+3). Das 2:3 (90.+7) von Matti Steinmann war nur noch Makulatur.

„Meppen hat uns gezeigt, wie es geht, wenn es fußballerisch nicht rund läuft“, sagt Ioannou, „sie haben uns den Schneid abgekauft.“ Kapitän Nico von der Reith musste kurz nach dem Seitenwechsel mit einem Nasenbeinbruch ausgewechselt werden. „Wir sind über die Zweikämpfe ins Spiel gekommen“, sagte SVM-Trainer Lucas Beniermann, seine Mannschaft habe die Widrigkeiten gut angenommen.

D/A muss sich nun schnell berappeln. Am Freitag steht schon das nächste Topduell an der umkämpften Tabellenspitze an. Dann gastiert Jeddeloh im Kehdinger Stadion.

Beniermanns Aussage, dass die Saison noch lang ist und die Liga spannend bleibt, darf D/A neuen Mut machen. In der Rückrunde müssen Oldenburg und Meppen noch nach Kehdingen. Und im eigenen Stadion ist D/A bisher genauso eine Macht wie Meppen in der Hänsch-Arena.

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